Die Sky-Zentrale in Unterföhring war bis März 2024 im Immobilien-Portfolio von Preos. - Bild: imago images
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Immobilienkonzern Preos ist insolvent

Nachdem ein Gericht die Stundung einer 250 Millionen Euro schweren Anleihe ablehnte, meldet der Spezialist für Büroimmobilien nun offiziell Insolvenz an. Welche Folgen hat das für den Großaktionär Publity AG?

Der kriselnde Büroimmobilienkonzern Preos hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Leipzig setzte den Juristen Rainer M. Bähr von der Kanzlei Hermann Wienberg Wilhelm als vorläufigen Insolvenzverwalter ein. Das Unternehmen, das offiziell Preos Global Office Real Estate & Technology AG heißt, rutschte in die Zahlungsunfähigkeit, nachdem das Oberlandesgericht Frankfurt Ende Juni einen so genannten Freigabeantrag des Unternehmens abgelehnt hat und sich damit weigerte, die Stundung fälliger Zinsen einer 250 Millionen Euro schweren Preos-Anleihe zu genehmigen. Die Stundung hatte das Unternehmen zwar unter anderem im Dezember des vergangenen Jahres mit der Mehrheit einer Gläubigerversammlung durchgesetzt.

Doch einzelne Anleger wehrten sich juristisch: Sie reichten mehrere Anfechtungsklagen ein und setzten eine Einstweilige Verfügung durch. Mithilfe des Freigabeverfahrens wollte Preos die Beschlüsse der Gläubigerversammlung bestätigen – jedoch ohne Erfolg. „Am Ende ist es entscheidend gewesen, dass wir das Freigabeverfahren nicht gewonnen haben. Das wollten wir vermeiden“, sagte Preos-Vorstand Frank Schneider auf Nachfrage der WirtschaftsWoche. Für Preos bedeutete die Entscheidung, dass das Immobilienunternehmen die gestundeten Zinsen rückwirkend auszahlen muss. Preos-Manager Schneider spricht in dem Zusammenhang von Zahlungen in Höhe von etwa zehn Millionen Euro. Geld, über das Preos aktuell nicht verfügt. „Daher haben wir den Insolvenzantrag unmittelbar nach der Entscheidung gestellt“, sagt Schneider.

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Irritationen in Leipzig

Doch warum hat es mehrere Wochen gedauert, bis ein vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt wurde?

Grund dafür sollen Irritationen bei der Wahl des Amtsgerichts gewesen sein. Die Preos AG, die formal ihren Sitz in Frankfurt hat und dort auch im Handelsregister gemeldet ist, hat den Insolvenzantrag am Amtsgericht Leipzig gestellt. „Die ganzen wirtschaftlichen Entscheidungen werden von Leipzig aus getroffen. Hier liegen auch die Akten“, sagt Schneider. Doch die sächsischen Richter waren mit der Begründung erst einmal nicht einverstanden. Erst nach dem Austausch mehrerer Schriftsätze wurde das Verfahren am Amtsgericht Leipzig zugelassen.

Die Verantwortlichen der Preos AG wollen nun das Gespräch mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Rainer M. Bähr suchen. Ziel sei eine Sanierung und Restrukturierung des Immobilienunternehmens, die im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens erfolgen soll. Ein positives Ergebnis hänge aber „von der Zustimmung der Gläubiger“ ab, sagt Schneider. Ob eine Sanierung gelingt, ist jedoch fraglich. Wie das „Handelsblatt“ zuletzt berichtete, verfügt Preos „über keine Immobilien mehr“. So soll Anwältin Sonja Hoffmann von der Kanzlei White & Case, die Preos vor dem Oberlandesgericht Frankfurt vertrat, während der Verhandlung gesagt haben: „Die Gesellschaft ist leer, die Grundstücke sind verkauft, es ist nichts da, die Gesellschaft hat kein Geld, was irgendwie verteilt werden könnte.“

Die Insolvenz könnte auch Folgen für ein weiteres Unternehmen haben. Große Teile der Preos-Aktien werden laut des letzten veröffentlichten Geschäftsberichts aus dem Jahr 2022 von der Publity AG gehalten. Bereits im Vorjahr musste das Unternehmen Preos-Aktien um 151 Millionen Euro abwerten - und mit weiteren negativen Effekten wurde bereits gerechnet.

Auswirkungen auf Publity?

Im Publity-Geschäftsbericht des Jahres 2023 heißt es: „Auf Grundlage der aktuellen Restrukturierung der Preos-Wandelschuldverschreibung 19/24 und der somit bestehenden Unsicherheiten, bezüglich der Umsetzung der Beschlüsse kann die Publity AG eine weitere Abwertung des Finanzanlagevermögens nicht ausschließen.“ Dies könne negative Auswirkungen auf das Eigenkapital haben.

Frank Schneider, der auch Vorstand von Publity ist, sieht durch die Preos-Insolvenz jedoch keine „dramatischen Auswirkungen“ auf das Unternehmen. „Es gibt Abschreibungsbedarf, dieser kann aber durch andere Vermögenstransaktionen kompensiert werden“, sagt Schneider. Anleger sind da weitaus skeptischer. Die Publity-Aktie, die am Donnerstagmorgen noch bei 2,50 Euro gehandelt wurde, brach bis zum Nachmittag zwischenzeitlich auf 1,80 Euro ein.

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