Kein Abschluss, kein Problem? So klappt Deine Jobsuche als Quereinsteiger·in
Geradlinige Lebensläufe sind mittlerweile eher die Ausnahme als die Regel. Die Branche oder sogar den Beruf zu wechseln, ist deshalb nicht nur möglich, sondern kann Dir ungeahnte Chancen eröffnen – auch ohne Abschluss. Folgende Tipps helfen Dir beim Quereinstieg.
Die Zeiten, in denen man sich in jungen Jahren für einen Beruf sowie ein Unternehmen entschied und dort bis zur Rente blieb, sind längst vorbei. Es mag zwar noch Branchen geben, in denen Lebensläufe eher konservativ sind. Doch die meisten Arbeitnehmer·innen durchlaufen heutzutage in ihrer Karriere mehrere berufliche Stationen und selbst größere Umbrüche wie Branchenwechsel sind dabei keine Seltenheit. In Kombination mit dem Fachkräftemangel hat dies dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen Quereinsteiger·innen offen gegenüberstehen. Mit der richtigen Strategie kannst Du also auch ohne Abschluss Deinen Traumjob ergattern.
Quereinstieg: Ein Blick auf die Zahlen
Durchschnittlich 200.000 Jobs sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt für Quereinsteiger·innen ausgeschrieben, insbesondere im Groß- und Einzelhandel, im Personalwesen, in den Bereichen Transport und Logistik sowie im Gesundheitswesen, so die Zahlen einer Statistik aus dem Jahr 2023 (Quelle: Quereinsteigen.de). Expert·innen gehen in den kommenden Jahren sogar von einer stark steigenden Tendenz aus. Dieses Umdenken spiegelt sich auch in den folgenden Zahlen wider: 88 Prozent der Personaler·innen berücksichtigen mittlerweile fachfremde Bewerbungen, obwohl der Anteil vor zehn Jahren deutlich geringer war. 39 Prozent haben sogar gezielt Stellenausschreibungen (auch) für Quereinsteiger·innen formuliert und 23 Prozent der Unternehmen zählen bereits rund ein Viertel Quereinsteiger·innen bei Neueinstellungen. Trotzdem gibt es natürlich auch Hürden, vor allem in Berufen, die ein spezifisches Fachwissen erfordern und wo Weiterbildungen schlichtweg zu lange dauern würden. Es sind daher vor allem Berufe, die spezielle Zulassungen oder eine sehr lange Ausbildung benötigen, in denen sich ein Quereinstieg nach wie vor schwierig gestalten kann, beispielsweise als Mediziner·in.
Wann kann sich der Quereinstieg lohnen?
Fakt ist demnach: Als Quereinsteiger·in hast Du heutzutage gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das gilt sowohl für Berufseinsteiger·innen als auch für Arbeitnehmer·innen, die nach einigen Berufsjahren eine größere Veränderung vornehmen möchten – beziehungsweise müssen, vielleicht aus gesundheitlichen Gründen oder, weil ihr aktueller Beruf durch Künstliche Intelligenz ersetzt wird. Deine individuellen Beweggründe sind für Deine Entscheidung, ob Du einen Quereinstieg probieren oder den „klassischen“ Weg gehen sollst, daher ebenso relevant wie Deine beruflichen Ziele. In einigen Berufen kann es zudem notwendig sein, erst gewisse Abschlüsse zu erwerben, bevor Du Dich auf einen Job bewirbst. In anderen ist der Quereinstieg sozusagen die Abkürzung zu Deinem Traumjob. Er lohnt sich demnach, wenn
Du Deinen „Zielberuf“ auch ohne spezielle Qualifikationen ergreifen oder diese einfach erwerben kannst, beispielsweise durch Weiterbildungen, am besten bereits im neuen Job.
Du bereits mit beiden Beinen im Berufsleben stehst und die zeitlichen sowie finanziellen Einbußen so gering wie möglich sein sollen.
Du ein attraktives Jobangebot erhältst, das zu Deinen beruflichen sowie auch privaten Zielen passt – trotz Richtungswechsel.
Du auf Deinem aktuellen Berufsweg keine Zukunftsperspektiven siehst, beispielsweise aufgrund von technologischen Entwicklungen.
Du aus gesundheitlichen Gründen nicht auf lange Sicht in Deinem aktuellen Job bleiben kannst oder willst.
Es liegt demnach an Dir, Deine individuellen Gründe, Ziele sowie Möglichkeiten zu analysieren und zu entscheiden, ob der Quereinstieg für Dich die richtige Lösung ist.
Tipps für Deine Jobsuche als Quereinsteiger·in
Wenn Du Dich für den Quereinstieg entschieden hast, stellt sich die Frage nach dem „Wie“ – also wie kannst Du Personaler·innen von Dir überzeugen, ohne relevante Abschlüsse oder Erfahrungen vorzuweisen? Hier einige Tipps:
1. (Neue) Karriereziele setzen.
Auch, wenn Du eine größere berufliche Veränderung planst, solltest Du nicht ohne übergeordnetes Ziel vorgehen. Der Quereinstieg darf also keine Notlösung sein, um beispielsweise Deiner aktuellen Unzufriedenheit im Job schnellstmöglich zu entfliehen. Stattdessen solltest Du genau wissen, wo Du langfristig beruflich hin möchtest und welche auf diesem Weg die nächsten sinnvollen Schritte sind. Noch bevor Du Deine erste Bewerbung schreibst, ist es daher essentiell, Deine (neuen) Karriereziele zu definieren und aufzuschreiben.
2. Recherchieren und Stellenanzeigen studieren.
m nächsten Schritt kannst Du diese Ziele einem Realitätscheck unterziehen. Informiere Dich über Deinen Wunschjob, die dafür notwendigen Qualifikationen und die Frage, ob ein Quereinstieg in diesem Bereich überhaupt möglich ist. Je genauer Du weißt, welche Qualifikationen Du mitbringen solltest, desto besser kannst Du Dich auf den Quereinstieg vorbereiten – und umso passgenauer kannst Du auch Deine Bewerbung gestalten. Suche anschließend nach Stellenanzeigen, die zu Deinen Karrierezielen passen. Bestenfalls wird darin explizit erwähnt, dass die Position auch für Quereinsteiger·innen offen ist. Aber selbst, wenn nicht, so ist eine Initiativbewerbung zumindest einen Versuch wert.
3. Erste Kenntnisse erwerben.
Ein Quereinstieg wird leichter, wenn Du zumindest erste Schritte auf dem neuen Karrierepfad gegangen bist und beispielsweise eine Weiterbildung belegt hast oder auf andere Weise erste Hard Skills sowie Soft Skills in die gewünschte Richtung vorweisen kannst. Dies beweist einerseits, dass es Dir ernst ist mit dem Quereinstieg und Motivation ist für Personaler·innen ein wichtiges Einstellungsargument. Andererseits kannst Du so für Dich selbst prüfen, ob der neue Berufsweg Deinen Vorstellungen entspricht und wirklich zu Dir passt. Prüfe daher, wie viel Zeit Dir noch bis zum konkreten Jobwechsel bleibt und nutze diese, um erste Kenntnisse zu erwerben.
4. Überzeugend argumentieren.
Wenn Du Dich als Quereinsteiger·in bewirbst, wirst du spätestens im Vorstellungsgespräch garantiert nach Deinen Beweggründen gefragt. Du musst also überzeugend darlegen, weshalb Du weg willst oder musst aus Deinem bisherigen Job und warum genau diese Stelle für Dich die perfekte Wahl ist. Erneut kommen hierbei Deine Karriereziele ins Spiel, sprich ein überzeugender Karriereplan und klar definierte Ziele helfen Dir dabei, Dich selbstbewusst sowie glaubwürdig zu präsentieren.
5. Individualität als Vorteil begreifen.
Wichtig ist dabei auch, Deinen ungewöhnlichen Lebenslauf nicht als Nachteil zu begreifen. Denn eben diese Individualität kann sogar das stärkste Argument für Deine Einstellung werden: Du bringst Erfahrungen, Wissen und Soft Skills mit, die vielen anderen Bewerber·innen mit geradlinigem Lebenslauf in dieser Branche wahrscheinlich fehlen. Frage Dich daher, welche ungewöhnlichen Erfahrungen sowie Eigenschaften im neuen Wunschjob zum Vorteil werden könnten und nenne diesen Mehrwert konkret in Deiner Bewerbung sowie im Vorstellungsgespräch. Dann stehen Deine Chancen gut, die Personaler·innen zumindest neugierig zu machen und Dich für die Stelle in Erwägung zu ziehen.
6. Aus der Masse herausstechen.
Deine Individualität hilft Dir also dabei, aus der Masse herauszustechen – und das ist bei Bewerbungsprozessen bekanntlich die halbe Miete. Überlege deshalb, welche weiteren Alleinstellungsmerkmale Du mitbringst und wie Du Dich von der Konkurrenz abheben kannst. Gestalte Deine Bewerbung bewusst anders als bei einer „klassischen“ Bewerbung. So wird sie weniger vergleichbar mit anderen Kandidat·innen und Deine Besonderheiten stechen positiv ins Auge. Nutze zum Beispiel ein ungewöhnliches Design, eine Hook statt klassischem Anschreiben oder ein Video anstelle der schriftlichen Bewerbung.
7. Dein Netzwerk nutzen.
Zuletzt kann Dein Netzwerk ein Sprungbrett für Deine Karriere sein. Das gilt nicht nur, aber auch, bei einem Quereinstieg. Knüpfe gezielt Kontakte in Deine Wunschbranche oder sogar in das Unternehmen, bei dem Du zukünftig gerne arbeiten würdest. Streue Deine Pläne für einen Quereinstieg in Deinem bestehenden Netzwerk oder frage Personen direkt nach Hilfe, die Dich beruflich voranbringen könnten. Mit Mut zur Sichtbarkeit sowie einem starken Netzwerk wird der neue Job dann gewiss nicht mehr lange auf sich warten lassen – auch als Quereinsteiger·in.
Hast Du bereits einen Quereinstieg erfolgreich gemeistert und welche weiteren Tipps hast Du für unsere Leser·innen? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar!
