Klimaschutz in Unternehmen: Was denken die Beschäftigten?
Die Mehrheit der Beschäftigten begrüßt die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz der Unternehmen in Deutschland, doch sie ist zugleich pessimistisch, was die Umsetzung angeht. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung der Bertelsmann Stiftung, die unter 5.000 Arbeitnehmer:innen aus der Privatwirtschaft durchgeführt wurde.
Ziel war es, zu untersuchen, wie die Debatte zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei den Beschäftigten ankommt. Je nach Bundesland fällt die Zustimmung unterschiedlich aus.
In Nordrhein-Westfalen finden 60 Prozent der Befragten die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz richtig. Am höchsten fällt die Zustimmung in Hamburg (63,7 Prozent) aus, am niedrigsten ist sie in Thüringen (45,4 Prozent).
58,1 Prozent der Angestellten im Westen sind für mehr Klimaschutz der Unternehmen, in den östlichen Bundesländern sind es 52,2 Prozent.
Politik und Öffentlichkeit fordern mehr Maßnahmen von Unternehmen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz: 55 Prozent der Befragten finden die Forderungen richtig, ein Viertel der Befragten (25,5 Prozent) schätzt diesen Anspruch als falsch ein, ein Fünftel der Befragten ist bei dieser Frage "eher unentschieden.
Die Zustimmung bröckelt, je direkter die Menschen selbst von diesem Anliegen betroffen sind: Nur 42 Prozent der Befragten sind für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit, wenn nach Maßnahmen im eigenen Unternehmen gefragt werde (20,3 Prozent votieren sogar für weniger)
52,7 Prozent glauben nicht an einen Wettbewerbsvorteil. Besonders pessimistisch sind hier Beschäftigte kleinerer Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeiter:innen.
Nur wenige der Arbeitnehmer:innen sind davon überzeugt, dass Klimaschutz und Nachhaltigkeit sich direkt auf ihren Arbeitsplatz auswirken.
70,9 Prozent gehen von keiner großen Veränderung aus, nur 17,9 Prozent erwarten eine Veränderung in den nächsten 12 Monaten.
Die Mehrheit nicht bereit, Kosten für den nachhaltigen Wandel mitzutragen: 51 Prozent wollen sich an den Kosten nicht beteiligen, 32,8 Prozent sind bereit, auch Kosten mitzutragen, um dadurch bei der Realisierung von mehr Nachhaltigkeit im Betrieb zu helfen.
Chancen für das eigene Unternehmen werden überwiegend in größeren Unternehmen gesehen: 36,1 Prozent der Befragten glauben, dass ihnen mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz unternehmerische Chancen bieten, ca. 50 Prozent sehen dies nicht.
Wenn Beschäftigte dem Thema eher pessimistisch begegnen, liegt es möglicherweise daran, dass sie Nachhaltigkeit mit „teuer“ assoziieren und ein grundlegendes Verständnis dafür fehlt. Vision und Ziele des Unternehmens werden dann ebenfalls nicht mitgetragen. Das ist vor allem in jenen Unternehmen der Fall, die Nachhaltigkeit nicht in ihr Kerngeschäft integriert haben. Wenn Mitarbeitende nicht als einer der wichtigsten Stakeholder (an)erkannt werden, kann mit ihnen zusammen Nachhaltigkeit ganzheitlich nicht im Unternehmen umgesetzt werden.
Damit Unternehmen das Thema ganzheitlich in ihre Geschäftsprozesse einbinden und alle Beteiligten wirklich erreichen können, sollten sie sich mit folgenden Fragen auseinandersetzen:
Vision: Wer sind wir? Warum gibt es uns? Wo kommen wir her? Mit wem gehen wir? Wie kommen wir dorthin? Wohin wollen wir?
Aufgaben: Was tun wir?
Werte: Welche Basis haben wir?
Verhalten: Wie handeln wir?
Beschäftigtenbefragung 2021. Perspektiven von Beschäftigten auf mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. SpringerGabler Verlag, Berlin, Heidelberg 2020.