Im Schnitt 176.000 Euro im Jahr: In welchen Branchen GmbH-Geschäftsführer das meiste verdienen
Eine exklusive Studie legt die Vergütung von GmbH-Chefs in mehr als 60 Branchen offen. Das Durchschnittsgehalt sinkt leicht. BMW löst Audi als beliebtesten Firmenwagen der Manager ab.
Düsseldorf. Der typische Geschäftsführer einer deutschen GmbH ist männlich, 52 Jahre alt und fährt mit einem Dienstwagen der Marke BMW ins Büro. Gut 47 Stunden pro Woche arbeitet er für die Firma und hat im Pandemiejahr 2021 keine Gehaltserhöhung bekommen. Die jährliche Vergütung aus Festgehalt und Boni lag durchschnittlich bei 176.000 Euro.
Kolleginnen hat der Chef in der Geschäftsführung kaum: Der Frauenanteil in den Führungsetagen der in Deutschland meistverbreiteten Unternehmensform beträgt nur neun Prozent. GmbH-Managerinnen verdienen zudem deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen – und zwar bis zu zehn Prozent.
Das sind die Kernergebnisse einer breit angelegten neuen Studie zu den GmbH-Geschäftsführergehältern im Jahr 2020, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Rund 2700 angestellte Manager sowie geschäftsführende Gesellschafter nahmen daran teil. Erstellt wurde die Untersuchung vom Marktforschungsunternehmen BBE Media gemeinsam mit dem Deutschen Steuerberaterverband.
Im Vergleich zu 2019 ist die durchschnittliche Vergütung der Geschäftsführer damit im Corona-Pandemiejahr leicht gefallen. Nur bei gut einem Fünftel der GmbHs gab es eine Gehaltserhöhung für die Chefs - vornehmlich in Branchen, die gut durch die Krise kamen oder sogar von ihr profitierten: etwa in der Bauindustrie oder in der Chemie- und Pharmabranche.
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Dies deckt sich mit der Entwicklung bei den Gehältern der Vorstände von Dax-Konzernen. Deren Vergütung reagierte ebenfalls auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Bezahlung sank 2020 im Schnitt um 3,3 Prozent, wie eine Untersuchung der Aktionärsvereinigung DSW zeigt.
Die Ergebnisse zu den GmbH-Gehältern zeigen große Gehaltsunterschiede zwischen den Branchen und je nach Unternehmensgröße. BBE und der deutsche Steuerberaterverband erstellen jährlich eine renommierte Sammlung an Gehaltstabellen aus rund 60 Branchen – vom Chemiemanager über Einzelhändler bis zum Handwerks- und Hotelgeschäftsführer. Chefs aus den einzelnen Branchen können diese Daten als Richtwerte für ihre eigene Vergütung nehmen.
Die Tabellen werden auch von den Finanzämtern genutzt. Die Beamten nehmen die Daten aus dieser Untersuchung zur Orientierung etwa bei Betriebsprüfungen der GmbHs. Wenn die Gehälter der Geschäftsführer zu stark von denen in den Tabellen abweichen, werden die Beamten stutzig.
Die Bestverdiener unter den GmbH-Chefs kommen auch im Ranking für 2020 aus der Chemie- und Pharmaindustrie. Dort lag die jährliche Vergütung bei 263.000 Euro, davon 195.000 Euro Festgehalt und eine Tantieme von rund 68.000 Euro, die sich am Vorsteuergewinn orientiert.
Dabei handelt es sich um Medianwerte, sie liegen also genau in der Mitte aller Angaben. Die eine Hälfte der Geschäftsführer aus der Branche verdient mehr, die andere weniger.
Beide Branchen sind recht stabil durch die Coronapandemie gekommen. Ähnlich sah es in der Bau- und Holzindustrie aus, die weitgehend kaum vom Lockdown betroffen war und weiter vom Immobilienboom profitierte.
Geschäftsführer aus Bauzubehör- und Holzwirtschaft lagen 2020 auf Platz zwei der Bestverdiener. Sie kamen auf Gesamtbezüge von mehr als 213.000 Euro und profitierten dabei vor allem von einem starken Bonus. Gleichauf waren die Manager aus dem Fahrzeugbau, die in den Jahren zuvor stets allein auf Platz zwei lagen.
In der Industrie werden insgesamt die besten Gehälter gezahlt. In diesem Zweig verdienten die GmbH-Chefs 197.000 Euro (Medianwert), wovon 154.000 Euro allein auf das Festgehalt entfielen.
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Die Unterschiede zwischen einzelnen Wirtschaftszweigen sind groß. So rangieren Geschäftsführer aus dem Kfz-Handel am unteren Ende mit einer Gesamtvergütung von rund 120.000 Euro. Im boomenden Lebensmittelhandel – ebenfalls ein Profiteur im Coronajahr – kommen die GmbH-Chefs hingegen auf gut 180.000 Euro. Wer einen Großhandel im Import- oder Exportgeschäft führt, schaffte es 2020 sogar auf rund 200.000 Euro.
Die Gehälter variieren auch entsprechend der Unternehmensgröße deutlich. Bei GmbHs mit weniger als fünf Millionen Euro Umsatz verdienen die Geschäftsführer insgesamt 151.000 Euro, dies ist in der Studie kein Median-, sondern ein Durchschnittswert. Erreicht der Umsatz bis zu 25 Millionen Euro, steigt das durchschnittliche Gehalt auf 222.000 Euro. Bei noch größeren GmbHs streichen die Chefs dann im Schnitt 292.000 Euro ein.
Frauen verdienen zehn Prozent weniger als Männer
Die wenigen Frauen in den GmbH-Geschäftsführungen verdienen weiterhin schlechter als ihre Kollegen. Der Medianwert für eine Geschäftsführerin lag 2020 bei 145.000 Euro und fiel damit gut zehn Prozent geringer aus als bei den Männern. Die Schere wächst mit zunehmender Umsatzverantwortung. Und sie ist besonders ausgeprägt im Kreis der geschäftsführenden Gesellschafter.
Im Vergleich zu großen, börsennotierten Unternehmen zeigt sich: Während etwa die Dax-Konzerne bei der Besetzung ihrer Vorstände mit Frauen mittlerweile Fortschritte machen, verharrt der Anteil weiblicher Chefs in GmbHs bei nur neun Prozent.
Sehr viele GmbHs verstehen sich als Familienunternehmen. Bei diesen Firmen stellen auch andere Untersuchungen fest, dass Frauen es kaum bis in die oberste Führungsebene schaffen. „Wir beobachten, dass bei den börsennotierten Unternehmen gerade viele Frauen rekrutiert werden, da werden die Familienunternehmen trotz erster Fortschritte erst mal noch weiter abgehängt“, sagt Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der Allbright Stiftung in Deutschland.
Sehr viele GmbHs verstehen sich als Familienunternehmen. Bei diesen Firmen stellen auch andere Untersuchungen fest, dass Frauen es kaum bis in die oberste Führungsebene schaffen. „Wir beobachten, dass bei den börsennotierten Unternehmen gerade viele Frauen rekrutiert werden, da werden die Familienunternehmen trotz erster Fortschritte erst mal noch weiter abgehängt“, sagt Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der Allbright Stiftung in Deutschland.
Gehaltserhöhungen bekamen im Krisenjahr 2020 nur die wenigsten GmbH-Manager. Nur jeder fünfte Geschäftsführer kam in diesen Genuss. Am stärksten waren höhere Vergütungen noch im Handwerkssektor zu beobachten. Die Fachleute können sich wegen des Booms bei Neubau-Immobilien vor Aufträgen kaum retten.
In der Studie von BBE und dem Steuerberaterverband wurden auch die aktuellen Dienstwagen der GmbH-Geschäftsführer erfasst. 85 Prozent der Männer und 81 Prozent der Frauen in den Führungsetagen fahren einen Dienstwagen. Der Wert ist anhaltend hoch, allerdings hat sich die Präferenz verändert.
Geschäftsführer fahren gern SUV
Im vorigen Jahr war in der Studie die Marke Audi bei den Dienstwagen der Geschäftsführer führend. Nun hat Konkurrent BMW die beiden Spitzenplätze erobert: Danach liegen die SUVs der Xer-Reihe von BMW auf der Topposition, gefolgt von der BMW-5er-Reihe. Platz drei geht an den Audi A6, gefolgt von der Mercedes-E-Klasse. Frauen fahren tendenziell einen weniger teuren Dienstwagen.
Beim Vergleich der Arbeitszeiten zeigt sich: In Industrieunternehmen müssen die Geschäftsführer schon mal mehr als 50 Stunden die Woche ran. Doch über alle Branchen hinweg ist dies die Ausnahme. Gut ein Drittel arbeitet sogar nur 30 bis 40 Stunden die Woche, ebenso viele kommen auf maximal 50 Wochenstunden.
Die Gehaltstabellen von BBE dienen Finanzbeamten als Grundlage, wenn der Verdacht einer versteckten Gewinnausschüttung vorliegt. Das kann bei den geschäftsführenden Gesellschaftern der Fall sein, wenn deren Vergütung sehr hoch ist und stark von den üblichen Werten in der jeweiligen Branche abweicht. Mit verdeckten Gewinnausschüttungen kann eine Firma versuchen, die Steuerlast zu senken.
Als Anzeichen für eine verdeckte Gewinnausschüttung gilt, wenn der geschäftsführende Gesellschafter sich eine besonders hohe Tantieme auszahlen lässt. Der Fiskus orientiert sich zwar seit Längerem nicht mehr fest an der früheren 75-zu-25-Regel, wonach die variable Vergütung nicht mehr als ein Viertel des Gesamtgehalts ausmacht. In vielen GmbHs wird sie beim Geschäftsführergehalt aber noch immer als Maßstab und interne Regel genommen.
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