Gesund UND lecker: Ja, das geht! - Joana Sonnhoff/EyeEm/Getty Images

Lust statt Last: Warum Ernährung Spaß machen muss

Ich hatte in meiner Karriere viel Glück. Ich hatte ein ganzes Team um mich herum, das sich um meine Gesundheit gekümmert hat. Es gab Menschen, die haben für mich gekocht, mich aufgeklärt, ich stand unter ständiger Beobachtung und hatte alle Beratung, die man sich wünschen kann. Doch das ist eben nicht der Standard in unserer Gesellschaft, obwohl es eigentlich wünschenswert wäre. Denn eine gesunde Bevölkerung ist nicht nur zufriedener, sondern kann auch mehr leisten.

Ich hatte schon früh in meinem Leben mit Unverträglichkeiten und schlechter Haut zu kämpfen und musste mich darum mit meiner Ernährung befassen und auf diesem Weg wachsen. Am Anfang fand ich das wirklich nervig, habe dann aber recht schnell gemerkt, wie dankbar ich dafür sein kann, dass ich zu dieser Auseinandersetzung gezwungen wurde. Dadurch habe ich meinen Körper so viel besser kennenlernen dürfen und festgestellt, dass das ganze Thema gesunde Ernährung total Spaß macht. Eben darum habe sogar ein Business aufgebaut, das sich genau damit befasst und habe zum Beispiel Beteiligungen an einem Café, das sich auf glutenfreies Essen spezialisiert hat.

Ernährung = Energie

Das Gefühl, nach dem Essen müde zu sein, wurde lange mit "das war eine richtig gute Mahlzeit" gleichgesetzt – was eigentlich komplett absurd ist und zeigt, wie manipuliert die Menschen sind. Sätze wie „Jetzt bin ich so richtig schön voll und muss mich erstmal hinlegen“ fallen tagtäglich in Büros nach der Mittagspause. Da wurden gerade – theoretisch – die ganzen Energiereserven wieder aufgefüllt, aber anstatt voller Tatendrang in den Nachmittag zu starten, hängen alle nur durch. Und das liegt meist daran, dass sie in der Mittagspause das Falsche essen. Klar können wir mal eine Pizza verdrücken oder uns am Abend zwei, drei Gläser Wein gönnen, aber es kommt immer auf das richtige Verhältnis an – und das stimmt häufig einfach nicht mehr.

Wer nach dem Lunch eine Pause braucht, hat das Falsche gegessen. - 10'000 Hours/Getty Images
Wer nach dem Lunch eine Pause braucht, hat das Falsche gegessen. - 10'000 Hours/Getty Images

Wir dürfen nicht vergessen: Der Sinn des Essens ist es, Energie zu bekommen – und nicht, sich anschließend auf die Couch zu legen. Leider ist das Angebot heute aber immer noch – gerade im Arbeitsumfeld – so schlecht, dass für viele Leute gesunde Alternativen nicht zugänglich sind, wenn sie nicht aktiv danach suchen. Und genau das muss sich ändern, denn ein Wandel kann nur entstehen, wenn auch das Angebot da ist.

Gesundheit heißt nicht, auf Lifestyle verzichten zu müssen

Was ich vermitteln möchte, ist, dass gesunde Ernährung nicht lästig oder anstrengend ist. Sie hat nichts mit Verboten oder ständigem Verzicht zu tun. Gesundheit kann Spaß machen und lifestylig sein. Ich möchte Menschen dazu bewegen, sich mit ihrem Körper auseinanderzusetzen und herauszufinden, was ihnen wirklich gut tut. Denn jeder Mensch hat andere Bedürfnisse. Man darf nicht allen Marketing-Versprechen Glauben schenken, die propagieren, dass genau diese eine Sache funktionieren wird. Denn jeder von uns hat eine andere Vorgeschichte und ein unterschiedliches Stressempfinden. Die Psyche spielt bei unserem Essverhalten eine riesige Rolle, man sollte nicht unterschätzen wie komplex diese Verbindungen sind.

Jeder Körper hat andere Bedürfnisse. - Westend61/Getty Images
Jeder Körper hat andere Bedürfnisse. - Westend61/Getty Images

Unsere große Challenge ist es also, unseren ganz eigenen Ernährungsweg zu entdecken. Und wer sich damit ein bisschen intensiver beschäftigt, wird feststellen, dass es nicht nur Spaß macht, sich selber Gutes zu tun, sondern dass es auch einfacher und günstiger ist, als viele erwarten. Wobei ich es schon absurd finde, dass viele Menschen zum Beispiel bereit sind, ihr Auto mit dem teureren Benzin zu befüllen, damit es bloß nicht frühzeitig kaputt geht, ihren eigenen Körper aber mit billigstem Fleisch und ungesunden Zusatzstoffen nähren. Ich würde mich immer dafür entscheiden, ein, zwei Euro mehr pro Gericht zu bezahlen und damit in mein Wohlbefinden investieren, statt Geld für Statussymbole zu verschwenden.

Inspiration ist leicht zu finden

So kritisch Social Media heutzutage auch beleuchtet werden kann, gerade in Bezug auf Rezepte, Ernährungstipps und gesunden Lifestyle finden sich online so viele spannende Angebote und Inspiration, die zur Aufklärung beitragen. Da kann sich jeder die Assets herauspicken, die zu ihm passen und daran wachsen. Und das Thema geht natürlich weit über reine Trends hinaus. Denn wenn Du plötzlich merkst, dass Du vielleicht ein paar Kilo abgenommen hast, mehr Energie verspürst und Dich einfach besser fühlst, dann beeinflusst das Dein ganzes Leben weit über den Moment hinaus.

Ich merke in meiner Generation erfreulicherweise einen Wandel von „Ich MUSS mich um meine Gesundheit kümmern“ hin zu „ich kümmere mich gerne um mich“ – Gesundheit wird mit Lebensqualität gleichgesetzt und das ist großartig. Denn nur so kann sich in der Gesellschaft etwas ändern und das Angebot nicht nur wachsen, sondern irgendwann der Standard werden.

Marcell Jansen schreibt über Sport, Lifestyle, Health Management

Marcell Jansen war zwölf Jahre Bundesliga- und Nationalspieler, bis er seine Karriere mit 29 Jahren beendete. Parallel zu seiner Laufbahn als Profi-Fußballer gründete er mit 21 Jahren seine erste Firma. Inzwischen hält er Beteiligungen an mindestens fünf Unternehmen im Sport- und Lifestyle-Bereich.

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