Kollege Schuldgefühl: Mit diesen Strategien wehrst Du Dich gegen Menschen, die Dich im Job zu manipulieren versuchen
Sie halten Dich klein, geben Dir das Gefühl, an allem Schuld zu sein, und sind selbst doch immer nur das Opfer – emotionale Manipulator·innen im Job vergiften das Arbeitsklima. Mit diesen sechs Strategien kannst Du Dich gegen sie wehren.
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Ich habe einen Kollegen, der es immer wieder schafft, mich im Job kleinzuhalten und emotional zu manipulieren. Wie kann ich mich dagegen wehren?Christina, 46
Liebe Christina,
zunächst ist es wichtig, einen normalen, gesunden Einfluss von emotionaler Manipulation zu unterscheiden: Sozial gesunde Beziehungen basieren auf Vertrauen, gegenseitigem Respekt und Sicherheit. Dabei haben die Personen das Gefühl, dass sie geschätzt, akzeptiert und respektiert werden. Es ist ein Geben und Nehmen. Bei der emotionalen Manipulation wird bewusst ein Ungleichgewicht geschaffen, um sich persönliche Vorteile zunutze zu machen.
👉 Emotionale Manipulator·innen erkennen Deine Schwächen und nutzen diese gezielt gegen Dich aus.
👉 Emotionale Manipulator·innen sind Expert·innen im Aufbau von Schuldgefühlen.
👉 Emotionale Manipulator·innen handeln anders, als sie sagen.
👉 Emotionale Manipulator·innen beanspruchen die Opferrolle für sich.
👉 Emotionale Manipulator·innen reden Dich und Deine Probleme klein.
👉 Emotionale Manipulator·innen untergraben Deinen Glauben an Deine persönliche Realität.
Die Ursachen für emotionale Manipulationen sind vielfältig und meistens sehr tief in der Persönlichkeit verankert. Was auch immer die Gründe sind, dass jemand emotional manipulativ agiert: Es ist wichtig, dass Du einen Weg für Dich findest, solche Situationen erfolgreich zu bewältigen.
Sechs Strategien für den erfolgreichen Umgang mit emotionalen Manipulatoren:
Womöglich treffen nicht alle der genannten Tipps auf Deine spezielle Situation zu. Trotzdem ist es einen Versuch wert, die eine oder andere Technik auszuprobieren und zu testen, was für Dich passt.
Der wichtigste Punkt im Umgang mit emotionalen Manipulierer·innen: Kenne Deine Rechte als Mensch. Dann kannst Du auch klar erkennen, wann diese Rechte verletzt werden.
Du hast das Recht:
🔸 mit Respekt behandelt zu werden.
🔸 Deine Gefühle, Meinungen und Wünsche als solche zu äußern und auszudrücken.
🔸 Prioritäten nach Deinen eigenen Werten und Vorstellungen zu setzen.
🔸 Dein eigenes glückliches und gesundes Leben zu gestalten.
🔸 Nein zu sagen, ohne Dich schuldig zu fühlen.
🔸 eine eigene Meinung zu haben, auch wenn diese anderen widerspricht.
🔸 Dich vor körperlicher, geistiger oder seelischer Bedrohung zu schützen.
Diese Rechte bestimmen gleichzeitig Deine Grenzen.
Nun ist unsere Gesellschaft allerdings voll von Menschen, die Grenzen nicht respektieren. Das kann es mitunter sehr schwer machen, selbstbewusst im Job zu sich zu stehen.
Folgendes kann dir helfen:
Da das Ziel von Manipulator·innen darin besteht, Schwachstellen zu finden und diese dann für sich selbst zu nutzen, werden sie alles daransetzten, dass Du Dich in ihrer Gegenwart schlecht, dumm und unzulänglich fühlst. Deswegen ist es gerade in solchen Situationen so wichtig, dass Du Dir bewusst machst, dass nicht Du das Problem bist! Sondern nur Mittel zum Zweck, um Macht zu erlangen und damit sich Manipulator·innen gut fühlen.
Überlege deswegen bewusst, ob die Erwartungen und Anforderungen dieser Person angemessen sind. Fühlst Du Dich in dessen Gegenwart wirklich wohl und mit Respekt behandelt?
Um das herauszufinden, hilft der nächste Punkt weiter:
Emotionale Manipulator·innen stellen unangemessene Forderungen. Wenn Du Aussagen und Bitten hörst, die Dir zu fordernd vorkommen, kannst Du dem Manipulator die Möglichkeit geben, die Unmäßigkeit dieser Forderung selbst zu erkennen.
Stelle dazu Fragen wie:
❓„Ist das eine Frage oder ein Befehl?“
❓„Warum sollte ich das für Dich machen?“
❓„Klingt das, was Du von mir verlangst, für Dich selbst fair?“
Wenn Du solche Fragen stellst, hältst Du Manipulator·innen einen Spiegel vor. Wenn er oder sie ein gewisses Maß an Fairness und Reflexionsfähigkeit besitzt, wird er oder sie die Forderung schnell wieder zurückziehen und sich im Idealfall dafür sogar entschuldigen.
Wirklich pathologisch emotionale Manipulator·innen werden allerdings diese Fragen ins Lächerliche ziehen.
Eine weitere gute Möglichkeit, um emotionale Manipulator·innen zu erkennen, ist, darauf zu achten, wie dieselbe Person in verschiedenen Situationen bei verschiedenen Menschen reagiert und handelt.
Emotionale Manipulator·innen neigen dazu, verschiedene Gesichter zu zeigen und in Extremen zu leben: So sind sie einer Person gegenüber extrem höflich und wirken vollkommen hilflos, während sie im nächsten Moment bei einer anderen aggressiv und kampflustig sind. Wenn Du dieses Verhalten immer wieder beobachtest, halte so viel Abstand wie möglich.
Wenn das nicht geht, wende den nächsten Tipp an:
Es ist eine Kunst, Nein zu sagen, die gar nicht so einfach zu erlernen ist. Denn Du musst Dein Nein so kommunizieren, dass Du einerseits selbstbewusst zu Dir stehen kannst und andererseits Dein Gegenüber nicht vor den Kopf stößt. Denk immer daran: Du hast das Recht, NEIN zu sagen, ohne Dich schuldig zu fühlen. Trainiere das Neinsagen wie einen Muskel – vielleicht erst mal bei Menschen, die Dir gewogen sind und die Du gut kennst. Je häufiger es Dir im Kleinen gelingt, desto einfacher wird es bei emotionalen Manipulator·innen.
Emotionale Manipulator·innen halten sich immer an diejenigen, die sie als schwächer empfinden. Studien zeigen, dass diejenigen, die mobben oder andere tyrannisieren, in den meisten Fällen früher selbst Mobbingopfer waren. Letztlich sind es demnach die emotionalen Manipulator·innen, die unsicher sind.
Wenn Du also passiv und möglichst „pflegeleicht“ wirkst, bist Du ein gutes Opfer für den Manipulator. Wenn Du allerdings Rückgrat zeigst und Dich für Deine Rechte einsetzt, wird der oder die Manipulator·in sich nach einem anderen Opfer umsehen. Suche Dir bei verbaler oder eindeutig emotionaler Misshandlung Hilfe und Unterstützung bei Deinen Kolleg·innen oder Vorgesetzten. Es ist wichtig, sich Manipulator·innen gegenüberzustellen – Du musst es aber nicht allein tun.
Wenn Du das Gefühl hast, es mit einer oder einem emotionalen Manipulator·in zu tun zu haben, ist es wichtig, dass Du Dein Selbstvertrauen wieder aufbaust, das vorher sicherlich beschädigt wurde. Manipulator·innen finden immer einen Weg, um Zeifel in uns zu säen. Wir ermöglichen aber oft diesen Missbrauch.
Lass Dir nicht von einer unsicheren, erniedrigenden, lügenden, manipulativen Person Dein Selbstgefühl zerstören. Rüste und stärke Dich, indem Du Erfolge kommunizierst, offen mit Kolleg·innen über Deine Erfahrungen sprichst (anderen geht es vielleicht wie Dir) und grenze Dich ab von der destruktiven Energie des Manipulators oder der Manipulatorin. Sage Dir mantraartig: Deine Negativität gehört zu Dir und nicht zu mir. Du kannst Dir sogar bildlich eine Art Schutzwall zwischen Dir und dem oder der Manipulator·in vorstellen. Das mag komisch klingen, hilft aber.
❗ Die oben genannten Strategien brauchen etwas Übung und Überwindung. Wenn Du zum ersten Mal merkst, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen, wirst Du Dich mit der Zeit besser fühlen und den Hebel zu Deinen Gunsten verschieben.
Deine Ingrid Gerstbach
Was hat Dir im Umgang mit emotionalen Manipulator·innen geholfen? Teile Deine Erfahrung in den Kommentaren!
Wer spricht hier?
Ingrid Gerstbach ist Innovationsexpertin und gilt als deutschsprachige Koryphäe der aus den USA stammenden Innovationsmethode Design-Thinking. Die Betriebswirtin, Wirtschaftspsychologin und Erwachsenenbildnerin berät internationale Unternehmen und Universitäten und schreibt Kolumnen und Bücher.
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