1000 Miglia 2018. Flörsch/ÖLohr starten 2019 mit der Startnummer #361. - Mercedes-Benz

Lohr und Flörsch – Top-Racerinnen starten gemeinsam bei der 1000Miglia

Wer mich ein wenig kennt weiß, dass ich ziemlich gute Nerven habe. Es gibt aber Momente und Gelegenheiten, bei denen ich richtig emotional werde. Als ich erfuhr, dass ich bei der 1000 Miglia gemeinsam mit Ellen Lohr den 300 SL „Gullwing“ fahren darf, war das so ein Moment und ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind.

Denn dieses Rennen ist nicht irgendein Rennen. Die Mille Miglia ist DAS Oldtimer Rennen & Event! Ein Traum für jeden Autobegeisterten – 1000 Meilen quer durch Italien. In diesem Jahr führt die Route über vier Etappen zunächst von Brescia nach Cervia-Milano Marittima (15. Mai) und dann nach Rom (16. Mai). Am dritten Tag (17. Mai) geht es nach Bologna und dann zurück nach Brescia (18. Mai).

So viele Starter und interessante Persönlichkeiten werden dort in 400 Klassikern antreten und ich kann die schönsten Straßen und Städte im herrlichen Italien bereisen. Ich glaube, das wird ein Riesenerlebnis.

Und mal ehrlich: Wer darf in meinem Alter schon das Gefühl einer 1000Miglia erleben? In einem 300SL Flügeltürer. In Rot. Mit 18 Jahren ist es schon sehr außergewöhnlich, so ein Auto mit großer Historie fahren zu dürfen. Eine große Ehre von Mercedes, diese Stilikone auf einer Oldtimer-Rallye zu bewegen. An den Wert des Autos will ich gar nicht denken. Ich kann es wirklich kaum erwarten und werde definitiv jeden Meter genießen. So etwas ist einmalig. Ein Mercedes 300SL BJ 1955 mit 215 PS und rund 1.200 kg ist sicher anders zu fahren, als mein moderner F3 Rennwagen. Eine neue interessante und spannende Herausforderung.

Die Atmosphäre während der gesamten Veranstaltung soll gigantisch sein, vor allem in den Städten. Ich werde sicher oft Gänsehaut haben: Wenn ich den Motor das erste Mal starte. Wenn wir die Startrampe in Brescia hinunterrollen. Bei den Etappen-Ankünften. Und natürlich beim Zieleinlauf am Samstagabend in Brescia.

Es wird anders sein, als der Nervenkitzel bei einem Formel 3-Rennen, wo es vor allem darum geht, voll konzentriert jede Kurve effizient zu nehmen, auf den Punkt die Maschine zu beherrschen und bis zum Schluss die Nerven zu behalten. Bei einem Rennen wie der Miglia ist die Kulisse das Besondere. Die Historie des Rennens. Die unfassbar schönen und wertvollen Autos. Und natürlich auch die Gelegenheit, Ellen Lohr noch besser kennenzulernen.

Team Flörsch/Lohr, 300SL Flügeltürer, BJ 1955, 215PS, 1.200kg Startnummer 361. - Mercedes-Benz
Team Flörsch/Lohr, 300SL Flügeltürer, BJ 1955, 215PS, 1.200kg Startnummer 361. - Mercedes-Benz

Ellen und ich kennen uns bereits seit einigen Jahren. Sie ist eine der erfolgreichsten deutschen Rennfahrerinnen. Ellen hat als erste und einzige Frau ein DTM-Rennen gewonnen zu Zeiten, wo es vielleicht noch mehr auf’s Fahren ankam als heute. Als Frauen es noch sehr schwer hatten, adäquates, siegfähiges Material zu bekommen. 1988 fuhr sie in der Formel 3 als Werksfahrerin für Volkswagen, unter anderem gegen Konkurrenten wie Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen. Ihr bestes Ergebnis war der zweite Platz beim Europameisterschaftsfinale in Monaco 1990. Im gleichen Jahr belegte sie zudem den zweiten Platz beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.

Sie ist eine sehr gute Rennfahrerin und auch eins der wenigen weiblichen Vorbilder für mich im Rennsport. Ihren Ehrgeiz und das klare Statement zum Motorsport bewundere ich. Gerade „hinter den Kulissen“ kann ich sicher noch viel von ihr lernen.

Wer welche Rolle im Auto haben wird und wer das Roadbook liest, haben wir noch nicht entschieden. Wir haben auf jeden Fall gesagt, dass wir versuchen werden, uns die über 1.800 Kilometer aufzuteilen. Das ist schon eine beachtliche Distanz mit einem Oldtimer. Da Ellen schon Erfahrung bei der Mille hat, werde ich vermutlich bei den Prüfungen fahren, damit sie mich anweisen und mir Instruktionen geben kann. So ein Rallye-Roadbook ist nämlich sehr kompliziert zu lesen. Da fällt mir das Fahren wahrscheinlich leichter.

Auf Bernd Mayländer freue ich mich. Ich muss ihn einmal überholen! Bernd pilotiert normalerweise das Formel 1 Safety Car um die Grand Prix-Strecken. Deshalb wird Bernd nicht einmal vom Weltmeister Lewis Hamilton überholt. "I did it, Lewis".

Auf Socialmedia begleiten sie mich unter den Hashtags #sf261, #shesmercedes, #MBmille, #MBclassic.

Sophia Flörsch schreibt über Automobil, Marketing & Werbung, Medien, Wirtschaft & Management

Ein normales Mädchen, das seit dem vierten Lebensjahr liebend gerne Rennen gegen die Uhr und gegen Jungs fährt. Mit 12y gab ich im Formelrennwagen Gas, mit 14y gewann ich mein erstes Tourenwagenrennen in UK. Das Abitur machte mit 17y. Jetzt lebe ich Motorsport. Klares Ziel: die Formel 1 .

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