Keine Erholung trotz Urlaub? Das können Arbeitnehmer tun
Fast die Hälfte der Arbeitnehmer kehrt schlecht erholt aus dem Urlaub zurück. Ein Grund: dauerhafte Erreichbarkeit. Es liegt vor allem an den Chefs, das zu ändern.
Vor einigen Wochen blickten viele Führungskräfte, die ich unterstütze, hoffnungsvoll auf den Sommer, insbesondere weil ihre Teams über Stress und hohe Arbeitsbelastung klagten. Der Sommerurlaub, auf den sowohl Mitarbeitende als auch Arbeitgeber setzen, sollte Erholung bringen und die Belastungen der letzten Monate wieder wettmachen. Dieser Gedanke diente für viele als Motivation, auch in anspruchsvolleren Zeiten durchzuhalten.
Der Sommer ist noch nicht vorbei, und doch zeichnet sich bereits deutlich ab, dass die erhoffte Entlastung ausbleibt. Laut einer Umfrage der Krankenkasse Pronova BKK (2024) kehren 43 Prozent der Befragten schlecht bis mittelmäßig erholt aus dem Urlaub zurück. Eine Studie der Universität Konstanz (2010) bestätigt, dass der Erholungseffekt oft schon nach einem Monat nachlässt.
Die Hauptursachen für diese unzureichende Erholung sind vor allem zwei Faktoren.
Erstens erleben viele Mitarbeitende vor ihrem Urlaub eine erhöhte Arbeitsbelastung, die zusätzliche Arbeitsstunden erfordert, um Aufgaben abzuschließen. Dies führt zu Stress vor dem Urlaub und verhindert die Fähigkeit, sich zu erholen. Zweitens verursacht die Rückkehr aus dem Urlaub oft Mehrarbeit durch nachzuholende Aufgaben.
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Ein weiteres Problem ist die mangelnde Distanz zur Arbeit während des Urlaubs. Viele Beschäftigte können sich nicht vollständig von ihrer Arbeit lösen, was ihre Erholung beeinträchtigt. Laut einer Umfrage der Königsteiner Gruppe (2024) arbeiten 48 Prozent der Befragten gelegentlich im Urlaub, während 13 Prozent dies regelmäßig tun. Bitkom (2024) berichtet, dass 66 Prozent der Deutschen im Urlaub erreichbar sind, oft aufgrund der Erwartungen ihrer Vorgesetzten.
Die Rolle der Führungskräfte
Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung gesunder Abgrenzung und effektiver Erholung – nicht nur im Sommerurlaub, sondern auch im Alltag.
Hier sind einige Maßnahmen, wie sie ihre Mitarbeitenden unterstützen können:
Klare Trennung von Arbeitszeit und Freizeit: Führungskräfte sollten eine klare Trennung von Arbeits- und Urlaubszeit fördern. Das bedeutet, dass Mitarbeitende im Urlaub oder nach Feierabend tatsächlich nicht erreichbar sein sollten. Nur so können sie vollständig abschalten.
Gesunde Arbeitslasten managen: Führungskräfte sollten die Arbeitslast vor Urlaubszeiten angemessen planen, um Überstunden und Stress zu vermeiden. Eine rechtzeitige Urlaubsplanung und Unterstützung bei der Aufgabenteilung können helfen, die Arbeitsbelastung zu reduzieren.
Erholungsphasen berücksichtigen: Führungskräfte sollten nach der Rückkehr aus dem Urlaub Übergangszeiten einplanen, in denen Mitarbeitende nicht sofort wieder mit vollem Arbeitspensum starten. Dies kann durch die schrittweise Einarbeitung in anfallende Aufgaben erfolgen.
Förderung einer erholungsfreundlichen Kultur: Führungskräfte sollten ein Arbeitsumfeld schaffen, das eine gesunde Work-Life-Balance unterstützt. Dazu gehört, dass die Erwartungen an Erreichbarkeit im Urlaub klar kommuniziert und auch durchgesetzt werden.
Regelmäßige Kommunikation: Durch regelmäßige Gespräche über Arbeitsbelastung und Erholungsbedarf können Führungskräfte frühzeitig Probleme erkennen und darauf reagieren.
Indem Führungskräfte diese Maßnahmen umsetzen, tragen sie nicht nur zur besseren Erholung ihrer Mitarbeitenden bei, sondern fördern auch ein langfristig gesundes und produktives Arbeitsumfeld.
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