Klimaneutralität als Gemeinschaftsaufgabe für Unternehmen
Die Frage lautet heute nicht, ob wir in Richtung einer CO2-neutralen Wirtschaft gehen, sondern wie Unternehmen Klimaziele konkret umsetzen und wann sie erreicht werden.
Es geht aber auch darum, was seitens der Bundesregierung getan werden muss, um Klimaneutralität zu erreichen. Im weltweiten Vergleich macht Deutschland große Fortschritte. Das belegt der „Net Zero Readiness Index“ (NZRI) von KPMG, der die Anstrengungen bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen in 32 Industrie- und Schwellenländern vergleicht und bewertet, bis 2050 das „Net Zero“-Ziel umzusetzen. In die Bewertung flossen über 100 Faktoren ein, die für das Erreichen von Net Zero weltweit anerkannt sind (z. B. nationale Dekarbonisierungsverpflichtungen, länderspezifische Rahmenbedingungen und Faktoren). Auch wurde untersucht, welche Erfolge die Staaten beim Klimaschutz bereits erzielen konnten. Ein Schlüsselfaktor im Index ist die Umsetzungsfähigkeit, welche die Aktivitäten auf dem Markt für kohlenstoffarme Technologien in fünf relevanten Sektoren widerspiegelt.
Norwegen
Vereinigtes Königreich
Schweden
Dänemark
Deutschland
Frankreich
Japan
Kanada
Neuseeland
Italien.
Die 32 im Rahmen des NZRI untersuchten Länder sind für etwa drei Viertel der weltweiten Emissionen verantwortlich.
Neun von ihnen sind zusammen für rund zehn Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich (verbindliche Netto-Null-Verpflichtungen im Rahmen ihrer nationalen Gesetze).
Weitere elf Länder im Index, auf die etwas mehr als 40 Prozent der weltweiten Emissionen entfallen, haben sich Netto-Null-Ziele gesetzt, aber keine verpflichtenden rechtlichen Mechanismen zu deren Umsetzung eingeführt (Absichten statt Verpflichtungen).
Auf die verbleibenden zwölf Länder im Index entfallen etwa ein Viertel der weltweiten Emissionen entfällt (keine Festlegung nationaler Netto-Null-Ziele).
Positiv in Bezug auf ihre Klimaschutzanstrengungen schneiden in Deutschland das Transportgewerbe und die Industrie ab.
Dazu müssen auch die internationalen Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass sich für die Wirtschaft robuste Chancen für eine grüne Transformation eröffnen. Unternehmen haben zwar individuelle Nachhaltigkeitsstrategien, aber der Fahrplan auf dem Weg zur Klimaneutralität ist ähnlich. Ihn zu kommunizieren, mit anderen Unternehmen zu vergleichen und sich gegenseitig zu unterstützen, ist unabdingbar, wenn es darum geht, das gemeinsame Ziel zu erreichen. Anfang 2021 starteten der Verband Klimaschutz-Unternehmen und das Fachgebiet Umweltgerechte Produkte und Prozesse (upp) der Universität Kassel deshalb ihr Kooperationsprojekt „Wege zum klimaneutralen Unternehmen“. In dem zweijährigen Projekt werden für zehn Mitgliedsunternehmen maßgeschneiderte Fahrpläne zur Klimaneutralität sowie Leitlinien entwickelt, die auch Betrieben anderer Größen und Branchen nachhaltig Unterstützung geben können. Das Projekt läuft bis zum 31. Dezember 2022 und wird von den teilnehmenden Firmen finanziert. Es belegt, dass Unternehmen, die sich freiwillig zum 1,5-Grad-Ziel verpflichten, bereits weiter sind als die von der Politik definierten Ziele oder Rahmenbedingungen.
Zu den größten Herausforderungen für Unternehmen gehören der Ausstieg aus Erdgas und die Wärmewende. Vor allem benötigen sie ausreichend bezahlbaren Grünstrom. Aus Sicht der Unternehmen gelingt die Energiewende nicht, ohne dass in Deutschland zugebaut wird, Genehmigungsverfahren beschleunigt und vereinfacht werden. Zudem werden jährliche Investitionen in Klimaschutztechnologien benötigt. Es gibt heute zwar ausgereifte Technologien, und auch der Kapitalmarkt setzt auf Nachhaltigkeit - doch haben wir viel weniger Zeit als früher, weshalb der Begriff Dringlichkeit im Kontext der Nachhaltigkeit unverzichtbar geworden ist.
CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. 2. Aufl. Berlin Heidelberg 2019.
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.