Kann man sein dreckiges Zeug nicht mal in die Küche bringen?? | © Getty Images

Konflikte im Team: Wie du gelassener mit Stress und Reibung umgehst

Was im Alltag wie eine Kleinigkeit wirkt – die Kaffeetasse, der Tonfall, der Blick – kann in Teams schnell zu echten Konflikten führen. Und egal, wie sehr du dir wünschst, dass sich der andere ändert: Der erste Schritt zu einem besseren Umgang mit solchen Konflikten beginnt nicht beim Gegenüber, sondern bei dir selbst.

Konflikte gehören zum Arbeitsalltag. Punkt. Wer sagt, er hätte nie Stress mit Kolleg:innen, der … na ja, sagen wir mal: Der hat gut verdrängt.

Manchmal ist es offensichtlich, manchmal schwelend – aber irgendwann zeigt sich die Spannung. Und oft reicht dann ein kleiner Auslöser, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Zum Beispiel diese eine Kaffeetasse, die mal wieder nicht in der Spülmaschine steht.

Ich hab mir zu diesem Thema eine absolute Expertin eingeladen: Konflikttrainerin Martina Kohrn. Über 1000 Seminare, zwei Bücher, Fachartikel, Vorträge – sie weiß, wovon sie spricht. Und genau dieses Wissen hat sie in ihrem Interview mit uns geteilt: Was macht Konflikte eigentlich aus, wie erkennst du sie früh genug, und was kannst du konkret tun, wenn dich etwas stört – ohne direkt in den Konfrontationsmodus zu verfallen?

Wann fängt ein Konflikt eigentlich an?

Viele denken bei Konflikten an Streit. Laut, unangenehm, persönlich. Aber oft fängt es viel früher an – mit einem Gefühl.

Martina sagt: Ein Konflikt beginnt da, wo du merkst, dass dich etwas stört. Noch bevor jemand anderes überhaupt etwas bemerkt hat. Ein kurzer Stopp-Moment in dir. Ein innerer Widerstand. Ein „Das nervt“.

Und genau das ist oft der beste Zeitpunkt, um hinzuschauen – nicht erst dann, wenn die Stimmung im Team kippt.

Die Kaffeetasse ist selten das eigentliche Problem

Sie steht da. Mal wieder. Und du weißt: Jetzt reicht’s.

Aber: Geht’s wirklich um die Tasse? Oder darum, dass du gestresst zur Arbeit kamst? Dass die Kommunikation im Team schon länger knirscht? Oder dass du das Gefühl hast, deine Bedürfnisse werden übersehen?

Konflikte sind selten so konkret, wie sie auf den ersten Blick wirken. Wer genauer hinschaut, erkennt oft eine Mischung aus Situation, Stimmung und ungedecktem Bedürfnis. Genau das macht Konflikte so spannend – und so tricky. Es kommen viele kleine Tropfen zusammen, bis das Fass überläuft.

Warum es oft kracht – und was dahintersteckt

Martina Kohrn beschreibt, warum aus kleinen Alltagsmomenten manchmal richtige Konflikte werden. Es liegt oft nicht an der berühmten Kaffeetasse, sondern daran, was wir an unausgesprochenem Ärger, Stress oder Enttäuschung mit ins Büro bringen.

Das kann sein:

  • Ein Gefühl, dass die eigenen Bedürfnisse übergangen werden

  • Eine Stimmung, die sich aus anderen Situationen mitzieht

  • Oder ganz simpel: zu wenig oder zu undeutliche Kommunikation

Martina betont: Wer das früh erkennt und anspricht, verhindert oft, dass sich Kleinigkeiten hochschaukeln.

Es lohnt sich also, genau hinzuschauen, was hinter dem ersten Ärger steckt.

Was du stattdessen tun kannst – und wo du anfängst

Die meisten wünschen sich, dass die andere Person sich ändert. Aber: Der einzige Mensch, den du wirklich verändern kannst, bist du selbst. (Ich weiß, das hört man nicht gern. Aber es stimmt.)

Wenn du also merkst, da stört dich was, dann lohnt es sich, erst mal bei dir hinzuschauen:

  • Was genau nervt mich gerade?

  • Was wünsche ich mir eigentlich?

  • Was könnte bei meinem Gegenüber los sein?

Wer sich diese Fragen ehrlich stellt, schafft die Grundlage für echten Austausch – bevor Missverständnisse und Spannungen entstehen.

Und nein: Das ist keine Einladung zum Interpretieren. Es geht um den Perspektivwechsel. Darum, dass du dir bewusst machst, dass hinter jeder Handlung ein guter Grund stehen kann – auch wenn du ihn nicht kennst.

Wie du Konflikte klug ansprichst – ohne Drama

Ein guter Einstieg in ein klärendes Gespräch beginnt nicht mit Vorwürfen, sondern mit Selbstklärung.

Martina gibt eine klare Empfehlung: Bevor du den Mund aufmachst – klär für dich, was du wirklich sagen willst. Was du erreichen möchtest. Und wie du es sagen kannst, ohne dass sich dein Gegenüber angegriffen fühlt.

Hilfreich sind dabei:

  • Ich-Botschaften wie: „Ich hab gemerkt, dass mich das beschäftigt …“

  • Ein ruhiger Tonfall und eine klare Haltung

  • Der richtige Zeitpunkt – Spoiler: nicht zwischen Tür und Angel

Es geht nicht um Dramen. Es geht um Klarheit. Wichtig ist: Authentisch bleiben – aber auch empathisch.

Und wenn sich trotzdem nichts ändert?

Natürlich gibt es Situationen, in denen Gespräche nicht fruchten. Ja, das passiert.

Nicht jedes Gespräch bringt sofort die perfekte Lösung. Aber manchmal ist auch eine neue Klarheit schon ein Gewinn.

Vielleicht braucht’s einen neuen Umgang. Neue Vereinbarungen. Oder klaren Abstand. Manchmal auch einfach Loslassen.

Wichtig ist nur: Bleib nicht im inneren Groll stecken. Schreib keine Gedankenschleifen-Monologe über Kolleg:innen im Kopf.

Nicht jeder Konflikt muss perfekt gelöst werden. Du darfst dich entscheiden, wie du damit umgehen willst.

Du musst Konflikte nicht lieben. Aber du kannst lernen, besser mit ihnen umzugehen – und dabei klar bei dir zu bleiben.

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Noch lieber schaust du Videos, statt zu lesen? Dann findest du hier das ganze Interview mit Martina Kohrn.

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Yvonne de Bark schreibt über Medien, Job & Karriere, Wirtschaft & Management, Gesundheit & Soziales

Mit über 28 Jahren TV-Erfahrung (Cobra 11, Küstenwache, Der Alte, Fall für 2, Rosenheimcops, Unter uns uvm) und 10 Jahren als Coach helfe ich Menschen vor Gruppen und der Kamera selbstsicher aufzutreten. Von mir wurden 11 Bücher zu diesen Themen veröffentlicht.

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