Klimawandel: Ein Weckruf in Grafiken
Informationsgestaltung mit Leidenschaft und Liebe zum Grundsatz
Der Klimawandel gehört zu den größten Umweltbedrohungen für die Menschheit und wirkt sich auf fast alle Lebensbereiche aus. Wissen ist der Ausgangspunkt für nachhaltige Veränderungen. Es umzusetzen bedeutet, richtige Entscheidungen zu treffen und das eigene Verhalten daran zu orientieren – und sich selbst zu verändern. Denn alles hängt miteinander zusammen, wirkt auf etwas und hängt von etwas ab. Die Grafikerin Esther Gonstalla, geboren 1985 in Braunschweig, veröffentlichte 2011 - dem Jahr von Fukushima und Angela Merkels Abkehr von der Atompolitik - ihr erstes „Klimabuch“. Ihr aktuelles Buchprojekt befasst sich mit der Erwärmung des Planeten, widmet sich wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Klimawandel und zeigt vielfältige Lösungsvorschläge, von politischen Forderungen bis zu Tipps für den eigenen Alltag:
Nahrungsmittelsicherheit
Trinkwassersicherheit
Schutz vor Wetterextremen
Waldaufforstung und -schutz
Smarte Städte
Energie- und Politikwende
Wirtschaftsende
Agrarwende
Transportwende
Persönlicher Wandel
Mit Unterstützung zahlreicher namhafter Wissenschaftler verarbeitete sie die komplexen Zusammenhänge und wissenschaftlichen Daten zur globalen Erwärmung zu leicht verständlichen Illustrationen. Jeder Grafik sind Erläuterungen zugeordnet, die erklären, was das Bild in seiner scheinbaren Einfachheit zeigt.
Das Wichtigste zum Klimawandel wird in 50 Grafiken erzählt:
• wie unser Klima entsteht und unser Klimasystem funktioniert,
• grundlegende Zusammenhänge zwischen CO₂ und Klima,
• was es mit der 1,5 Grad Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit auf sich hat,
• welche Rolle Wälder und Meere als CO2-Speicher spielen,
• wie der immer weiter steigende CO2-Ausstoß in den Industrienationen dazu führt, dass das sensible Gleichgewicht aus dem Lot gerät und die Atmosphäre sich immer mehr aufheizt,
• welche Folgen die Erwärmung von Atmosphäre und Meeren heute schon hat,
• dass die Menschheit nur überlebt, wenn sie vom fossilen Wachstumswahn Abschied nimmt,
• wie der Treibhauseffekt dafür sorgt, dass unsere Welt genau auf die richtige Temperatur geregelt ist.
Länder wie Deutschland, China und die USA werden detailliert betrachtet. Es wird beispielsweise vorgerechnet, wie Länder wie die USA oder auch Europa ihre CO2-Bilanz verschleiern, weil sie einen Großteil ihrer Warenproduktion regelrecht ausgelagert haben. Auf einer „Weltkarte des Wandels“ zeigt sie, dass einige Länder beim Umbau ihrer Energie- und Verkehrssysteme bereits deutlich weiter sind als Deutschland - bis hin zum fahrradfreundlichen Umbau ihrer Städte.
„Ein Weckruf in Grafiken“
Der Klimaforscher Prof. Hans Joachim Schellnhuber hat ein bewegendes Vorwort geschrieben, in dem er auf die jüngste Entwicklung der Fridays-for-Future-Bewegung mit „großer Spannung, kleinem Stolz und vorsichtiger Hoffnung“ schaut. Für ihn ist diese Bewegung der bisher sichtbarste Beweis der Entstehung einer neuartigen Allianz zwischen Wissenschaft, Jugend und Kunst – wie auch das Buch von Esther Gonstalla zeigt. Es beeindruckt ihn, „wie aussagekräftig und ausdrucksstark diese Erkenntnisse werden, wenn sie kreativ aufgearbeitet werden.“
Es braucht die Übersetzungsarbeit der Kreativen, um Nachhaltigkeit greifbar zu machen. Der Wissenschaftler steht fast immer vor der Herausforderung, die neuesten Ergebnisse in Bezug auf den Klimawandel einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Dabei erlebt er, wie wichtig es ist, Fakten und Zahlen in Bilder, Symbole und Geschichten zu übersetzen, „dass die essenziellen Informationen nicht nur transportiert, sondern auch memoriert werden können.“ Für ihn ist die Visualisierung des Beitrags des Klimawandels zur wachsenden Armut in Afrika in Gonstallas Buch besonders ergreifend: „Anhand der Darstellung der historischen nationalen Treibhausgasemissionen wird mehr als eindeutig klar, wie die Erderwärmung ein krasser Beleg für das Versagen der modernen Gesellschaft geworden ist. Die Verheißungen der globalisierten Moderne lösen sich spätestens mit diesen Betrachtungen endgültig in Luft auf.“
Bereits in seinem monumentalen Werk „Selbstverbrennung“ (2015) spricht Schellnhuber nicht von einer fernen, mystischen Apokalypse, sondern von einem „nahen, profanen Desaster, auf das unsere Zivilisation zusteuert.“ In seinem Buch leuchtete er die mangelnde Zukunftsfähigkeit der Art aus, wie wir unseren Planeten (im Großen wie im Kleinen) betreiben. Auch hier spielte der Klimawandel die entscheidende Rolle, „weil er ein Menschheitsproblem darstellt, das alle Maßstäbe traditioneller Lösungskompetenz sprengt.“ Deshalb ist es wichtig, dass „Weltverbesserer“, zu denen er sich ebenfalls zählt, davor hüten, hier ein Schräubchen anzuziehen und dort ein Rädchen zu drehen. Die Transformation eines gesellschaftlichen Gefüges bedarf seiner Ansicht einer durchgreifenden Kombination von „inneren und äußeren Wirkkräften.“
Schellnhuber unterstützte auch das Buch „Kleine Gase – Große Wirkung: Der Klimawandel“, mit denen es den Studenten David Nelles und Christian Serrer ebenfalls gelungen ist, ein komplexes Thema wie die globale Erwärmung mit kurzen Texten und vielen Grafiken verständlich auf den Punkt zu bringen. Unterstützt wurden sie dabei ebenfalls von über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Vor etwa zwei Jahren saßen sie in der Mensa ihrer Uni und haben über die globale Erwärmung diskutiert. Um antworten auf ihre Fragen zu finden, hatten sie wenig Lust, dicke Fachbücher zu lesen. Sie waren auf der Suche nach einem Buch, das anschaulich, wissenschaftlich fundiert und mit kurzen Texten das A und O des Klimawandels erklärt. Ihre Suche endete erfolglos - und so entschieden sie sich kurzerhand, ein solches Buch selbst zu schreiben.
Die meisten „Klimaskeptiker“ verwenden Argumente, die für ein Laienpublikum schlüssig klingen. So waren auch die beiden Studenten zu Beginn ihrer Recherche zunächst verunsichert, wenn sie gelesen haben, dass die Temperaturen seit 15 Jahren angeblich nicht mehr steigen und es deshalb keinen Klimawandel geben soll oder aber, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre mit 0,04 % viel zu niedrig sei, um einen Einfluss auf das Klima zu haben. https://dralexandrahildebrandt.blogspot.com/2018/11/kleine-gase-und-groe-wirkung-zwei.html Diese irreführenden Aussagen lassen sich mit dem entsprechenden Hintergrundwissen allerdings rasch widerlegen. Dieses Wissen vermittelt ihr Buch verständlich, kompakt und anschaulich.
Wie Esther Gonstalla haben sie auf lange Texte verzichtet und stattdessen komplexe wissenschaftliche Erkenntnisse auf den Punkt gebracht. Doch das reicht häufig nicht aus, um ein abstraktes Thema wie die globale Erwärmung greifbar zu machen. Das gelingt beiden Büchern mit den Grafiken. Auch Ole Häntzschel und Matthias Stolz verarbeiten seit über zehn Jahren diese großen und kleinen Themen zu Infografiken. Als sie sich im Frühsommer 2016 für ihr Buch „Atlas der unbequemen Wahrheiten“ entschieden, war Trump noch nicht US-Präsident, und der Brexit war noch nicht entschieden. „Aber jeder wusste schon: Die Welt könnte sich verdüstern.“ Beide hatten das Gefühl, das sie ein Buch über Fakten machen sollten, die keine Fakes sind. Ihre Infografiken können ebenfalls helfen, „einen bedauerlichen Zustand auf einen Blick verständlich zu machen.“
Weiterführende Informationen:
Esther Gonstalla: Das Klimabuch. Über die Erwärmung des Planeten. Oekom Verlag, München 2019.
David Nelles und Christian Serrer: Kleine Gase – Große Wirkung: Der Klimawandel. Selbstverlag, Friedrichshafen 2018.
Ole Häntzschel und Matthias Stolz: Atlas der unbequemen Wahrheiten. 99 Infografiken. Droemer Knaur 2017.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Circular Thinking 21.0: Wie wir die Welt wieder rund machen. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.
Hans Joachim Schellnhuber: Selbstverbrennung. Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff. C. Bertelsmann Verlag, München 2015.