Von einem Job zum nächsten: Häufige Arbeitsplatzrotation gehört für die Gen Z zur Normalität. - © Getty Images

Job-Hopping: Warum die Generation Z keine Lust hat, auf der Stelle zu treten

Führungskräfte rund um den Globus stellen fest: Die Arbeitswelt hat sich radikal verändert. In einer nie zuvor gekannten Weise hat sich die Arbeitseinstellung der jungen Generation, auch als „Generation Z“ bezeichnet, gewandelt. Wird Job-Hopping zur neuen Normalität?

„Wir stehen vor einem Tsunami auf dem Arbeitsmarkt, und der fängt jetzt erst an“, betont Petra von Strombeck, CEO der New Work SE („Hamburger Abendblatt“, 2022). Nach Ansicht des LinkedIn-CEOs Ryan Roslansky ist derzeit eine „große Umstrukturierung“ zu beobachten, die den Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren grundlegend verändern wird („Time“, 2021). Auch die schweizerische Versicherungsgruppe Zurich Insurance geht von einer steigenden Bedeutung des Themas aus: Bereits im Jahr 2027 stellen Mitglieder der Generation Z rund 27 Prozent der weltweit verfügbaren Arbeitskräfte (Zurich, 2022).

Auch der Arbeitsmarkt gestaltet sich heute anders als früher. Nicht nur dass sich die Modelle in Bezug auf Zeitmanagement und Arbeitsort in den letzten Jahren verändert haben. Auch in Sachen Arbeitgebertreue ist ein Paradigmenwechsel eingetreten. So scheint es inzwischen normal, den Arbeitsplatz in festen Zyklen zu wechseln, was vor nicht allzu langer Zeit noch als verpönt galt (Bundeszentrale für politische Bildung, 2014).

Welche Gründe haben zu diesem Wandel geführt, der Führungskräfte vor mitunter schwierige Aufgaben stellt? Hier erfährst du, welche Motivationen bei Mitgliedern der Generation Z eine Rolle spielen.

Die Vorstellung einer lebenslangen Anstellung in ein und demselben Unternehmen mag für die Generation Z nahezu unvorstellbar klingen. Ihnen scheint (relativ) häufige Arbeitsplatzrotation – auch Job-Hopping genannt in die (digitale) Wiege gelegt. Dutzende Stellenangebote sind nur einen Mausklick entfernt, die Bewerbungsunterlagen ohnehin abgespeichert und in null Komma nichts verschickt. Getreu dem Motto: Probieren geht über Studieren. Ob dieses Verhalten mehr Vor- als Nachteile birgt, ist in der Fachwelt umstritten. Demnach geht es zuvorderst darum, häufige Jobwechsel möglichst „taktvoll“, wie es das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ im Jahr 2022 formulierte, zu vollziehen. Aber welcher Takt ist angemessen? Welcher inakzeptabel? Und was genau ist eigentlich ein*e Job-Hopper*in?

Welche Trends und gesellschaftlichen Entwicklungen tragen zum Job-Hopping der GenZ bei?

1. Veränderte Wertvorstellungen der Generation Z

Die Generation Z ist als erste Generation mit den Möglichkeiten der globalen Kommunikation aufgewachsen. Ihre Mitglieder sind in den Jahren zwischen 1997 und 2012 geboren und werden als erste „globale Generation“ bezeichnet. Für diese jungen Menschen stehen neue Werte im Mittelpunkt: Inklusion, Nachhaltigkeit und ethische Unternehmensführung sind inhärenter Bestandteil des Wertekanons der Generation Z.

2. Aufgewachsen in der Krise: Geschichte der Generation Z

Wer die Frage nach den Ursachen dieses Einstellungswandels stellt, muss als eines der ersten Erklärungsmodelle die Coronapandemie heranziehen. Die Mitglieder der Generation Z haben die wichtigsten Jahre ihres jungen Lebens in der Pandemie verbracht und die damit verbundenen Einschränkungen hinnehmen müssen.

Vor diesem Hintergrund ist nachzuvollziehen, dass die Mitglieder dieser Generation, die nun auf den Arbeitsmarkt kommen, ein erhöhtes Bedürfnis nach Harmonie, aber auch nach Flexibilität und einer guten Work-Life-Balance haben („Horizont“, 2023). Aufgrund des kollektiven Erlebnisses ist es auch nachvollziehbar, dass Arbeitnehmende, die der Generation Z angehören, ein erhöhtes Bedürfnis nach Mobilität haben und häufigere Jobwechsel in Betracht ziehen.

3. Mitglieder der Generation Z wollen arbeiten und die Karriereleiter emporklimmen – gib ihnen die Gelegenheit!

Umfragen unter jungen Menschen der Generation Z zeigen, dass der schnelle Aufstieg auf der Karriereleiter nicht länger oberste Priorität hat. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Mitglieder dieser Generation am Berufsleben nicht interessiert sind. Daten deuten vielmehr auf das Gegenteil hin: Eine vom Portal Stepstone im Jahr 2021 durchgeführte Studie zeigt, dass eine gute Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit des Berufs- mit dem Familienleben erst auf Platz zwei rangieren.

Ebenso von Bedeutung sind flexible Arbeitszeiten, die den drittwichtigsten Faktor bei einer Entscheidung für einen Job darstellen (Stepstone, 2021). Eine in den USA durchgeführte Umfrage zeigte jüngst, dass Berufstätige der Generation Z im Durchschnitt bereits vier verschiedene Arbeitsplätze kennengelernt haben (Mckinsey & Company, 2022). Zum Vergleich: Die Generation der Babyboomer kommt in den letzten zehn Jahren auf lediglich zwei unterschiedliche Arbeitsplätze.

Die Babyboomer halten durch

Arbeitsplatztreue galt für die Generation der Babyboomer als oberstes Gebot. Gewechselt wurde nur im Notfall. Zudem herrschte ein anderer „Zeitgeist“. Durch eine nicht vorhandene Digitalisierung, fehlte der Arbeitswelt insgesamt die Dynamik. Offenen Stellen wurden, wenn überhaupt, in der analogen (Tages-)Zeitung oder per Mundpropaganda offeriert.

Darüber hinaus unterschied sich die Lebenssituation der Babyboomer deutlich von der der heutigen Generation Z: Stetigkeit war eine Tugend, Flexibilität weit weg. Dies galt auch für die private Situation, etwa für persönliche Bindungen und Ehen, deren Dauer meist über dem aktuell geltenden Durchschnitt lag. Aufgrund der beständigen Lebensumstände (und eines sicheren Einkommens) war es schlicht nicht nötig, den Arbeitsplatz zu wechseln. Anders sah es aus, wenn eine vergleichbare Stelle im Unternehmen frei wurde (Karrierebibel, 2021).

Horizontal oder vertikal?

Im Allgemeinen gelten Menschen, die regelmäßig weniger als 24 Monate in einem Unternehmen verbleiben, als Job-Hopper*innen. Häufiger Arbeitsplatzwechsel ist für viele Arbeitgeber*innen indes immer noch ein No-Go, sodass entsprechende Bewerber*innen nicht selten bereits im Vorfeld „aussortiert“ werden. Es gibt aber auch Personaler*innen, die Job-Hopping positiver sehen. In dieser Lesart werden Job-Hopper*innen als flexibel, anpassungsfähig und leistungsorientiert wahrgenommen.

Dennoch bleibt die zentrale Frage: Wurde horizontal oder vertikal gewechselt? Bei einem horizontalen Jobwechsel verharrt die Person auf ihrem Level, bekleidet ein und dieselbe Position in mehreren Firmen. Ein vertikaler Wechsel schließt hingegen das Aufrücken in die nächsthöhere Position ein. Letztgenannter Fall wird fast immer mit Wohlwollen betrachtet, während Horizontalwechsler*innen nicht selten mit Vorurteilen zu kämpfen haben.

Laut einem Artikel des Magazins "Der Spiegel" vom 21.02.2022 kann diese Taktik einen „unsteten, unreflektierten Eindruck machen“. Des Weiteren gingen Personaler*innen bei häufigen horizontalen Wechseln unter Umständen davon aus, dass die betreffende Person „kein Durchhaltevermögen“ besitze. Auch könne es passieren, dass dem Bewerberenden unterstellt wird, er oder sie sei „nicht stressresistent, unzuverlässig, möglicherweise illoyal, wenig konfliktfähig und nicht teamorientiert“.

Genaues Hinsehen lohnt sich

Vorschnelle Urteile sind dennoch fehl am Platz, hängt ein Arbeitsplatzwechsel doch immer von den Umständen beziehungsweise von der individuellen Situation ab. So hat beispielsweise die Corona-Pandemie etliche Lebensläufe auf den Kopf gestellt. Viele Menschen haben ihren Arbeitsplatz unfreiwillig verloren und befinden sich in einer Phase der Neuorientierung. Nicht-lineare Lebensläufe sind daher keine Ausnahme mehr, sondern an der Tagesordnung.

Wie können Arbeitgeber*innen die GenZ längerfristig binden?

Unübersehbar haben sich aufgrund der Pandemie die Arbeitsstrukturen verändert. Das Homeoffice ist inzwischen fester Bestandteil in vielen Unternehmen geworden und hat Arbeitnehmer*innen eine bessere Work-Life-Balance ermöglicht. Insofern ist es nur folgerichtig, dass vor allem die Mitglieder der Generation Z, die allesamt zu den „Digital Natives“ zählen, die Möglichkeiten des Remote Workings wie etwa die Teilnahme an Konferenzen per Videoschaltung in ihrem Berufsalltag nutzen wollen, um ihre beruflichen Verpflichtungen besser mit dem Privatleben in Einklang zu bringen.

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📖 Buch-Tipp: "Joint Generations: Gen Z-Allüren vs. Boomer-Arroganz: Wie wir Vorurteile durchbrechen und Altersdiversität leben" von Dr. Irène Kilubi erscheint am 25.4.2023 im EMF Verlag.

Vorurteile zwischen Alt und Jung gibt es viele – höchste Zeit, damit aufzuräumen. - EMF Verlag
Vorurteile zwischen Alt und Jung gibt es viele – höchste Zeit, damit aufzuräumen. - EMF Verlag

Quellen:

[1] [URL="https://www.abendblatt.de/wirtschaft/article235620425/petra-von-strombeck-new-work-arbeitsmarkt-der-zukunft-entscheider-treffen-haider.html/"]Arbeitsmarkt der Zukunft[/URL]

[2] [URL="https://time.com/6107587/linkedin-ceo-ryan-rolansky-interview/"]Gen Z and Millennials Are Leading a 'Great Reshuffle.' Here's What That Means[/URL]

[3] [URL="https://www.zurich.com/en/media/magazine/2022/how-will-gen-z-change-the-future-of-work"]How is Gen Z changing the workplace?[/URL]

[4] [URL="https://www.stepstone.de/e-recruiting/blog/jobstudie-wie-ticken-die-generationen/"]Jobstudie: Wie ticken die Generationen?[/URL]

[5] [URL="https://www.horizont.net/marketing/nachrichten/fachkraeftemangel-so-hoch-ist-die-jobwechselbereitschaft-in-deutschland-205885"]So hoch ist die Jobwechselbereitschaft in Deutschland[/URL]

[6] [URL="https://www.presseportal.de/pm/56177/5429436"] Langzeitstudie von onlyfy by XING: Die Wechselbereitschaft deutscher Beschäftigter pendelt sich auf hohem Niveau ein [/URL]

[7] [URL="https://www.businessinsider.de/karriere/generation-z-jobsuche-attraktiver-arbeitgeber-a/"] Die Generation Z an einen Job binden: Die Generation Z an einen Job binden: wie wichtig ihnen ein gutes Gehalt ist – und was außerdem zählt [/URL]

[8] [URL="https://cristarra.medium.com/retaining-millennial-talent-strategies-for-addressing-job-hopping-in-the-modern-workforce-5f5cc6ac9ae7"] Retaining Millennial Talent: Strategies for Addressing Job-Hopping in the Modern Workforce[/URL]

[9] [URL="https://www.mckinsey.com/featured-insights/sustainable-inclusive-growth/future-of-america/how-does-gen-z-see-its-place-in-the-working-world-with-trepidation"] ”How does Gen Z see its place in the working world? With trepidation” [/URL]

Dr. Irène Y. Kilubi schreibt über Marketing & Werbung, Bildungswesen, Wirtschaft & Management, Internet & Technologie

Ihre langjährige Erfahrung in Sachen Digital Personal Branding, Entrepreneurship, Startups, Innovationen und Digital Learning möchte sie nun mit Ihnen teilen – ein Angebot, das Ihnen die Weichen für mehr Erfolg in Ihrem Business und Ihrer Karriere stellen soll.

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