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Wenn zwei sich streiten, leiden im Zweifel alle. Foto: Foto von cottonbro studio: https://www.pexels.com/de-de/foto/buro-manner-drinnen-zusammen-9077987/

Konflikte sind nicht das Problem – sondern unser Umgang mit ihnen

Konflikte lösen sich nicht von selbst. Sie wechseln nur den Ort – in die Kaffeeküche, in E-Mails, in schlechte Stimmung. Restorative Circles holen sie dorthin zurück, wo sie hingehören: in einen Stuhlkreis. Dort wird nicht verhandelt oder gestritten, sondern zugehört. Und oft braucht es genau das, damit Zusammenarbeit wieder funktioniert.

Die Sache mit den Konflikten ist ja die: Man kann sie ignorieren, aussitzen, hinter verschlossenen Türen aushandeln oder an externe Profis delegieren. Man kann auch hoffen, dass sie sich irgendwann von selbst erledigen – weil einer der Beteiligten das Unternehmen verlässt oder die Fronten sich so verhärten, dass man eben nur noch das Nötigste miteinander spricht. All das passiert jeden Tag. Und all das funktioniert, auf eine Weise. Nur eben nicht besonders gut.

Denn was bleibt, sind angespannte Meetings, ein unterschwelliger Groll, Teams, die nicht mehr wirklich zusammenarbeiten, sondern nur noch nebeneinander her. Und irgendwann dann: die Kündigung. „War sowieso nicht mehr zu retten“, heißt es dann oft. Aber das stimmt meistens nicht. Es wurde nur nicht versucht. Oder nicht auf eine Weise, die eine Lösung möglich gemacht hätte.

An dieser Stelle kommen Restorative Circles ins Spiel. Kein weiteres Management-Tool, keine konfliktpsychologische Wunderwaffe, sondern eine Methode, die vor allem eines tut: Sie bringt die Beteiligten ins Gespräch, bevor nichts mehr geht.

Der Ansatz ist so simpel, dass man sich fragt, warum er nicht längst Standard ist. Wer einen Konflikt hat, setzt sich mit den anderen Beteiligten in einen moderierten Kreis und spricht aus, was los ist. Und was das mit einem macht. Man hört zu, ohne sofort zu kontern. Man erfährt Dinge, die man so vielleicht nicht erwartet hat – dass es gar nicht um den Projektplan oder die verpasste E-Mail ging, sondern um etwas Grundsätzlicheres: um das Gefühl, nicht gesehen oder gehört zu werden. Und plötzlich entsteht etwas, das in vielen Konflikten längst verloren gegangen ist: Verständnis.

Das heißt nicht, dass alle sich danach in den Armen liegen. Aber es bedeutet, dass das Problem nicht mehr in Andeutungen und Halbsätzen weitergetragen wird, dass nicht mehr auf Teamebene oder in der Kaffeeküche darüber geredet wird, sondern da, wo es hingehört: zwischen den Menschen, die es betrifft.

Und das wirkt. Weil sich dann zeigt, dass viele Konflikte sich gar nicht um die Sache drehen, sondern um das, was zwischen den Zeilen steht. Wer einmal erlebt hat, wie so ein Kreis funktioniert, wie schnell sich ein festgefahrener Konflikt in Bewegung setzen lässt, fragt sich unweigerlich: Warum machen wir das nicht immer so?

Vielleicht, weil es Mut erfordert, offen auszusprechen, was im Raum steht. Vielleicht, weil wir in Unternehmen immer noch dazu neigen, Konflikte als Störung zu begreifen, die am besten schnell und effizient aus dem Weg geräumt werden sollte. Dabei wäre es doch klüger, sie als das zu sehen, was sie wirklich sind: eine Gelegenheit, Zusammenarbeit zu retten, bevor sie endgültig scheitert.

Restorative Circles sind kein Allheilmittel. Sie funktionieren nicht gegen den Willen der Beteiligten, sie ersetzen auch keine strukturellen Veränderungen, wenn diese nötig sind. Aber sie bieten etwas, das in vielen Organisationen fehlt: einen Ort, an dem Konflikte geklärt werden können, ohne dass es Gewinner und Verlierer gibt.

Und vielleicht wäre das schon genug, um so manches Team zusammenzuhalten.

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Dana Hoffmann schreibt über Job & Karriere, Personalwesen

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