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Jedes Kind ist ein Künstler. Die Frage ist, wie es ein Künstler bleiben kann, wenn es erwachsen wird.

Im Februar 2006 betrat Sir Ken Robinson die TED-Bühne und hielt einen der meistgesehenen Vorträge in der Geschichte von TED Conferences. Der Titel "Do Schools Kill Creativity". Seit ich diesen Talk gesehen habe, hat mich Sir Ken immer wieder begeistert mit seinen mitreißenden, humorvollen und engagierten Vorträgen und Büchern.

Ein ganz besonderes Highlight für Peter Kreuz und mich war, als wir ihn vor ein paar Jahren in London trafen und die wunderbare Gelegenheit hatten, ein Interview mit ihm zu führen. Dabei erzählte er uns folgende Geschichte von seinem Sohn: „James war vier Jahre alt, da wurde in seinem Kindergarten das Krippenspiel aufgeführt. Es gab da diesen wunderbaren Moment, als drei kleine Jungen auf die Bühne traten – sie spielten die Heiligen Drei Könige. In den Händen hielten sie ihre Geschenke für das Jesuskind: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Nun, einer der Jungen wurde ein bisschen nervös und kam irgendwie mit seinem Text durcheinander. Der erste Junge hatte gesagt: ‚Ich bringe Gold.‘ Der zweite Junge hatte gesagt: ‚Ich bringe Myrrhe.‘ Und der dritte Junge improvisierte dann einfach und sagte: ‚Das soll ich dir von Frank geben.‘ Jetzt fragt man sich natürlich: Wer ist Frank? Der dreizehnte Apostel? Der Autor des verlorenen Evangeliums nach Frank?“

Wir mussten schmunzeln und ahnten schon, was Ken Robinson damit sagen wollte. Er selbst formulierte es dann so: „Das Schöne an der Geschichte ist, dass sie zeigt, wie wenig Probleme Kinder damit haben, einen Fehler zu machen. Wenn sie sich in einer bestimmten Situation nicht sicher sind, was sie tun sollen, dann improvisieren sie halt und schauen mal, wo sie das hinführt. Was man daraus lernen sollte, ist keineswegs, dass kreativ sein und Fehler machen ein und dasselbe ist. Manchmal ist ein Fehler einfach nur ein Fehler. Aber man sieht wieder einmal, dass Fehler machen unvermeidlich ist, wenn etwas Neues entstehen soll.“

Kluge Unternehmer und Führungskräfte wissen das. Neues kann ohne Fehler nicht entstehen.

Ihr seht, dass ich in der Vergangenheitsform darüber schreibe. Sir Ken Robinson starb am 21. August im Alter von 70 Jahren an Krebs.

May you rest in peace. You will be deeply missed.

Anja Förster schreibt über Wirtschaft & Management, Perspektiv-Wechsel, Innovation, Führung

Meine Mission ist es, Denkmauern einzureißen und den Horizont zu öffnen für eine neue Art zu leben und zu arbeiten. Meine Bücher sind Spiegel-, ManagerMagazin- und Handelsblatt-Bestseller und in über 10 Sprachen übersetzt worden.

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