Jung führt Alt: Diese 5 Trends sprechen für asymmetrische Führungskonstellationen
Digital kompetent, kreativ und offen für Individualität: Warum jüngere Führungskräfte sich durchsetzen werden, erklärt Dr. Irène Kilubi.
Die Meinungen über junge Menschen in Führungspositionen gehen zum Teil weit auseinander. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass die Fähigkeiten einer Person im jungen Alter, die bereits in einer Führungsposition tätig ist, von deren individuellen Persönlichkeit, vorhandenen Fachkenntnissen und der Sozialkompetenz abhängen. Es steht außer Frage, dass dies bei wohl allen Führungskräften, unabhängig von deren Altersgruppe, der Fall ist.
Zu Beginn sollten wir allerdings einen kurzen Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen und Strömungen werfen, die unseren Arbeitsalltag zum Teil schon heute, in den kommenden Jahren aber ganz maßgeblich prägen werden.
Digital Literacy wird zum zentralen Leadership-Skill
Die Globalisierung als Treiber der New Work Bewegung geht zugleich mit zahlreichen Möglichkeiten für junge Führungskräfte einher, ihre Kompetenzen auf unterschiedlichsten Spielfeldern auszuarbeiten.
Die rasante Dynamik und Ausbreitung digitaler Technologien verändern die Formen, wie Menschen kommunizieren, kooperieren und miteinander lernen. Eine moderne Führungskraft muss befähigt sein, digitale Tools effektiv zu nutzen, zweckmäßig an betriebliche Belange anzupassen sowie zielgerichtet weiterzuentwickeln.
Leiter:innen sollten in der Lage sein, ihre Mitarbeiter:innen in Sachen Digitalisierung fördernd und fordernd zu begleiten. Zur essenziellen Anforderung wird insbesondere, die digitale Kompetenz des Kollegiums zu schulen beziehungsweise zu erweitern.
Asymmetrische Führungskonstellationen können die digitale Kreativität der jüngeren Führungskräfte mit dem bewährten Fachwissen der älteren Mitarbeiter:innen multiplizieren.
5 Trends, die für asymmetrische Führungskonstellationen sprechen
1. Zunehmende Globalisierung verlangt interkulturelle Kompetenz
Die rapide Vernetzung und multinationale Pluralisierung von Firmen verlangen Führungskräfte, die kulturelle Differenzen respektieren und effizient fürs Unternehmenswachstum nutzen. Jüngere Leiter:innen zeigen in der Regel ein deutliches Plus an interkultureller Kompetenz. Sie können sich überdies eher an neuartige Arbeitsbedingungen im Ausland anpassen.
Asymmetrische Führungskonstellationen bieten zudem Vorzüge, weil junge Leitungskräfte es möglicherweise verstehen, Synergien zwischen diversen Perspektiven innerhalb der Belegschaft voranzutreiben.
2. Mehr Akzeptanz für Individualität
Die wachsende Autonomie und Diversität der Individuen führt zu gesteigerten Anspruchshaltungen, geschmälerter Akzeptanz von Unternehmenshierarchien und Präferenzen zur Selbstverwirklichung.
Eine Führungskraft muss darum Kompetenzen besitzen, die Einzigartigkeit der Kolleg:innen zu schätzen und vertrauensvolle Beziehungen zu den Mitarbeiter:innen aufzubauen. Hierzu ist eine förderliche, kooperative Leitungskultur zu entwickeln.
Asymmetrische Führungskonstellationen können letztlich Vorteile bieten, falls sich jüngere Leiter:innen empathisch zeigen, um wechselseitige Anpassungsbereitschaften im Kollegium zu stärken.
3. Gemeinsam weiterentwickeln statt einsam Statuspunkte sammeln
Viel mehr als auf Status richten junge Führungskräfte ihr Augenmerk auf positive Weiterentwicklung in all ihren Formen – ob persönlicher oder wirtschaftlicher Natur.
Kreativität, Menschlichkeit, ein Faible für unkonventionelle Führungsstrategien mit mehr Eigenverantwortung sowie die bewusste Gestaltung von Arbeitswelten befähigen die Chefs / Chefinnen von morgen zum Impact auf andere, sich selbst und eine dynamische Arbeitskultur.
Dies birgt insbesondere Chancen für Branchen mit schlechtem Image oder anspruchsvollen, fremdbestimmten Rahmenbedingungen.
4. Aktuelle Herausforderungen brauchen nachhaltige Visionen
Die Wahrnehmung ökologischer, sozialer und ökonomischer Herausforderungen erfordert Führungskräfte, welche in langfristigen Perspektiven denken und für interkulturelle Werte eintreten. Zusätzlich sollten sie ein verantwortungsbewusstes Handeln demonstrieren.
Leiter:innen sollten Fertigkeiten zeigen, eine nachhaltige Unternehmensvision zu verwirklichen, ökologische Maßstäbe zu setzen und hierzu wegweisende Lösungen zu finden. Asymmetrische Leitungskonstellationen ermöglichen eindeutige Benefits, wenn sie die vielfältigen Sichtweisen der Stakeholder:innen angemessen berücksichtigen und aufeinander beziehen können.
Junge Leader:innen verfügen durch eine zeitgemäße Ausbildung und ihr dynamisches Lebensalter über das dazu nötige Know-how.
5. Demografischer Wandel begünstigt neue Leadership-Konstellationen
Der demografische Wandel bedingt ein höheres Durchschnittsalter von Belegschaften. Mitarbeitende werden zugleich zahlenmäßig weniger, aber auch älter. Die Überalterung und Bevölkerungsabnahme führt in den Firmen zum gravierenden Fachkräftemangel, einer längeren Lebensarbeitszeit und einem breiteren Altersspektrum.
Asymmetrische Führungskonstellationen bieten bei solchen Herausforderungen ein Plus, da sie den Wissens- und Erfahrungstransfer – ohne Senioritätsprinzip – zwischen den Generationen fördern. Dieser Umstand erfordert einen engen Zusammenhalt der Generationen, Bewusstsein für gesundheitliche Prävention und die Fähigkeit, verschiedene Persönlichkeitstypen zu motivieren.
Aufgrund ihres gesellschaftlichen Backgrounds verfügen nachrückende Führungskräfte über die erforderliche Flexibilität zur Koordination dieser vielseitigen Anforderungen unter anhaltendem Veränderungsdruck. Durch ihre Vorbildfunktion bestärken sie Angestellte darin, sich durch mehr Eigenverantwortung weiterzuentwickeln und freier zu fühlen.
Fazit
Asymmetrische Führungskonstellationen bieten ein erhebliches Plus, da sie die Weitergabe von Wissen und Erfahrung zwischen den Generationen fördern können. Die unerlässliche Voraussetzung hierfür ist jedoch ein offenes Arbeitsklima bei gegenseitiger Wertschätzung und Akzeptanz unter den Kolleg:innen. Dieser Artikel ist zuerst hier erschienen.