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Jobs auf dem Land boomen – Welche Branchen das meiste Gehalt versprechen

Die Berufsaussichten in kleinen Städten und Gemeinden könnten kaum besser sein. Vor allem zwei Jobgruppen bestechen durch Jahresgehälter über 80.000 Euro.

Düsseldorf. Die Zeiten, in denen man für einen Job in Großstädte ziehen musste, sind offenbar vorbei. Zwar gibt es absolut gesehen immer noch mehr Arbeitsplätze in Städten, doch laut der Gehaltsplattform Stepstone erlebt das Land seit Corona einen echten Aufschwung in Sachen Jobangebot.

Dort ist die Zahl der offenen Stellen seit Ausbruch der Coronapandemie um 43 Prozent gestiegen, in den Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern waren es im gleichen Zeitraum nur 31 Prozent.

Ländliche Regionen locken mit hohen Gehältern

Für das Handelsblatt hat sich Stepstone daher die Entwicklung der Stellenangebote in Stadt und Land nach Berufsgruppen angeschaut. Finanzen, Medien, Personal – ländliche Regionen haben in vielen Bereichen einen echten Aufschwung erlebt und locken mit hohen Gehältern.

Als Basis hat Stepstone die aktuelle Anzahl der Stellenausschreibungen in Großstädten mit denen in kleineren Städten und Gemeinden verglichen – und ermittelt, wie sich die Stellenangebote seit dem Ausbruch der Coronapandemie entwickelt haben. Referenzpunkt ist dabei Februar 2020, also der Monat vor Pandemiebeginn.

In Deutschland leben fast 70 Prozent aller Menschen in Orten mit weniger als 100.000 Einwohnern. Weil längst nicht alle nah am Arbeitsplatz leben, pendelt etwa jeder Vierte mehr als 30 Minuten zur Arbeit – vorwiegend mit dem Auto.

Ländliche Regionen trifft der demografische Wandel besonders hart

Der neue Jobboom auf dem Land könnte daran etwas ändern. Grund für die guten Aussichten außerhalb der Metropolen ist der demografische Wandel. Schon in diesem Jahr übersteige die Zahl der Menschen, die in Rente gehen, die Zahl der Neueinsteiger um mehrere Hunderttausend, sagt Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone. „Ländliche Regionen sind davon besonders betroffen, da junge Menschen ihre berufliche Laufbahn häufig in Städten beginnen.“

Doch der Personalmangel auf dem Land betreffe nicht mehr nur noch Ärzte oder Landwirte. „Das Phänomen hat sich längst auf alle Berufsgruppen ausgeweitet“, sagt Zimmermann und verweist auf die Zahlen.

Ländliche Regionen: Großer Bedarf im Finanz- und IT-Sektor

Besonders im Bereich Finanzen ist der Bedarf groß: Die Anzahl der Stellenanzeigen ist innerhalb von gut zwei Jahren um 316 Prozent gestiegen. In der Stadt hat das Angebot nur um 136 Prozent zugenommen.

Auffällig ist auch die IT-Branche, die seit Jahren besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen ist. Hier ist die Nachfrage nach Personal auf dem Land um 192 Prozent gestiegen, in der Stadt nur um 41 Prozent. Informatiker müssen also nicht mehr ins Homeoffice ausweichen, um im Grünen zu arbeiten.

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Zudem ist der Bereich Wissenschaft interessant. Hier ist die Anzahl der Stellenanzeigen auf dem Land um 170 Prozent gewachsen, während sie in der Stadt um 51 Prozent zugelegt hat. Dabei befinden sich die meisten Hochschulen in Großstädten. Ein möglicher Grund könnte sein, dass die Anzahl der Hochschulstandorte in Kreisen und kreisfreien Städten zugenommen hat. Das zeigt eine Analyse des Centrums für Hochschulentwicklung.

Für ausgewählte Berufsgruppen mit besonders guten Verdienstaussichten hat Stepstone die Gehälter aufgeschlüsselt. In der Tabelle aufgelistet ist jeweils das Mediangehalt, also der Verdienst, bei dem es genauso viele Menschen mit einem höheren wie mit einem niedrigeren Gehalt gibt.

In Städten verdienen Menschen noch immer deutlich mehr als auf dem Land. Allerdings ist das Leben in Städten auch deutlich teurer.

Wer also die Großstädte hinter sich lassen will, könnte etwa als Programm-Manager im Bereich Ingenieurwesen 92.352 Euro verdienen. Menschen, die diese Laufbahn einschlagen, sind dem Projektmanagement übergeordnet und koordinieren Projektteams.

Gute Bezahlung im Management und Vertrieb

Auch in der IT warten spannende und gut bezahlte Stellen: Als IT-Leiter, -Projektmanager oder -Consultant sind im Median zwischen 62.691 Euro und 85.488 Euro drin. Berufseinsteiger starten oft mit einem geringeren Gehalt, während Erfahrene schon nach wenigen Berufsjahren deutlich mehr verdienen können.

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Im Vertrieb gibt es für Leitungsfunktionen im Median 81.120 Euro zu verdienen. Auch Managementpositionen sind gut bezahlt: Der Key-Account-Manager etwa betreut die wichtigsten Stammkunden eines Unternehmens, die sogenannten Schlüsselkunden. Bei vielen Unternehmen gilt: 20 Prozent der Kunden machen bis zu 80 Prozent des Umsatzes aus. Für das Berufsbild liegt das Mediangehalt bei 66.144 Euro.

Eine gute Aussicht auf viel Gehalt bieten auch die Beratungs- und Finanzberufe. Der Steuerberater beispielsweise kann nach Angaben von Stepstone 72.800 Euro im Median verdienen. Im Personalwesen kann ein HR Business Partner, der die Mitarbeitenden betreut, 66.040 Euro verdienen.

„Das Zeitalter der Arbeiterlosigkeit beginnt genau jetzt“, sagt der Arbeitsmarktexperte Tobias Zimmermann. Schlecht für die Unternehmen, aber gut für die Bewerber – besonders auf dem Land.

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