KI und Polykrise: Wie können Unternehmen und Mitarbeiter mit Zukunftsangst umgehen?
Rund die Hälfte aller Mitarbeiter hat Angst vor der Zukunft, zeigen Studien. Jetzt diagnostiziert uns eine Zukunftsforscherin eine „Angstsättigung“ – wir haben die Nase voll von den düsteren Narrativen: 4 Strategien gegen die Angst.
Manchmal gibt es aus eher unerwarteter Quelle Auskunft darüber, was Menschen in unserer Zeit bewegt und von welchen Gefühlen ihr beruflicher wie privater Alltag geprägt ist. „Es gibt aktuell mehr Dystopien“, sagt die Zukunftsforscherin und Forschungsdirektorin der NATO-Militärakademie Florence Gaub über die aktuelle Sci-Fi-Literatur im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“. Dass in einer Zeit der Polykrisen – von sich auflösenden Demokratien bis hin zu Klimakrise und elementaren technischen Transformationen – düstere Visionen der Zukunft en vogue sind, verwundert nicht. Dazu passt aber auch, dass es gerade wegen der vielen Untergangsszenarien auch neue positive Gegenentwürfe gibt. Nicht nur in der Sci-Fi-Literatur, sondern im Leben.
Sci-Fi-Romane zeigen, wie Menschen die Zukunft sehen.
So wurde ein neues Genre in die Enzyklopädie des Science-Fiction aufgenommen: Solar Punk als Unterkategorie von Hope Punk. Diese neuen Bewegungen in der Science-Fiction haben die Nase voll von unserer aktuellen Angstkultur. Bewegungen wie diese sind für die Zukunftsforscherin Anzeichen einer „Angstsättigung“.
Es gibt Anzeichen einer Angstsättigung.Zukunftsforscherin Florence Gaub, „Süddeutsche Zeitung“ 12./13. Oktober 2024
Auch die hoffnungsvolleren Zukunftsentwürfe haben Einfluss auf unsere kollektive Vorstellungskraft. In Unternehmen kann es wichtig sein, in einer angstvollen Atmosphäre diesen positiven Szenarien und den Narrativen von Hoffnungsträgern verstärkt Gehör zu geben. Insbesondere vor dem Hintergrund des sogenannten Negativitäts-Effektes, der evolutionär bedingt zu einer stärkeren Wahrnehmung negativer Ereignisse führt.
In meinem letzten Resilienz- und Stressmanagement-Training ging es genau um diese beiden Ansätze: die durch zig Studien belegte aktuelle Zukunftsangst von Mitarbeitern und andererseits die positive Sicht und Hoffnung, die es trotz allem auch gibt.
Wir sprachen im Training über die BANI-Welt: ein aktuelles Modell, das eine zunehmend brüchig gewordene Welt beschreibt, in der ein Grundgefühl der Angst herrscht. In dem Vorgänger-Modell, der VUCA-Welt, war bereits ein Gefühl der Unsicherheit kennzeichnend. BANI toppt dies quasi und steht seit Corona für eine Welt mit folgenden Eigenschaften:
VUCA-Welt und BANI-Welt: Aus Unsicherheit ist Angst geworden.
Brittle – brüchig, porös
Anxious – ängstlich, besorgt
Non-linear – nicht-linear
Incomprehensible – unverständlich, unbegreifbar
Die heilende Kur: RAAT.
Der Wegweiser angesichts der BANI-Welt heißt RAAT und steht für:
Resilienz
Achtsamkeit
Adaption
Transparenz
Aus diesen vier Begriffen lassen sich Strategien für Unternehmen und ihre Mitarbeiter ableiten, um in der neuen BANI-Welt zu bestehen. Über entsprechende Strategien habe ich schon einiges geschrieben – hier geht es mir um etwas anderes. In dem vorhin erwähnten Training war es ein älterer Unternehmer der diese Welt gar nicht als BANI empfand und am stärksten mit der BANI- Perspektive haderte. Er sah vielmehr die Chancen in den aktuellen Transformationen und hoffte, dass wir auch die Klimakrise und politischen Verwerfungen meistern würden.
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Im Alter sinkt die Zukunftsangst.
Diese positive Sicht gerade eines älteren Teilnehmers – über 70 – hat Beispielcharakter: Laut Florence Gaub sinkt die Zukunftsangst im Alter. Nicht etwa weil es dann nicht mehr so viel Zukunft gibt, sondern weil ältere Menschen auf ihre Erfahrung zurückgreifen können. Das kann eine beruhigende Wirkung haben. Vielleicht sollten Unternehmen diesen älteren Mitarbeitern mehr Gehör verschaffen...
1. Strategie gegen Zukunftsangst: Hör dir den Verteidiger der Hoffnung an
Florence Gaub rät im Umgang mit der persönlichen, beruflichen und globalen Zukunftsangst zu einer Strategie, die mir gefällt. Stell dir vor, du selbst seist der Richter und die Angst sei der Staatsanwalt. Dein Job ist es, auch den Verteidiger anzuhören, die Hoffnung. Dabei solle man sich klar werden: „Ich bin nicht die Angst, sondern der, der abwägt zwischen den beiden.“ Man könnte neurowissenschaftlich auch sagen: Sorg dafür, dass nicht nur das Angstzentrum deines Gehirns, die Amygdala, aktiv ist. Schalte auch die verstandesmäßige Instanz, deinen frontalen Cortex, ein.
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2. Strategie gegen Zukunftsangst: Was ist aus deinen früheren Ängsten geworden?
Die Zukunftsforscherin empfiehlt eine zweite Strategie, die eine Variante der temporalen Distanzierung ist, die auch in meinen Trainings eine Rolle spielt. Und die geht so: Schau dir an, vor welchen möglichen zukünftigen Entwicklungen oder Ereignissen du früher einmal Angst hattest. Überprüfe dann: Was ist daraus geworden? Ist das so eingetreten? Meist ist dies nicht der Fall. Diese kleine Übung kann Zukunftsängste relativieren.
Gibt es einen Geschlechterunterschied im Umgang mit der Angst?
Umfragen deuten darauf hin, dass es einen Geschlechterunterschied im Umgang mit Ängsten vor der Zukunft gibt. Frauen seien in diesen Umfragen pessimistischer als Männer. Weshalb das so ist? Florence Gaub hat dafür eine Erklärung, die Frauen möglicherweise nicht gern hören. Frauen hätten weniger als Männer das Gefühl, die Zukunft beeinflussen zu können. „Sie nehmen sich als schwächer wahr und tragen diese Vorstellung leider auch in ihre Vorstellung der Zukunft hinein.“
Blickt man beispielsweise auf die geschlechtsspezifische Verteilung von Macht in Unternehmen, macht Florence Gaubs Ansatz Sinn. Denn nach wie vor gibt es nur einen geringen Anteil von Frauen an der Spitze von Unternehmen und Konzernen. Eine brandneue Studie von „ProQuote Medien“ verdeutlicht dies am Berufsfeld Medien. Die klaren Handlungsempfehlungen:
Netzwerke, Coaching und Mentoring ausbauen.
Geschlechterparität in Führung als Ziel festschreiben.
Vereinbarkeit von Karriere und Privatleben verbessern.
Flexibles Arbeiten ermöglichen
3. Strategie gegen Zukunftsangst: Stopp die Newsflut
Ein weiterer Tipp für weniger Zukunftsangst und einen positiveren Blick in die Zukunft: Öfter mal für mehrere Stunden alle Benachrichtigungen auf dem Smartphone ausschalten. Denn negative News bestimmen die Nachrichtenwelt. „Heute nehmen wir an einem Tag mehr Informationen auf als ein Bauer im Mittelalter in seinem ganzen Leben“, sagt die Zukunftsforscherin. Doch unser Gehirn ist nicht gemacht für diese Flut an (negativen) Informationen, die unsere Vorstellung von der Zukunft beeinflusst. Wir müssen also dringend eine bessere Nachrichtenhygiene entwickeln.
Apropos Nachrichten: Gerade ermutigte Bundeskanzler Scholz Unternehmen dazu, mehr Risikobereitschaft zu zeigen. Und IG-Metall-Chefin Christiane Benner schon vorher zu beherzten Investitionen in Deutschland. Zu viel Zukunftsangst in Unternehmen macht beides nicht gerade leicht. Aber dagegen lässt sich ja etwas machen.
4. Strategien gegen Zukunftsangst: Wissen ist immer besser
Wissen ist eines der besten Heilmittel gegen Zukunftsangst. In einer Studie der Allianz Trade befürchteten 46 Prozent aller Befragten, also fast die Hälfte, KI werde zu einem Abbau von Arbeitsplätzen führen. In einer anderen Studie, EY European AI Barometer, gingen sogar 59 Prozent davon aus. Andererseits berichtet die Hans Böckler Stiftung, dass Arbeitnehmervertreter wie die IG Metall längst die Chancen der neuen Technologie erkannt haben. „KI-Systeme sollen Beschäftigte entlasten und Freiräume für höherwertige Tätigkeiten schaffen“, sagt Christiane Brenner. Auch so können News klingen. Man muss nur lauter darüber sprechen.
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