v.l. n.r. Markus Albers, Rudolf Pütz, Rosa Riera, Alastair Bruce, Peter Jungbluth, Burkhard Remmers, Michael Trautmann - Foto: Michael Trautmann

“It’s gonna be uncomfortably exciting!” #OnTheWayToNewWork #Sylvesterspecial #Podcast96 #DeutscherMarketingtag

Beim 45. Deutschen Marketing Tag in Hannover diskutierte Michael Trautmann mit 6 Experten zum Thema New Work.

Alastair Bruce, Vorstand & Chief Sales Officer, XING:

“Wer nicht in New Work investiert, verliert.” Denn: durch die Digitalisierung steigt der Bedarf nach fähigen Mitarbeitern. Aber gerade diese sind aufgrund des Fachkräftemangels schwer zu finden. Ergo dreht sich der Spieß um: die Unternehmen bewerben sich bei den Bewerbern und nicht andersherum. Die Investitionen in bessere Arbeitsbedingungen sowie in Employer-Branding & aktivem Recruitement werden überlebenswichtig. Insbesondere auch für kleinere und mittelständische Unternehmen."

Rudolf Pütz, CEO Vitra Deutschland: “Die Zukunft spielt sich in der Gemeinschaft ab.” New Work ist eine Zwangsläufigkeit, der sich kein Unternehmen entziehen kann. Aktiv angegangen bietet New Work eine grosse Chance, denn es geht nicht nur um Prozesse und Vernetzung, sondern ebenso um Führung, Werte, Kultur, Innovation. DENN: Die grossen Treiber der Veränderung, Digitalisierung und Demografischer Wandel, sind Fakt und der Wandel wird eher schneller. Jedes Unternehmen ist davon betroffen.

New Work folgt in allen Dimensionen der Logik der Digitalisierung: - Offenheit und Transparenz - Optionen statt Eindeutigkeit - Speed / Agilität - Vernetzung in der Gemeinschaft

Die Arbeitsumgebung – der physische Raum - wird zum Katalysator im Veränderungsprozess. Gut gemacht, schafft er die Balance zwischen Technologie & Prozessen einerseits und der Sehnsucht nach Heimat, Community, Identität auf der anderen Seite.

Burkhard Remmers, Leiter International Kommunikation, Wilkhahn: “Wir sind instinktiv territorial orientiert.” Körper und Geist mäandern emotional, mental und biologisch zwischen Steinzeit und Hightech – die neuen Bürokonzepte werden nur dann zu nachhaltig besseren Arbeits- und Lebensqualitäten führen, wenn es mit ihnen gelingt, die Schere zwischen dem rasanten, technologischen Fortschritt, den biologischen Erfordernissen und den sozialen Bedürfnissen zu schließen“.

DENN: Evolutionäre Erbstücke wie Neugier einerseits und Energieeffizienz andererseits führen immer häufiger zu einer fatalen Kombination aus mentaler Reizüberlastung bei gleichzeitiger physiologischer Unterforderung. Die Kommunikation der Digitalisierung wie eine Naturgewalt, die aussortieren wird, wer nicht in der Lage ist, sich anzupassen, fördert eher Widerstand und Ängste anstatt Entdeckungslust und Zukunftsoptimismus. Die neuen Arbeitsweltkonzepte sind allzu häufig nicht holistisch konzipiert.

Roas Riera, VP Employer Branding & Social Innovation, Siemens “Wir brauchen nicht alle das Bällebad!” Wenn wir uns über das Ziel im Klaren sind und die Menschen in unseren Organisationen die richtigen Kompetenzen, Netzwerke und Werte besitzen, dann ist die Struktur (also auch New Work vs. Old Work) eher zweitrangig.

New Work bietet jedoch eine wunderbare Basis, um eine inhaltliche Diskussion rund um die Zukunft der Arbeit zu führen. In einer Zeit in dem der Markt von Arbeitnehmern (und nicht Arbeitgebern) bestimmt wird ist dies eine perfekte Gelegenheit für Innovationen rund um Arbeit.

Markus Albers, Journalist, Autor, Unternehmer “Wir brauchen als Gesellschaft neue Kulturtechniken.” Das Neue Arbeiten ist zum Mainstream geworden. Aber die Anzeichen mehren sich, dass mehr Flexibilität und Mobilität neue Probleme mit sich bringen. In meinem aktuellen Sachbuch „Digitale Erschöpfung“ plädiere ich für eine gesellschaftliche Debatte über die Schattenseiten des Trends.

DENN: Das eigentliche Versprechen der Neuen Arbeit war es nie, Technik um ihrer selbst willen einzusetzen. Es ging darum, mit neuen, intelligenteren Arbeitsweisen effizienter zu sein. Dann zu arbeiten, wenn man am produktivsten ist. Zwischendurch private Dinge erledigen zu können und so die Arbeit von acht oder neun Stunden in fünf zu erledigen. Das geht, davon bin ich fest überzeugt, das habe ich oft genug selbst ausprobiert. Die spannende Frage ist ja nur, was wir mit den gewonnenen drei bis vier Stunden machen sollen? Nach meiner Theorie: Alles, bloß nicht arbeiten!

Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus: Wir quetschen immer Leistung und Ergebnisse in unseren Tag, stehen ständig unter Strom, schalten nie ab. »Arbeitsverdichtung« nennen Experten das. Klingt harmlos, ist es aber nicht. Schon weil die Arbeit längst auch unser Privatleben erreicht hat. »Lebensverdichtung« wäre ein passenderer Begriff.

Einige Zahlen: 84 Prozent aller deutschen Arbeitnehmer sind erreichbar, nachdem sie das Büro verlassen haben. 46 Prozent geben an, keine 5-Tage-Woche zu haben, sondern auch abends und an den Wochenenden zu arbeiten. Zudem ist die Mehrheit der Beschäftigten auch während des Sommerurlaubs für Kollegen, Vorgesetzte und Kunden erreichbar, so eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. 20 Prozent arbeiten mit ihrem Smartphone, Tablet oder Computer, kurz bevor sie schlafen gehen.

Kein Wunder also, dass Krankenkassen Alarm schlagen. Über 50 Prozent aller von ihnen Befragten haben regelmäßig Schlafprobleme. Die Zahl der Fälle von psychischen Erkrankungen, die wohl auf Stress zurückzuführen sind, stieg seit 1994 um 120 Prozent. Durch psychische Erkrankungen verursachte Fehlzeiten erhöhten sich in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent.

Die Zukunft der Arbeit ist schon da – aber ist sie ein riesiger Fehler? Noch vor wenigen Jahren wurde diskutiert, ob mobile und flexible Arbeitsmodelle auch für Festangestellte eine Modeerscheinung sind, ein Phänomen aus dem Silicon Valley, das hierzulande höchstens Technologieunternehmen adaptieren. Das Bild hat sich radikal gewandelt: Die Frage, ob die neue Arbeitswelt kommt, ist eindeutig beantwortet: Ja, sie kommt.

Die Frage, die sich Unternehmen jetzt stellen, ist: Was müssen wir tun, damit wir mitspielen können?

Die Frage, die wir uns alle stellen müssten, lautet: Wie können wir die Entwicklung so gestalten, dass unser Leben, wie wir es kennen, nicht fundamentalen Schaden nimmt?

Peter Jungbluth, Entscheidungscoach, Autor “Falsche Entscheidungen machen krank.” Sie machen nicht nur die Entscheider selbst krank, sondern auch diejenigen, die von deren Entscheidungen betroffen sind. Ein Großteil der Krankheitstage in Unternehmen ist letztendlich auf falsche oder schlechte Entscheidungen zurückzuführen. Das Problem dabei ist, dass wir dazu neigen, unsere lausige Entscheidungskompetenz zu verdrängen und uns als überdurchschnittlich gute Entscheider zu verkaufen.

Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe durch falsche Entscheidungen und durch die Ignoranz meiner Entscheidungsinkompetenz mein Unternehmen und beinahe mein ganzes Leben gegen die Wand gefahren. Deshalb sage ich, Unternehmen sind gut beraten, ihre Entscheidungskultur zu überprüfen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei zu unterstützen, bessere Entscheidungen zu treffen. Das ist das beste, was Unternehmen zur Sicherung ihrer Zukunft und zur Verbesserung ihres Betriebsklimas tun können.

Den letzten Podcast des Jahres, Folge 96 vom Deutschen Marketingtag, hört Ihr ab Montag 6:00 Uhr auf podcast.onthewaytonewwork.com

SPOTIFY spotify.onthewaytonewwork.com

SOUNDCLOUD soundcloud.com/onthewaytonewwork

ITUNES itunes.onthewaytonewwork.com

Und alle Buchtipps books.onthewaytonewwork.com

mit Christoph Magnussen und Michael Trautmann

Anmerkung: Bei der Aufnahme sind einzelne Sätze technisch “verschluckt” worden. Da die wesentlichen Thesen aber rüber kommen, haben wir uns dazu entschlossen, die Aufnahme trotzdem zu nutzen.

Dr. Michael Trautmann schreibt über Leadership, New Work, Marketing & Werbung

Nach Stationen als Consultant, Werber und CMO einer Auto Marke, bin ich seit 2004 Unternehmer. Ich habe die thjnk AG (früher kempertrautmann) und die Upsolut Sports GmbH mit gegründet und bin in beiden Firmen Chairman. Seit 2017 arbeite ich an dem (Buch- und Podcast-)Projekt #OnTheWayToNewWork

Artikelsammlung ansehen