Introversion bei der Jobsuche: So machst Du aus der vermeintlichen Schwäche eine Stärke
Bei Bewerbungsprozessen sowie im Arbeitsalltag wird Introversion oft als Schwäche betrachtet – zu Unrecht, denn eigentlich stecken in ihr gleich mehrere Stärken. Diese zu erkennen und richtig zu präsentieren, kann Deine Jobchancen erheblich steigern. Hier erfährst Du, wie Dir das gelingt.
Die richtigen Kontakte und ein großes Netzwerk im Allgemeinen sind im Berufsleben bekanntlich wichtige Türöffner. Extrovertierte Menschen haben im Job daher oft einen Vorteil, was in Bewerbungsgesprächen, bei Networking-Events, auf Geschäftsreisen, bei Firmenfeiern und in vielen weiteren Situationen gilt. Introvertierte Persönlichkeiten fühlen sich hingegen schnell überfordert, wenn um sie herum zu viel Trubel ist, wenn sie mit fremden Menschen sprechen oder sich vor einer Gruppe präsentieren sollen – beispielsweise vor Personaler·innen in Bewerbungsgesprächen. Dies kann zu Nachteilen führen, indem sie schlichtweg übersehen oder falsch eingeschätzt werden. Deshalb wird die Introversion im (Berufs-) Leben häufig als Schwäche empfunden, vor allem von den betroffenen Personen selbst.
Doch gerade, wenn Du Deine Introversion als etwas Negatives betrachtest, kann daraus eine regelrechte Abwärtsspirale resultieren: Du schämst Dich vielleicht dafür, wirkst dadurch in Bewerbungsprozessen unsicher oder hast das Gefühl, nicht authentisch sein zu können. Erst einmal ist es daher wichtig, dass Du selbst umdenkst und begreifst: Introversion ist keine Schwäche und keinesfalls eine „Störung“. Sie kann zwar mit Angststörungen oder anderen tiefergehenden Ursachen zusammenhängen, muss sie aber nicht. In vielen Fällen ist sie schlichtweg ein Charakterzug, der Dich einzigartig macht und der sogar ein Vorteil sein kann. Es ist also dringend an der Zeit, dass Du die Stärken Deiner Introversion erkennst und lernst, diese richtig für Deine Karriere zu nutzen.
Introversion als Stärke: Diese Vorteile habe introvertierte Menschen
Ja, es fällt Dir vielleicht schwerer als anderen Personen, offen auf Fremde zuzugehen und neue Kontakte zu knüpfen. Ja, Dein Netzwerk ist eventuell kleiner als das Deiner Kolleg·innen oder Du hast Schwierigkeiten damit, in einer Gruppe das Wort zu ergreifen und eine Führungsrolle zu übernehmen. Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten und die Introversion kann durchaus einige Nachteile im Job mit sich bringen, ebenso wie die Extraversion. Doch introvertierte Menschen haben durch ihre Zurückhaltung oft auch gewisse Stärken, die extrovertierten Charakteren vielleicht eher fehlen:
Sie hören aufmerksamer zu und achten mehr auf die Details. Dadurch hast Du wahrscheinlich eine gute Menschenkenntnis und ein hohes Maß an Empathie.
Introvertierte Menschen sind oft sehr beliebt, da sie bei ihrem sozialen Umfeld nicht anecken, als gute Zuhöhrer·innen gelten und sich unauffällig in Gruppen einfügen. Ein Team kann schließlich nicht nur aus „Selbstdarsteller·innen“ bestehen.
Introvertierte Persönlichkeiten denken meist intensiver nach, beispielsweise über Probleme. So können sie unerwartete, kreative oder auch innovative Lösungsvorschläge hervorbringen. Ebenso neigen sie bei ihren sozialen Beziehungen – zum Beispiel am Arbeitsplatz – zu mehr menschlicher Tiefe.
Je nachdem, wo Deine Talente liegen, bist Du als introvertierte Person vielleicht besonders kreativ oder analytisch. Beides kann im Arbeitsalltag ein großer Vorteil sein.
Dass introvertierte Menschen nicht ständig in der Kommunikation zu ihren Kolleg·innen stehen, fördert oft ihre Produktivität. Sie gelten als diszipliniert, eigenverantwortlich sowie selbständig; und oft als die „fleißigen Bienen“ an ihrem Arbeitsplatz.
Wenn Du ein hohes Maß an Introversion hast, denkst Du wahrscheinlich über Deine Worte und Deine Entscheidungen ausgiebig nach. Du handelst nicht impulsiv, sondern kannst Risiken realistisch abschätzen und andere Personen durch Deine wohlüberlegten, vernünftigen Argumente gut überzeugen.
Je nachdem, wie stark Deine Introversion ausgeprägt ist und wo Deine weiteren Stärken liegen, eignest Du Dich vielleicht sogar als Führungskraft, trotz – oder gerade wegen – Deiner zurückhaltenden Art. Die Introversion ist daher keinesfalls eine Schwäche, sondern es ist wichtig, darin und darüber hinaus Deine individuellen Stärken zu erkennen sowie richtig zu präsentieren. Die Introversion wird nämlich nur dann zur Schwäche, wenn sie verhindert, dass Du in Bewerbungsprozessen überzeugend auf die Frage antwortest: „Warum sollten wir Dich einstellen?“.
Introversion als Stärke präsentieren – so geht’s!
Der erste Schritt, um Dich in Deiner Karriere nicht länger von Deiner Introversion aufhalten zu lassen, liegt also darin, ein individuelles „Stärkenprofil“ zu erstellen. Schreibe einmal all Deine Stärken und vermeintlichen Schwächen auf. Versuche anschließend, in diesen Schwächen auch die Stärken zu finden, wie Du nun beispielhaft an der Introversion gesehen hast. Mit diesem klaren Bewerberprofil kannst Du anschließend die richtigen Formulierungen für Deine Bewerbungsunterlagen sowie die nächsten Vorstellungsgespräche entwickeln. Dabei solltest Du Deine Introversion keinesfalls verschweigen oder sogar versuchen, eine extrovertierte Persönlichkeit vorzuspielen. Gehe stattdessen wie folgt vor:
Nutze die schriftliche Bewerbung, um Deine Stärken auszuspielen, wie Deine sorgfältigen Formulierungen oder Dein Gespür für Details, und bereits alle Argumente für Deine Einstellung vorzubringen. Dies nimmt Dir im persönlichen Gespräch ein bisschen den Druck.
Bereite das Vorstellungsgespräch ausgiebig vor, insbesondere die Frage nach Deinen Stärken und Schwächen oder weshalb Du die richtige Wahl für die Vakanz bist. Übe das Gespräch gerne auch vorab mit Personen, bei denen Du Dich wohlfühlst, um für Gespräche mit Fremden routinierter und selbstbewusster zu werden.
Kenne Deine Stärken und lege Dir konkrete Formulierungen zurecht, die Du im Vorstellungsgespräch ohne zu zögern nutzen kannst. Erwähne dabei gerne auch Deine Introversion und schildere, weshalb sie für die Vakanz eine Stärke darstellt.
Nutze Networking-Plattformen, auf denen Du Dich wohlfühlst, um nicht auf den Vorteil von „Vitamin B“ für Deine Karriere verzichten zu müssen. Vor allem online gibt es dafür hervorragende Möglichkeiten, zum Beispiel über berufliche Netzwerke wie XING, auf denen Du Dich langsam an die Kontaktaufnahme mit Fremden herantasten kannst – bevor Du Dich vielleicht irgendwann doch auf Netzwerktreffen & Co traust.
Überzeuge auf einer fachlichen Ebene, wenn Dir oberflächlicher Smalltalk schwerfällt. Punkte im Bewerbungsprozess also zum Beispiel durch Dein Know-how, durch Deine ungewöhnlichen Ideen, Deine Visionen für das Unternehmen oder Dein perfekt auf die Vakanz zugeschnittenes Fachwissen. So hebst Du Dich zugleich von der Masse ab und bleibst trotzdem authentisch.
Mit der Authentizität ist das letzte wichtige Stichwort gefallen: Sei Du selbst, ansonsten wirst Du Dich auch anschließend im Job jeden Tag verstellen müssen. Um einen Job zu finden, der wirklich zu Dir passt, solltest Du Dich in Bewerbungsprozessen daher authentisch präsentieren, an Deinen Schwächen arbeiten und Deine Stärken ausspielen. Diese Einstellung wird auch auf Dein Gegenüber positiv wirken und so stehen Deine Jobchancen schlussendlich trotz, oder sogar gerade wegen, Deiner Introversion gut. Viel Erfolg!
Welche individuellen Stärken stecken in Deiner Introversion? Und hast Du weitere Tipps für Introvertierte rund um Bewerbungen, Networking, Karriere & Co? Dann schreibe sie gerne in einen Kommentar.
