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Lego „Serious Play“ mit Designthinking - © David Hillmer

Lego „Serious Play“ in der Praxis: Designthinking mit der Spielkiste

In dieser dreiteiligen Artikelreihe geht es um die Lego-„Serious Play“-Methode. Mit ihr werden langweilige Meetings zu kreativen Workshops – um Visionen zu erschaffen, Veränderungsprozesse zu verstehen, Produkte weiterzuentwickeln und Teams zusammenzuschweißen.

Unkonventionell sind dabei nicht nur die Ergebnisse, sondern vor allem der Weg dahin. DieLego-„Serious Play“(LSP)-Methode ist flexibel und vielseitig einsetzbar, die Kombination zwischen Designthinking und dem klassischen LSP-Prozess lässt sich allerdings nicht ohne Weiteres verknüpfen. Wie man Lego trotzdem mit Designthinking kombinieren kann, zeige ich dir in diesem Beitrag. Let’s Play!

**Lego „Serious Play“**funktioniert am besten, wenn ein komplexes Umfeld durchdrungen werden muss. Beispielsweise eine neue Strategie für das Sales-Team oder den Auf- und Ausbau einer Teamkultur im Homeoffice. Das hast du in den ersten beiden Beiträgen dieser Reihe „In 5 Schritten mit der Methode starten“ und „Teambuilding im Homeoffice“ schon gelesen. Im Team wird im Rahmen eines LSP-Workshops das zugrundeliegende Problem beschrieben, verstanden und ein gemeinsames Verständnis erzeugt. Designthinking kommt ebenso im komplexen Umfeld zum Einsatz. Es existiert eine grobe Vorstellung eines Problems, die mithilfe des Designthinking-Mindsetzs und des Designthinking-Prozesses validiert und verfeinert wird und deren Lösung per Prototyp an echten Nutzern vertestet wird.

Betrachten wir beide Prozesse im Diamantmodell, wird klar, dass beide Methoden exzellent dafür geeignet sind, durch divergentes (kreativ und quantitativ) und konvergentes (zielgerichtet und qualitativ) Denken zum Ziel zu kommen. Während am Ende des Designthinking-Prozesses ein vertesteter Prototyp – also eine potenziell fertige Lösung – steht, ist das Ergebnis des LSP-Prozesses jedoch nur ein von allen Seiten beleuchtetes und von allen Workshopteilnehmer:innen verstandenes Problem. LSP endet also am Ende des Problemraums, Designthinking am Ende des Lösungsraums. Den Unterschied zeigt das Diamantmodell.

Das Diamantmodell zeigt die verschiedenen Phasen der kreativen Problemlösung auf - Illustration: Philip Kadesch
Das Diamantmodell zeigt die verschiedenen Phasen der kreativen Problemlösung auf - Illustration: Philip Kadesch

Lego „Serious Play“ kann also kein Teil von Designthinking sein. Die beiden Prozesse konkurrieren vielmehr miteinander. Abgesehen von der LSP-Methode können die bunten Steine den Designthinking-Prozess trotzdem wunderbar ergänzen und unterstützen. Hier drei Beispiele, wie das in der Praxis aussehen kann:

Ideate-Phase mit Lego

Folgende Übung darf in meinen Trainings rund um Kreativmethoden nicht fehlen: Zwei Gruppen treten gegeneinander an und haben die Aufgabe, innerhalb von zehn Minuten mithilfe von Lego möglichst viele Geschäftsideen rund ums Fahrrad zu bauen. Bereits gebaute Ideen zählen dabei nicht, wenn sie schon existieren. Die Teilnehmer greifen dafür auf einen großen Materialpool zu, zum Beispiel das Lego-„Serious Play“-Identity & Landscape-Set. Da das Ziel ist, möglichst viele Ideen zu bauen, das Entstehen metaphorischer Modelle. Durch den Wettkampfgedanken und die Vorgabe „Quantität geht vor Qualität“ werden bis zu 1,5 Ideen pro Minute pro Teilnehmer gebaut.

Die Ideate-Phase mit Lego „Serious Play“: 100 Ideen in 10 Minuten - © David Hillmer
Die Ideate-Phase mit Lego „Serious Play“: 100 Ideen in 10 Minuten - © David Hillmer

Der Zeitdruck macht das Hand-Hirn-Prinzip hier sehr deutlich. Die Teilnehmer greifen irgendwann einfach nach dem nächstbesten Klotz, Verbinder oder anderen Lego-Gegenstand, lassen sich von Form und Farbe inspirieren und bauen, was ihnen dazu in den Sinn kommt.

Lego ist somit ein mächtiges Tool für die Ideate-Phase. Dabei gilt: Je größer die Vielfalt an Lego-Teilen, desto mehr Anknüpfungspunkte hat das Gehirn und desto leichter fällt das Finden von kreativen Metaphern.

Prototyping mit Lego

Prototypen bauen mit Lego ist naheliegend und sehr praktikabel, unterscheidet sich allerdings grundlegend von Lego „Serious Play“. Denn LSP ist explizit NICHT dazu gedacht, äußere Umstände nachzubauen. Mit LSP wird die Metaebene abgebildet. Natürlich kann man jedoch völlig unabhängig der Methode Prototypen mit Lego-Bricks bauen und das Medium Lego dazu nutzen, Ideen zu visualisieren und anfassbar zu machen. Das gelingt vom Bauplan für das Büro von morgen bis zum Autositz mit Massagefunktion. In der Prototyping-Phase hilft das Medium Lego allen Beteiligten dabei, ein gemeinsames Verständnis der Funktionalitäten und des grundlegenden Designs der Produktidee zu entwickeln.

Prototyping mit Lego - Foto: David Hillmer
Prototyping mit Lego - Foto: David Hillmer

Testing

Natürlich verfolgt ein Prototyp auch den grundlegenden Zweck, vertestet zu werden. Im letzten Schritt des Designthinking-Prozesses „Testing“ müssen die Testnutzer mithilfe des Prototyps verstehen, wie sich ein Produkt anfühlt und wie es funktionieren soll. Dabei ist „Anfühlen“ nicht nur auf das Material beschränkt, sodern auch auf die Emotionen, die der Prototoyp des Produktes auslöst. Die Funktionalitäten werden im Prototyp abgebildet und sind mit oder ohne Erläuterung klar.

Im Gegensatz zu einem digitalen Prototyp oder einer Präsentation wird mithilfe eines Prototypen aus Lego auch die Nutzeroberfläche erlebbar und der/die Tester:in kann sein/ihr Feedback dazu abgeben. Die Anordnung von einzelnen Elementen auf dem Prototypen wird klar und kann durch konkrete Fragestellungen gezielt beleuchtet und hinterfragt werden. Lego als Medium für den Prototypen eignet sich daher besonders gut für einen späten Prototypen, nachdem die grundlegende Idee bereits validiert wurde.

Du willst mehr darüber erfahren, wie du mithilfe von Lego „Serious Play“ dein Business nach vorn spielst und große Herausforderungen mithilfe von kleinen Steinen spielerisch löst? Dann schau dir das Buch „PLAY! Der unverzichtbare LEGO® SERIOUS PLAY® Praxis-Guide“ an. Hier erfährst du alles über die Methode und wie du sie in deiner Praxis anwendest – auch online.

Mehr über David Hillmers Buch auf: www.helloagile.de/play
Mehr über David Hillmers Buch auf: www.helloagile.de/play

David Hillmer schreibt über Agiles Arbeiten, Entrepreneurship

David Hillmer ist Gründer von HelloAgile, einer Beratung für agiles Arbeiten mit Sitz in Wiesbaden und Dozent für Entrepreneurship an der Hochschule Fresenius. HelloAgile fokussiert sich auf Training & Beratung für agiles Arbeiten außerhalb der Softwareentwicklung.

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