Je nach Berufserfahrung und Branche verdienen Personaler ein bis zu sechsstelliges Gehalt. - Foto: Imago/Westend61
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Jobchancen: Wo Personalmanager jetzt mit welchen Fähigkeiten einen lukrativen Job finden

Eine Auswertung von Jobangeboten auf über 250.000 Webseiten zeigt, wo Personaler in Deutschland gute Karrierechancen haben – und welche Rolle die Babyboomer dabei spielen.

Düsseldorf. Versierten Personalmanagern bieten sich noch immer attraktive Wechselchancen, obwohl die Unternehmen weniger Personaler suchen. Nach einem Anstieg der Jobangebote 2021 und 2022 scheint der Bedarf der Unternehmen nun teilweise gedeckt zu sein. Im ersten Quartal 2023 waren insgesamt 45.812 Stellen für Personalmanager offen – nach dem Höchststand von rund 53.000 Vakanzen in den Sommermonaten 2022.

Personalmanager mit bestimmten Fähigkeiten werden nun besonders in einigen Regionen entgegen dem Trend weiterhin gesucht. Das zeigt das Job- und Skillbarometer der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP). Das ist der Berufsverband der Personalmanager, der das Barometer gemeinsam mit dem Personaldienstleister Textkernel erstellt.

Dieses Barometer gibt an, wie sich der Arbeitsmarkt für bestimmte Berufe entwickelt – und welche Kompetenzen Arbeitgeber gerade suchen. Für das Barometer werden Stellenangebote von mehr als 250.000 Webseiten ausgewertet. Das Handelsblatt hat die vorteilhaftesten und überraschendsten Erkenntnisse für Bewerberinnen und Bewerber zusammengefasst.

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Personalmanagement: Wer 2023 in Deutschland Personaler sucht

Kai H. Helfritz leitet das Mitgliedermanagement bei der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP). Er sagt: Aus dem Barometer gehe hervor, dass „vor allem kleine und mittelständische Unternehmen weniger Stellen für Personaler ausschreiben, während Großunternehmen noch immer Verstärkung suchen“.

Doch warum ist das so? Kleinere Unternehmen würden laut Helfritz die Verwaltung ihres Personals häufiger an externe Dienstleister übertragen. Ein Steuerbüro übernehme dann etwa die Gehaltsabrechnung und erledige diese für mehrere Arbeitgeber. Für einen Konzern mit vielen Tausend Mitarbeitern an mehreren Standorten weltweit lohne es sich hingegen, ein eigenes Lohnabrechnungsteam zu beschäftigen.

Ein weiterer Grund für den leicht rückläufigen Trend sei, „dass weniger Spezialisten zur Personalbeschaffung gesucht werden“. Für Recruiter ist der Anteil der Jobangebote von rund 20 Prozent im Jahresschnitt 2022 auf knapp unter 17 Prozent in den ersten drei Monaten 2023 zurückgegangen. Außerdem sind weniger Teamleiter-Stellen ausgeschrieben: Der Anteil sank von 19 Prozent im Jahresschnitt auf elf Prozent im ersten Quartal 2023.

Doch ob Großunternehmen oder Mittelständler: Arbeitgeber locken wechselwillige Personaler häufiger mit Homeoffice und Teilzeitangeboten. Laut der Auswertung stieg der Anteil der Stellenanzeigen, die neuen Mitarbeitern anbieten, an ihrem Wohnort zu bleiben, von 13 Prozent im Jahr 2021 auf aktuell 21 Prozent.

Wer aber bereit ist, für den beruflichen Aufstieg umzuziehen, für den lohnt sich ein Blick nach Berlin: Dort werden vergleichsweise viele Personalfachleute gesucht. Hier gibt es mit 2736 Vakanzen derzeit ähnlich viele Jobofferten wie in ganz Baden-Württemberg.

DGFP-Sprecher Helfritz sagt, dafür gebe es zwei Gründe: Zum einen liege es daran, dass viele große Unternehmen wie die Deutsche Bahn in der Hauptstadt ihren Firmensitz hätten. Zum anderen benötige die wachsende Start-up-Szene an der Spree Personalprofis. Die hohe Nachfrage stärkt die Verhandlungsposition der Personaler.

Diese Personaler-Skills sind jetzt gefragt

Stefan Knichel vom Personaldienstleister Textkernel hat die Stellenanzeigen auf die gesuchten Kompetenzen der Kandidaten ausgewertet. Bei neuen Arbeitgebern können sich demnach besonders Personaler mit IT-Kenntnissen erfolgreich bewerben.

Diese sollten sich aber nicht nur mit Microsoft-Office-Programmen auskennen – obwohl das entsprechende Know-how in 37 Prozent der Stellenanzeigen erwartet wird. Knichel sagt: „Arbeitgeber wünschen sich von Kandidaten auch einen versierten Umgang mit SAP-Anwendungen.“ Der Dax-Konzern gilt als Marktführer im Bereich der Personalsoftware.

Experte Helfritz vom Personalerverband bestätigt, dass HR-Abteilungen zurzeit ihre Abläufe digitalisieren. Beispiele seien Bewerbungsverfahren per Video, Online-Onboarding oder die Arbeitszeiterfassung per App. „Gerade die Verwaltung von Personalstammdaten ist immer noch eine große Herausforderung“, sagt er. Erst recht im internationalen Umfeld, wo landestypische Regelungen zu beachten seien.

Zudem analysieren mehr Unternehmen, wie sich die massenhafte Verrentung der sogenannten Babyboomer auswirke: Wo entstehen dort Kompetenzlücken? Wie wird Wissen weitergegeben? Wie können Mitarbeiter für die Dekarbonisierung und die Digitalisierung fit gemacht werden? Wer etwa Know-how zu Software wie SAPs Successfactors oder den Programmen von Workday habe, sei gefragt, sagt Helfritz.

Der Experte wundert sich zum Teil über die Ergebnisse der Skillanalyse: „Insgesamt werden Fähigkeiten rund um Data-Analytics in Stellenanzeigen auf vergleichsweise niedrigem Niveau verlangt.“ So würden Personalprofis, die sich mit Künstlicher Intelligenz auskennen, noch gar nicht explizit gesucht – obwohl KI-Programme wie die neueste ChatGPT-Version öffentlich bereits als „Jobkiller“ gefürchtet werden.

Personalmanagement: Als Führungskraft bis zu sechsstelliges Gehalt

Insgesamt bieten sich Personalmanagern also weiterhin viele Wechselchancen. Und: Je nach Berufserfahrung und Branche zahlen Arbeitgeber bis zu sechsstellige Jahresgehälter. Vor allem Jobs mit Führungsverantwortung machen sich sprichwörtlich bezahlt.

Das zeigt der aktuelle HR-Gehaltsreport der Personalberatung Hays. Rund 1250 Personalerinnen und Personaler wurden zu ihrer Gehaltssituation befragt. Alle Angaben beziehen sich auf das Bruttojahresgehalt. Kevin Flunk vermittelt für die Agentur HRblue Personalexperten in Führungs- und Spezialistenpositionen. Wer es als Personaler in eine Spitzenposition schaffen will, müsse nicht nur ausdauernd sein, sondern auch vielseitig, sagt er.

Je höher die Funktion, umso mehr müsse ein Mitarbeiter neben den klassischen Personalthemen auch die Geschäftsziele und die Strategie eines Unternehmens verstehen, sagt der Experte. Zahlenaffinität, ein gutes Netzwerk und IT-Kenntnisse zur Automatisierung seien ebenso gefragt wie Kommunikationsfähigkeit und Empathie. Internationale Erfahrung zahle sich ebenfalls aus.

Wer es dann ins Management oder in die Geschäftsführung schafft, kann mit einer sehr guten Bezahlung rechnen. Besonders lukrativ seien Branchen wie Chemie, Pharma, Banken und Technologie. Flunk sagt: „Je nach Branche und Größe der Unternehmen sind Gehälter im Bereich 180.000 bis 300.000 Euro möglich.“ Schafft es jemand ins Cheflevel, können auch noch höhere Beträge drin sein.

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