#lautloslaut: Krisenchat gegen häusliche Gewalt
StartUp-Plattform für psycho-soziale Beratung Jugendlicher in Krisenzeiten
Das Zuhause ist in Zeiten von Covid-19 oft kein sicherer Ort. Darauf verweist auch die Polizei. Aus den Familien dringt kaum etwas nach außen. Kinder und Jugendliche können an der bedrohlichen Situation selten etwas ändern – vor allem dann nicht, wenn sich der oder die Täter in der gleichen Wohnung sind. Hier setzt das Berliner Startup „exclamo“ an: Mit „krisenchat.de“ geht am 2. Mai die erste rund um die Uhr Plattform für Kinder- und Jugendliche in Krisensituationen online. Die Plattform bietet 24/7 psychosoziale Beratung für Kinder und Jugendliche in persönlichen Krisen an – nicht zeitlich befristet wie bei anderen Angeboten. Hauptkommunikationsmittel ist das Chatten, weil Kinder und Jugendliche auf diese Weise am liebsten kommunizieren. Zudem ist der Chat ein unauffälliger Weg, Kontakt aufzunehmen.
Die Generation Z wird auch als pragmatische Generation bezeichnet, weil für sie Immaterielles und Soziales genauso im Fokus steht wie Partizipation. Zu ihnen gehört auch Kai Lanz, einer der Gründer des Krisenchat-Betreibers „exclamo“: „Wir wollten in einer solchen Ausnahmesituation, wie sie die Pandemie verursacht, nicht einfach tatenlos zusehen, sondern unsere Expertise und Erfahrung einbringen, um Kindern und Jugendlichen zu helfen.“ Bei „krisenchat.de“ werden Kinder und Jugendliche, die Hilfe in psycho-sozialen Krisen benötigen, über die Website automatisch zu einem WhatsApp-Chat mit einem professionellen Krisenberater geführt. Dazu haben die jungen Macher von „exclamo“ in den vergangenen zwei Wochen ein professionelles Beratungsteam aus mehr als achtzig Psychotherapeuten, Psychologen sowie Diplom-Pädagogen und Sozialarbeitern zusammengestellt. Einschlägige Erfahrung in der Beratung und Betreuung von Kinder- und Jugendlichen war eine der wesentlichen Grundvoraussetzungen, um sich hier als Helfer beteiligen zu können. In regelmäßigen Videokonferenzen wurden von den Gründern der Plattform und den Krisen-Beratern mögliche Szenarien und Chatverläufe durchgespielt, damit im Ernstfall jede Krise die richtige Antwort erhält und auch in Extremsituationen kompetent und verantwortungsvoll gehandelt werden kann.
Alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich täglich rund um die Uhr.
„Keine Organisation oder Einrichtung in Deutschland bietet bisher so etwas an“, sagt Julius de Gruyter, ebenfalls einer der Gründer von „exclamo“. Das hat das junge Gründerteam überrascht, „denn psycho-soziale Probleme richten sich ja nicht nach Sprechzeiten, sondern das passiert gerade in den späten Abendstunden oder nachts, das zeigen Untersuchungen. Und da dachten wir, da müssen wir helfen.“ Die Gründer sind bisher mit dem Startup „exclamo“ aktiv. Die Anti-Mobbing App „exclamo“ (lateinisch für „ich rufe aus“) wird für Schulen angeboten, um Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, bei Mobbing oder anderen Formen der Belästigung anonym über Chats direkt mit Ansprechpartnern ihrer Schule in Kontakt zu treten.
Die jungen Gründer Julius de Gruyter, Kai Lanz und Jan Wilhelm sind alle 18 Jahre alt und haben mit dieser Startup-Idee den Wettbewerb „Jugend gründet“ gewonnen. Zudem wurde das Unternehmen als das beste soziale Start-up beim Wettbewerb „business@school“ ausgezeichnet. Das aktuelle Projekt Krisenchat war für sie eine „besondere Herausforderung“, so Jan Wilhelm, der mit seinem IT-Team für die gesamte Technik verantwortlich ist. „Wir mussten eine internetbasierte Plattform entwickeln, die eng mit WhatsApp verknüpft ist und gleichzeitig datenrechtlich alle Anforderungen erfüllt. Das ist uns gelungen, und vor allem sind die Daten der Kinder und Jugendlichen komplett verschlüsselt und damit sicher.“ Tag und Nacht arbeiteten die Programmierer an der Softwarelösung, damit am 2. Mai der Start garantiert ist.
„krisenchat.de“ wurde als eines von bundesweit vier digitalen Projekten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in den Accelerator von TOA und der Initiative „GesundZusammen“ aufgenommen. Die gemeinnützige Initiative versammelt führende Unternehmen der Digitalbranche sowie Verbände und wissenschaftliche Institutionen. Gemeinsam gründeten sie den GesundZusammen Accelerator. Ziel der Initiative und damit auch des Accelerators ist, Projekte zu unterstützen, die mit digitalen Lösungen gegen COVID-19 und seine Folgen angehen wollen. Das Gründerstipendium beläuft sich auf 20.000 Euro sowie ein Mentoringprogramm.
Mit dem Hashtag „#lautloslaut“ wird das Projekt in den sozialen Medien bekannt gemacht.
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