Langweilen sollen sich die Leute woanders!
Formel 3 Rennfahrerin Sophia Flörsch zeigt sich in den sozialen Netzwerken als Sportlerin und Frau, die stolz auf ihre Leistung und ihren Körper ist. Ihre Tipps für erfolgreiches und unterhaltsames Selbstmarketing bei Twitter, YouTube, Insta und Co.: Sei authentisch, transparent und ja, es darf auch mal sexy sein.
Sei authentisch
Wichtig ist: Bloß nicht verstellen, auf meinen Accounts gibt es keine Fake-Sophia. Wenn mir danach ist, poste ich eine Grimasse. Oder ich nehme die Leute per Vlog mit zu meinen Rennen in die unterschiedlichen Länder. Sie können mich auch beim Lauf- oder Simulatortraining begleiten und dabei sein, wenn ich auf eine Abendveranstaltung gehe. Ich zeige mich auch im Bikini oder knappen Fitnesstop – denn auch das ist ein Teil von mir.
Mich mit anderen Menschen im Netz zu verbinden habe ich so richtig in 2010 begonnen. Ich war fast jedes Wochenende bei Kartrennen in Italien unterwegs. Facebook war zu dieser Zeit in Italien sehr beliebt. So konnte ich viele Freunde aus der ganzen Welt gewinnen und bis heute in Kontakt bleiben. Aktuell folgen mir auf Twitter rund 72.000, auf Instagram 260.000 und auf Facebook noch mal 60.000 Menschen. Auf Youtube sind es rund 17.000 – macht insgesamt etwa 400.000 Follower.
Explodiert sind die Zahlen im vergangenen November, als ich meinen Crash in Macao hatte und das Video um die Welt ging. Ich dachte erst, dass das nur Sensationsfans sind, die wieder abspringen, wenn sie sehen, dass es mir doch ganz gut geht. Aber das war nicht der Fall. Die sind mir treu geblieben. Das freut mich, zeigt es doch, dass sie mögen, was ich so auf meinen Accounts teile und berichte.
Denn auch wenn man es nicht glauben mag: Texte und Kommentare kommen von mir und werden maximal Korrektur gelesen oder gemeinsam im Team modifiziert. Klar, bei „sponsored posts“ wie für Under Amour oder Sportscheck schaut der Auftraggeber zur Korrektur darüber.
Viele Fotos machen meine Schwester oder ich selbst. Wir haben aber Gott sei Dank mittlerweile ein kleines Team echt guter Fotografen und Videoleute, das für ein sehr kleines Budget das Footage für die Social-Media-Kanäle realisiert. Grundsätzlich sind wir auch hier budgetgetrieben, weil wir freies Geld lieber noch in meine Ausbildung im Rennwagen stecken. Konkret bedeutet es: lieber ein Satz neue Reifen bei Testtagen mehr verfahren als eine zusätzliche Kamera an der Rennstrecke. Mehr Authentizität ist fast nicht möglich.
Teile deine Begeisterung
Sicherlich ist Social Media für mich als professionelle Rennfahrerin ein sehr wichtiger und wesentlicher Bestandteil des Marketings. Sowohl hinsichtlich meiner eigenen Brand SOPHIA als auch in der Zusammenarbeit mit Werbepartnern. Unabhängig davon macht es mir aber auch einfach Riesenspaß. Und das versuche ich rüberzubringen in meinen Beiträgen und Stories. Schwer fällt mir das nicht. Es war für mich nie eine Pflichtübung, die dazu gehört, sondern ich habe mich immer schon gerne gezeigt und Einblicke in mein Leben als Rennfahrerin und als Mädchen/Frau gegeben.
Wer mir folgt, spürt, dass ich mich nicht zum Posten zwingen muss, sondern dass es zu meinem Leben gehört. Wenn ich ein lustiges Telefonat mit meiner Oma hatte, teile ich das, um auch andere damit zum Lachen zu bringen. Meine Social Media Identität unterscheidet sich ja auch von denen der klassischen Influencer, die fast ausschließlich von der Reichweite leben und sich nur über ihre Postings und Werbung finanzieren. Ich bin in erster Linie Profisportlerin und finanziere über ausgewählte Sponsorenpartnerschaften, die zu mir und dem Sport passen, meine Renn- und Testtage. Und ja, Bikini-Fotos erzielen de facto eine größere Reichweite als Fotos im Rennanzug. Inhaltliche Grenzen ziehe ich analog zur Realität: So wie man mich beim Sport, beim Baden, also im öffentlichen Raum antreffen kann, so zeige ich mich auch im Netz. Home Storys mache ich nicht und mein Familienleben ist ebenfalls tabu.
Ich will nicht polarisieren oder provozieren, sondern unterhalten, manchmal auch informieren und zum Nachdenken anregen. Ich halte mich für einen unkomplizierten, offenen, lebensfrohen Charakter und freue mich, wenn Menschen meine Begeisterung teilen und mit mir gemeinsam Spaß haben – im wahren wie im virtuellen Leben. Deshalb zeige ich vieles aus der Motorsportwelt. Einen Großteil meiner Zeit verbringe ich aber mit Fun, Fitness, Ernährung, Mode, Reisen, Media und nicht im Rennwagen. Eine Frage des Budgets.
Achte auf Qualität
Obwohl ich einen ziemlichen hohen Output habe, fast alles selbst mache und immer versuche, aktuell zu sein, achte ich sehr auf Qualität. Ich überlege mir sehr genau, was ich poste. Unter meinen Fans sind ja auch Kinder beispielsweise. Und mir ist auch bewusst, dass ich viele Menschen erreiche und damit auch beeinflussen kann. Negativ wie positiv. Das versuche ich mir immer vor Augen zu halten, denn ich spüre dadurch eine gewisse Verantwortung. Es gibt ja bei Social Media keine wirkliche Kontrolle hinsichtlich Wahrheit, Sinnhaftigkeit und Moral.
Man darf nie vergessen, dass das reale Leben wesentlich mehr bietet als das World Wide Web. Echte Freunde, Gespräche, das pure Leben dürfen keinesfalls zu kurz kommen. Social Media ist Entertainment. Es sollte mit Augenmaß und Vernunft genutzt werden. Gerade junge Mädchen dürfen sich nicht in dieser oftmals falschen Welt der angeblich super Schönen und super Erfolgreichen verlieren und vergleichen. Deshalb zeigte ich mich auch nicht nur immer perfekt gestylt und durchtrainiert, sondern achte darauf, möglichst real abzubilden, wie meine Welt aussieht. Qualität hat auch etwas mit der Aufbereitung zu tun. Mit Humor und damit, Neues auszuprobieren. Gerade beschäftige ich mich sehr mit Vlogs. Da will ich unbedingt noch viel mehr machen. Denn nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch in den in den sozialen Medien möchte ich mich ständig weiterentwickeln und verbessern.
Sei transparent
Abschotten, Medienpolitik, vorformulierte Pressemeldungen sind heutzutage einfach OUT. Transparenz ist IN. Die Menschen interessieren und begeistern sich für die Geschichten UM den Sport herum oft mehr als für das pure Rennergebnis. Die Side Storys faszinieren. Dort spielen sich Leidenschaft, Drama, Schicksale, Emotionen, Psychospielchen usw. ab. Alte Heldengeschichten und Remakes findet meine Generation fade. Je mehr Offenheit und Transparenz der Motorsport zu lässt, man den Menschen in den Vordergrund stellt und neue Geschichten erzählt, desto mehr und schneller wird man neue Fans für diesen Sport gewinnen. On- und Offline!
Ein Beispiel: In den Nachwuchsklassen sind meistens die Rennszenen mit den Rechten der Veranstalter belegt. Das gilt insbesondere auch für Onboard-Videos. Deshalb sieht man diese Szenen sehr selten auf den Kanälen von Nachwuchspiloten. Der ADAC hat mich hier mal mit einer Strafe von 5.000 EURO belegt, weil das Onboard eines unglaublich gefährlichen Vorfalls mit einem Streckenfahrzeug ins Netz gestellt wurde. Öffentlichkeit für eine so gefährliche Situation war nicht erwünscht. Dabi ist es doch total wichtig, auch solche Vorfälle zu zeigen. Mit der Strafe musste ich leben – das war viel Geld und tat weh, aber ich fand es dennoch richtig, daß darüber berichtet wurde.
Als ich im letzten Winter meinen schweren Unfall hatte, habe ich gemerkt, dass die Leute heutzutage mehr auf Social Media schauen als auf alles andere, vor allem das junge Publikum. Wir waren damals sehr transparent und haben die Leute teilhaben lassen. Mein Vater ist damals mit eingesprungen und hat auf meinen Kanälen über meinen Gesundheitszustand informiert. Es ist ein großer Vorteil, dass man heutzutage seine Botschaften selbst steuern und auch auf inhaltliche Richtigkeit achten kann. Es wird ja in einigen Medien im Netz wirklich viel Mist geschrieben. Wer mir folgt, vertraut darauf, dass bei mir alles wahr und echt ist. Diesem Anspruch möchte ich gerecht werden.
Sei abwechslungsreich
Langweilen sollen sich die Leute woanders! Vielfalt ist wichtig, sowohl inhaltlich als auch bezogen auf die Plattformen, die ich nutze. Instagram, YouTube, Twitter, Facebook sind meine Lieblinge in der Netzwelt, beruflich bewege ich mich bei XING und bei LinkedIn. Präferenzen ergeben sich schon aufgrund des zeitlichen Aufwands, die Kanäle zu pflegen.
Snapchat empfehle ich eher den Jüngeren, und bei TikTok warte ich mal ab, wie sich das entwickelt. Bei Twitter teile ich überwiegend Rennergebnisse oder auch News, die mein Team Van Amersfoort betreffen, gratuliere Kollegen aus dem Sport, kommentiere aktuelle Ereignisse – sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache. Auf Instagram kommuniziere ich sehr direkt mit meinen Fans. Über die Stories nehme ich sie mit ins Flugzeug nach Imola oder lasse mir dabei zusehen, wie ich in Italien bei der Mille Miglia im Auto mit Parmaschinken gefüttert werde. Fitness und Trainingsaspekte spielen eine große Rolle, hier kann ich kreativ sein und mit Filtern, Musik und anderen Features experimentieren. Der Mix macht's.
Ich selbst verfolge aufmerksam die Insta-Accounts von Lewis Hamilton oder Christiano Ronaldo. Und natürlich HWAAG, MercedesAMGF1, RedBullF1, Ferrari und die anderen F1-Teams. Bei Lewis Hamilton schaue ich mir viel ab – der zeigt sich abseits der Rennstrecke in coolen Outfits und ist ein bisschen crazy, bringt auf der Piste aber trotzdem seine Leistung.
Auf YouTube liebe ich die Vlogs von Jon Olsson und Janni Olsson Deler. Da möchte ich auf meinem eigenen Kanal auch noch mehr machen künftig. Vlog ist ein großes Thema. Weil ich mich gerne zeige und ein spannendes Leben habe. Wer daran teilhaben möchte ist immer willkommen.
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