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Klima – Wandel – Chance: Die Immobilienbranche und die Generation Z

In seiner 15. Marktstudie „Klima. Wandel. Chance.“ widmet sich das CC PMRE den Fragen, wie sich der Klimawandel auf die Immobilienwirtschaft auswirkt, welche Veränderungen sich daraus für Immobilienwerte, Kosten und Erlöse ergeben und wie immobilienwirtschaftliche Unternehmen auf die sich abzeichnenden Klimaveränderungen reagieren müssen, um Chancen frühzeitig zu sichern. Um nachhaltige Potenziale zu erschließen, sind richtige Strategien und Konzepte erforderlich. Zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen wurde eine quantitative Analyse durchgeführt, die Erfahrungen von Immobilienexperten aufnimmt sowie Erwartungen der Generation Z (auch Post-Millenials, Selfie-Generation und pragmatische Generation) widerspiegelt. Die zwischen 1995 bis 2010 Geborenen stellen zwar nur 15 Prozent der deutschen Bevölkerung dar, doch wird ihr Einfluss künftig enorm sein, weil in den nächsten Jahren die Generation der Babyboomer aus dem Berufsleben ausscheiden wird. Die Generation Y ist davon überzeugt, dass immer etwas geht, und dass es keinen Sinn macht, lebenslang nach Chancen zu suchen, wenn sie sie täglich nutzen können.

„Würden die Menschen beispielsweise überall so leben wie in Deutschland, bräuchten wir drei Planeten Erde um alle ausreichend zu versorgen. Deshalb ist es gut und richtig, dass junge Menschen protestieren, denn wenn wir so weiter machen, hat dies negative Auswirkungen auf ihre zukünftigen Lebensbedingungen“, sagt Matthias Schäpers, der seit 1. Mai 2021 Leiter für Nachhaltigkeit und wohngesundes Bauen bei der Krieger + Schramm Unternehmensgruppe ist und zuvor bei der SMA Solar Technology AG arbeitete.

• Klimaneutrales Leben und Arbeiten nimmt einen hohen Stellenwert bei der Generation Z ein (62%).

• Oberste Priorität hat der klimabewusste Einkauf (75%).

• 60% möchten in einer klimaneutralen Wohnung zu leben: Vorreiter sind die internationalen Studierenden mit einer Gewichtung von 70%, die Generation Z in Deutschland sowie die Wirtschaftsvertreter geben einen Wert von 61% bzw. 57% an.

• Studierende fordern, dass Arbeitgeber den Klimawandel als strategisches Thema aufgreifen (74%).

• Junge Menschen möchten in einem klimaneutralen Büroumfeld arbeiten (68%): Das klimaneutrale Büro wird höher gewichtet als die Klimaneutralität der eigenen Wohnung (63%).

• Unabhängig von der Größe und Einwohnerzahl ist die Smart City der Favorit der Jugend (61%).

• 72% möchten vom Flugzeug auf die Bahn umsteigen.

• Die Generation Z drängt auf ein CO2-Reporting, das die Klimabilanz des Unternehmens ausweist (67%).

• Die Generation Z engagiert sich selbst und möchte ehrenamtlich tätig werden. Während die Studierenden International einen freiwilligen Einsatz klar befürworten (74%) sind es hier nur (58%).

In risikoarmen Regionen wird sich der Wert von Immobilien positiv entwickeln. So zog es die junge Generation bereits vor der Corona-Pandemie wieder vermehrt in die Provinz. Viele möchten wieder auf dem Land oder in einer Mittel- oder Kleinstadt leben. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft jedoch eine enorme Lücke, denn die meisten bleiben wegen ihrer Jobs in Großstädten, wo sich zudem Stellen leichter besetzen lassen. Dabei kommen viele Produkte von Weltmarktführern aus der deutschen Provinz: Fruchtgummis aus dem Saarland, Strickmaschinen aus Reutlingen, Kristallgläser aus Zwiesel oder Küchen aus Rödinghausen. Da diese Unternehmen bodenständig und leise arbeiten, wissen viele junge Menschen nicht um die enormen Möglichkeiten der deutschen Provinz. Es sind nicht die oft künstlich hochgezogenen Kreativlabs in den Städten, die Innovationen hervorbringen, sondern das Abgelegene und tief Verwurzelte. Unternehmen in der Provinz können häufig auf eine lange Firmenhistorie und Gründer verweisen, die Geschichte geschrieben haben. Eine Unternehmenskultur, die auf Wertschätzung basiert und Werte vermittelt, steigert die Leistung und legt das Fundament für nachhaltigen Erfolg, da sie die Loyalität hochqualifizierter Arbeitskräfte und langjähriger Kunden gegenüber dem Unternehmen festigt und diese somit an das Unternehmen bindet. Die persönliche Verantwortung der Inhaber, aber auch langfristig angelegte Strategien sowie Beharrlichkeit sind notwendige Voraussetzung dafür, dass diese Unternehmen über Generationen fortgeführt werden können.

Das inhabergeführte Familienunternehmen Häcker Küchen besteht seit 1898 und produziert seit 1965 moderne Einbauküchen am Standort Rödinghausen. Die kreisangehörige Gemeinde im Nordosten von NRW liegt rund 30 km nördlich von Bielefeld. Wohnen und arbeiten stärkt hier nicht nur regionale Wirtschaftskreisläufe, sondern in Zeiten wachsender Unsicherheiten auch das Gefühl, über verschiedenste Optionen verfügen zu können, um die Gemeinschaft zu stärken, in der sich Menschen für ihre Nachbarn und ihre Umwelt verantwortlich fühlen. Wo dies besonders ausgeprägt ist, sind Menschen auch eher in der Lage, Krisen zu bewältigen.

Wichtig ist, „dass Nachhaltigkeit eng mit der Strategie des Unternehmens verzahnt ist und sowohl alle Bereiche des Unternehmens als auch der gesamten Lieferkette umfasst“, sagt Matthias Schäpers. Ihre wichtigsten Nachhaltigkeitsfaktoren, -ziele und Fortschritte sollten Unternehmen regelmäßig transparent berichten und dabei auch kritische Themen nicht verschweigen. „Wirklich glaubwürdig ist dieses Reporting nur, wenn dabei nicht nur die Rosinen herausgepickt werden. Deshalb berichten wirklich nachhaltige Unternehmen nach international anerkannten Standards wie beispielsweise der Global Reporting Initiative (GRI)“, so der Nachhaltigkeitsexperte.

Hierfür relevante Prozesse sind beim Baudienstleister und Projektentwickler Krieger+Schramm beispielsweise: Nutzung von recycelbaren Materialien, Senkung des Energieverbrauches, Bevorzugung regionaler Baupartner und Lieferanten, Grundrissgestaltung der Projekte, Außenanlagengestaltung, Reporting durch K+S Nachhaltigkeitsbericht, Messung des CO2- Fußabdruckes in allen Niederlassungen, Bewertung durch Fraunhofer-Nachhaltigkeitsbenchmark sowie die Erarbeitung eines Nachhaltigkeitskompasses. Nachhaltigkeit ist in der Unternehmensstrategie fest verankert und mit konkreten Maßnahmen verbunden. Mit der Teilnahme am Ökologischen Projekt für integrierte Umwelttechnik (ÖKOPROFIT) soll der betriebliche Umweltschutz und die Bauvorhaben des Unternehmens verbessert werden.

Auch wenn vom Club of Rome seit den 70er-Jahren auf die Notwendigkeit zu handeln hingewiesen wird, ist das Reagieren auf den Klimawandel für viele Immobilienunternehmen noch immer Neuland. Zwar wurde im vergangenen Jahrzehnt verstärkt in nachhaltige Immobilien investiert, allerdings ist der Fokus allein auf das Gebäude nicht ausreichend. Klima-Risikolagen sind ebenfalls zu berücksichtigen, denn auch nachhaltige Immobilien sind gegen Überschwemmungen, Starkregen oder Hitzeinseln nicht gefeit. Die Studie „Klima. Wandel. Chance.“ widmet sich deshalb auch der Transformation der Immobilienunternehmen, die für einen ganzheitlichen Umgang mit Klimachancen und -risiken erforderlich ist. Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, Chancen des Klimawandels frühzeitig zu erkennen und Fehlinvestitionen zu vermeiden.

• Die Immobilienbranche tut sich in der Nachhaltigkeit, der Prozesseffizienz oder der Personalakquise zuweilen noch schwer: Nachhaltigkeit landet mit einer Zielerreichung von 53% auf dem letzten Platz.

• Investoren suchen vermehrt nachhaltige Investments: Im Schnitt lassen sich für Immobilien mit Klimaschutzaspekten Wertsteigerungen von 8,6% erzielen.

• Vor allem punkten Objekte mit direkter ÖPNV-Anbindung (+12,2%), CO2-neutralem Gebäudebetrieb (+11,6%), Urban Village Standorten (+10,5%), besonderer Raumluftqualität (10,2%) oder CO2-neutralen Baumaterialen (+9,8%).

• Megacities verlieren an Anziehungskraft: Besonders im internationalen Kontext ist die Attraktivität von Metropolen gegenüber anderen Standorten wie bspw. mittelgroßen Städten um bis zu 14% geringer.

• Wohnungsmieter sind bereit, für klimaneutrales Wohnen einen Aufpreis zu zahlen: Eine Mietsteigerung von rund 5,2% wird akzeptiert. Je jünger die Mieter, desto höher die Zahlungsbereitschaft.

Susanne Henkel: Nachhaltigkeit – mehr als ein grüner Anstrich. Interview mit Matthias Schäpers

Anfang statt Ende: Klimawandel bei der Generation Z

Lars Breder: Retten statt reden. Was Unternehmen tun, die aus Tradition verantwortungsvoll sind. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

Matthias Krieger: Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Bau- und Immobilienbranche. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021, S. 459-466.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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