Da werde ich zur„Wutfluencerin“!

Lass es raus! Warum Wut kein Tabugefühl sein darf

Zu emotional? Von wegen! Wenn du deinen Ärger bei der Arbeit immer nur runterschluckst, schadest du dir selbst. Wut tut gut und ist okay – auch als Frau.

„Sei doch nicht so emotional.“ 🙄 Auch schon mal gehört? Ich möchte hier ganz klar eine Lanze brechen, und zwar für „die Wut“. Wütend sein ist nichts Schlimmes – auch nicht als Frau.

Ich möchte sogar noch einen Schritt weiter gehen und einen Aufruf starten:

Sei öfters wütend und hör genauer hin, und zwar auf deinen Körper.

Wut ist eine Emotion zweiten Grades. Das heißt, du wirst wütend, weil jemand schon vorher deine Grenzen oder deine Werte verletzt hat und du hier schon im ersten Schritt nicht für dich eingestanden hast.

Deshalb regt sich die Wut: um dich zu schützen, um sozusagen dich und deine Lebensfreude zu schützen.

Wenn du nun also auch noch deine Wut ignorierst, ist es ein Kreislauf – und dann folgen oft andere körperliche Reaktionen – mental oder psychosomatisch. Oder die Wut zeigt sich in anderen Situationen und richtet sich gegen dich oder andere Menschen. Denn Wut geht nicht einfach weg.

Der Aufruf, wütend zu sein, bedeutet nicht, dass du deine Kolleginnen anschreien sollst oder Ähnliches. Ich möchte nur ganz klar sagen: Du musst nicht die „brave Frau“ sein oder der „brave Mann“, und du musst nicht so tun, als ob du keine Emotionen hättest, nur um ins System zu passen, nur um zu funktionieren – und um ehrlich zu sein, nur um das System nicht durcheinanderzubringen.

„Du bist (zu) emotional!“ habe ich lustigerweise im Zusammenhang mit einem Mann noch nie gehört. Du? 🤔

Die Gesellschaft – und somit natürlich auch deine Kolleg*innen, die Teil der Gesellschaft sind – hängen häufig noch einem alten Idealbild „der Frau“ nach, nämlich „die Frau“, die über allem schwebt, der man alles entgegenschleudern kann, weil sie so in sich ruht, dass alles an ihr abprallt. Eine Person, die eigentlich nichts fühlt. Genau dieses Bild einer Frau wird belohnt. Sie ist erstrebenswert, geduldig und sympathisch. Und um ehrlich zu sein, sie wird niemanden gefährlich.

Eine Frau, die auf Ungerechtigkeiten aufmerksam macht, für sich, ihre Themen und ihr Team einsteht oder Raum einnimmt, gilt als schwierig. Und nervt :)

Aber genau DAS brauchen wir – Du und ich!

Nimm nichts hin, was du nicht hinnehmen möchtest und hinnehmen kannst, folge deinem inneren Kompass und vertraue ihm, stehe für dich und andere ein. Denn genau so werden wir Dinge verändern – für uns und für andere.

Hör tiefer in dich hinein, wenn du „mal wieder (zu) emotional bist“ oder die Wut vom kleinen Zeh hochkriecht und du versuchst, sie wegzuatmen oder wegzulächeln. Wut ist deine Freundin und deine Ratgeberin, genauer hinzuschauen. Und Stück für Stück wird sie weniger, wenn du ihr zuhörst. Denn dann brauchst du die zweite Stufe der Emotion – die Wut selbst – gar nicht mehr.

Wann hast du dir zuletzt einen Wutausbruch gegönnt?

Dominique Jäger schreibt über Personalwesen, Job & Karriere, Politik & Gesellschaft, Wirtschaft & Management

36 Jahre alt - Wahlberlinerin, Dogmom und Expertin für People, Culture, Leadership und Diversity. Chief of Diversity @ DKB sowie selbstständige Speakerin und Workshopgeberin Women of The Year 2024 | Zukunftsmacherin 2023 | HR Excellence Award 2023 | Diversity Driver 2021 | Bestseller Autorin

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