Klimawandel in der Küchenbranche – ein Wegweiser durch die Geschichte
Wie das Essen umgibt die Küche etwas Archaisches, denn sie ist Feuer- und Wasserstelle.
Zu den ersten sozialen menschlichen Betätigungen gehörte die Bereitung von Nahrungsmitteln mithilfe von Glut und Feuer. Die Feuerstelle gilt als erster Ort der Gemeinschaftsordnung. Sie befand sich zunächst in der Mitte der Behausung, wurde jedoch an die Wand verlegt, als dem Feuer ein eigener Raum zugewiesen wurde. Zu dieser Zeit bildete sich die Vorform des Herdes, der an drei Seiten abgemauerte Kamin, zunächst ohne, dann mit hölzernem und schließlich mit gemauertem Rauchabzug heraus. Nachdem sich die Feuerstelle vom Boden entfernt hatte und eine entsprechende Höhe erreichte, blieb sie über Jahrhunderte ein Bestandteil der Architektur, bevor sie zum beweglichen Möbel wurde.
„Herdplatten“ gelten als Vorläufer gusseiserner Kochflächen. Sie gab es offenbar schon in der Steinzeit, wie Rekonstruktionen von aufgeschichteten Feuerstellen belegen, deren Oberfläche mit Lehm ausgestrichen und geglättet waren. Vermutlich dienten sie zum Backen von Fladenbrot, so wie es heute noch in Afrika oder Südamerika zu beobachten ist. Eine selbstverständliche Voraussetzung beim Kochen ist die konstante Wärmeabgabe und die Möglichkeit der Hitzeregulierung. Das spiegelglatte Ceranfeld mit seinen grafisch gekennzeichneten Heizbereichen oder der ebenfalls glatte Induktionsherd schließen mit ihren glatten Oberflächen formal an die holz- oder kohlebefeuerten Gusseisenherde („Kochmaschinen“) des 19. und frühen 20. Jahrhunderts an. Seine zentrale und mythische Bedeutung büßte der Herd nicht zuletzt dadurch ein, dass er längst nicht mehr die einzige Wärmequelle in der Küche ist.
Die Küche ist neben dem Badezimmer der Raum des Hauses, der in den vergangenen einhundert Jahren die meisten architektonischen und technischen Veränderungen erfahren hat.
Mit zunehmendem Bevölkerungswachstum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der voranschreitenden Industrialisierung stand in den Mietshäusern der Küche häufig nur noch ein Minimum an Platz zu: In den engen Etagenwohnungen der Arbeiter haben einzeln stehende Küchenmöbel (wie in großbürgerlichen Haushalten) keinen Platz. Es entsteht das Arbeitsdreieck Herd, Spüle und Kühlschrank. Zeitgleich wurden Kücheneinrichtungen vereinheitlicht. Die Rationalisierung der Küche ging mit der Industrialisierung der Nahrungsmittelherstellung einher.
1926 erschien das Buch „Der neue Haushalt – ein Wegweiser zu wirtschaftlicher Haushaltsführung“ von Erna Meyer. Einige Jahre zuvor analysierte die Amerikanerin Christine Frederick die Küchenarbeit in ihrer Publikation „Household Engineering. Scientific Management in the Home“. Beide trugen zu einer Reform der Wohnkultur bei, bei der es auch um die Konzipierung einer neuen Ordnung ging: kurze Arbeitswege, leichte Reinigung, „Handwerkszeug“ in Reichweite. Für einen Meilenstein der Küchengeschichte sorgte auch die österreichische Architektin Margarete Schütte-Lihhotzky. Unter dem Initiator des Wohnungsbauprogramms „Neues Frankfurt“, Ernst May, plante sie 1926 mit der Frankfurter Küche ein funktionales „Raumwunder“ nach ergonomischen Kriterien, in dem alles seinem Platz hat. Die Mustermöbel sind durch eine Schiebetür mit dem Wohnzimmer verbunden. Sie gilt als Vorläufer der Einbauküche und wurde in 10.000 Wohnungen verbaut.
In den 1960-er Jahren wurden Elektrogeräte für fast jeden erschwinglich. 1963 entwarf Joe Colombo Minikitchen für Boffi – es wurde damit der Trend der räumlich unabhängigen Küche antizipiert, den Luigi Colani etwa zehn Jahre später mit seiner orangenen Kugelküche für Poggenpohl weiterdenkt: Sie hat einen Durchmesser von 2,40 Meter und einen Drehstuhl, von dem sich alle Geräte bedienen ließen.
Die 1970-er Jahre galten als Epoche des Aufbruchs, die von experimentierfreudigen Gestaltern geprägt wurde. Anfang der 1980-er Jahre beeinflusste der Grafikdesigner Otl Aicher die Küchenwelt. Es erschien seine Publikation „Die Küche zum Kochen. Das Ende einer Architekturdoktrin“ in Kooperation mit dem deutschen Küchenhersteller Bulthaup. Sein „Programm in Stichworten“ hat eine offene, kommunikative und „neue Küche“ zum Inhalt, die wieder ins Zentrum des Hauses rückt. Er sagte damals die Rückkehr der Küche voraus und schlug ein Küchenkonzept vor, bei dem das Essen als sinnliches Erlebnis gefeiert wird.
In Deutschland ist der Küchenmarkt ein Milliardengeschäft mit stetig wachsenden Umsätzen.
Bei der Einrichtung und Nutzung der Küche sind nicht nur ökologische Gesichtspunkte von Bedeutung, sondern auch die Steigerung der eigenen Lebensqualität durch gesunde Nahrungsmittel sowie die Verwendung nachhaltig produzierter Küchenmöbel und Elektrogeräte. Es gibt in Deutschland zwischen 20 und 30 namhafte Hersteller, darunter Marktführer wie Nobilia und Familienunternehmen wie Häcker und Schüller. Zudem gibt es eine Vielzahl von Händlern (vom Küchenstudio über Fachmärkte wie Asmo, Meda, Küchen Aktuell bis zu Möbelhausketten wie XXXLutz, Höffner oder Ikea). Das Dilemma für die Hersteller liegt nach Elisabeth Dostert und Angelika Slavik (Süddeutsche Zeitung) in der Marktstrategie der Händler: „Denn die legen kaum Wert darauf, die Kunden wissen zu lassen, von welchem Hersteller die Küche kommt. Sie präsentieren sich lieber unter eigenen Marken - dann lassen sich die Lieferanten leichter austauschen. Entsprechend ungünstig ist deren Verhandlungsposition. Wer also die großen Händler bedienen und dabei auf Augenhöhe agieren will, muss die Kraft seiner eigenen Marke stärken. Das gelingt nicht allen“.
Mit dem eigenen Label PURemission verfügt Häcker Küchen bereits seit 2017 über ein Alleinstellungsmerkmal für eine besonders saubere Raumluft.
Damit sind die Rödinghausener nach eigenen Angaben klarer Vorreiter in der Branche. Durch eine sorgfältige Auswahl der Holzwerkstoffe und ausgewählter Fertigungsverfahren ist es gelungen, die strengeren Richtlinien der Emissionen gemäß den US-Vorgaben CARB2 (93120) und TSCA title 6 einzuhalten. Die Höchstwerte der europäischen Richtlinien Emissionsklasse E1 werden mindestens eingehalten und in einigen Bereichen weit unterschritten. Das Emissionslabel der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM) ist eine sichere Zertifizierung, die Endverbrauchern Orientierung und Sicherheit beim Möbelkauf gibt. Vergeben wird es in den Emissionsklassen A bis D. Die strengsten Grenzwerte finden sich in der Emissionsklasse A, die auch vom Küchenmöbelhersteller Häcker erfüllt werden. Alle ausgezeichneten Möbel werden in den ersten drei Jahren jährlich und danach zweijährlich in unabhängigen Prüflaboren untersucht. Die einzuhaltenden Grenzwerte des Emissionslabels wurden mit renommierten Prüfinstituten wie dem TÜV Rheinland und dem ECO-Institut sowie dem Umweltbundesamt abgestimmt. Öko-Test rät: Nur die Grenzwerte der als A klassifizierten Produkte sind empfehlenswert (von Möbeln aus den Klassen C und D sollten nicht in Betracht gezogen werden).
Das offene Feuer zum Grillen und Rösten hat menschliche Ernährungsweisen und Essgewohnheiten zwar entscheidend verändert, doch der Beginn der Kochkunst datiert erst von der Erfindung des Topfes und der Pfanne.
Produkte aus Kunststoff mögen heute zwar pflegeleicht sein, werden jedoch aus Erdölprodukten hergestellt und stellen dadurch eine stärkere Belastung für unsere Umwelt dar. Gleiches gilt für Vorratsbehälter aus Kunststoffen. Eine bessere Alternative sind Küchenhelfer und Behälter, die aus natürlichen bzw. schnell nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Auch Behälter aus Glas belasten die Umwelt aufgrund der sehr guten Recyclingfähigkeit deutlich weniger als Plastik-Behälter. Produkte aus Kunststoff mögen zwar pflegeleicht sein, aber sie werden aus Erdölprodukten hergestellt und stellen dadurch eine stärkere Belastung für unsere Umwelt dar (Quelle: memolife).
Kochen hat auch erheblichen Einfluss auf die Entwicklung unseres Planeten und ist deshalb mehr als reines Zubereiten von Lebensmitteln. „Eine nachhaltige Küche ist nicht nur gut für das Klima, sondern trägt auch bei zu mehr sozialer Gerechtigkeit, fairen Wirtschaftsbeziehungen und gesunder, hoher Lebensqualität“, schreibt Herbert Hintner im Buch „Kochen kann verändern“, das gemeinsam mit dem Terra Institute entstand. Das Kompetenzzentrum für Innovation und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Gesellschaft wurde 2009 in Brixen von Evelyn Oberleitner und Günther Reifer gegründet. Es setzt durch Beratung, Fortbildung und Forschung Impulse für die Entwicklung einer neuen und nachhaltigen Wirtschaft. Genuss wird hier neu definiert, indem die Komponenten der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit ergänzt werden.
Weiterführende Informationen:
Aus Tradition verantwortungsvoll. Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020. Hg. von Häcker Küchen GmbH & Co. KG. Rödinghausen 2019.
Herbert Hintner / Terra Institute: Kochen kann verändern. Besser kochen – nachhaltig einkaufen. Mit Fotos von Frieder Blickle. Folio Verlag Bozen Wien 2017.
Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Küchen-Kultur und Lebensart: Warum Verantwortung nicht zwischen Herd und Kühlschrank aufhört. Amazon Media EU S.à r.l.
Gisela Rehm: Nachhaltigkeit braucht Markenkraft. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.