Souveränität kommt durch Stimme, Haltung und Aufmerksamkeit, Quelle: Adobe Stock, KATLEHO SEISA

Mach's besser als die Schaumschläger: 6 Tipps, um selbstsicher zu wirken (ohne zu blenden)

Kennst du diese Kolleg:innen, die laut und selbstsicher auftreten, obwohl sie fachlich eher so „naja“ sind? Die geben ungefragt ihre Meinung ab, alle nicken brav – und du denkst dir nur: Was für ein Bullshit.

Tja, willkommen beim Dunning-Kruger-Effekt. Kurz gesagt, die beiden Forscher haben herausgefunden, dass Menschen mit wenig Ahnung sich am meisten überschätzen und es nicht einmal merken.

Trotzdem blöd, wenn sie es schaffen, dass alle sie für selbstbewusst und souverän halten, während Menschen wie du, die tatsächlich Ahnung haben, oft nicht selbstsicher genug auftreten, um wahrgenommen zu werden.

Bevor ich selbst gelernt habe, souverän und selbstbewusst aufzutreten, war jede Interaktion im Job für mich ein Spießrutenlauf. Vorstellungsgespräche? Schweißnasse Hände. Meetings? Innerlich nur der Countdown, bis es vorbei ist und wenn ich was gefragt wurde, dann neigte ich dazu keine präzise Antwort zu geben, sondern meine "Coping-Strategie" war es, um den heißen Brei zu "labern".

Ich musste es auf die harte Tour lernen und möchte dir heute daher mit ein paar knackigen Tipps die Abkürzung geben.

Hier sind meine 6 Tipps, die du nutzen kannst, um im Job und im Bewerbungsprozess sofort selbstsicherer zu werden und das ohne dich verstellen zu müssen und vor allem ohne zu "blenden" :-)

 

Tipp 1: Kläre dein Selbstbild

Bevor wir über Haltung, Gestik oder Stimme sprechen, habe ich eine entscheidende Frage für dich:

Was denkst du über dich – und wie siehst du dich im Job?

Ein Beispiel: Angenommen, du arbeitest in Teilzeit.
Wie erzählst du das anderen? Arbeitest du nur in Teilzeit?
Oder sagst du: „Ich arbeite in Teilzeit, weil ich nebenbei noch 25 andere Dinge (u.a. meine Familie, den Verein, das Ehrenamt, etc.) meistere – und im Job jeden Tag mein Bestes gebe.“

Dieses kleine Wort „nur“ verrät mehr über dein Selbstbild, als du denkst. Selbstbewusstsein beginnt genau hier: bei deiner eigenen Wahrnehmung.

Mein Tipp aus dem Coaching: Frag andere!

  • Wofür bitten dich andere gerne um Hilfe?

  • Welche Stärken sehen sie in dir?

  • Was kannst du besonders gut?

Schreib dir die Antworten auf. Gerne auch Eigenschaften, die nicht perfekt sind.
Das ist dein Fundament für Selbstbewusstsein. Denn „Selbst-bewusst-sein“ heißt, dass du dir deiner selbst bewusst bist, deiner Stärken, deiner Kompetenzen und deines Werts.

 

Tipp 2: Haltung – dein unsichtbarer Verstärker

Ob im Meeting, im Vorstellungsgespräch oder beim Telefoninterview: Deine (Körper)-haltung entscheidet, wie souverän du wirkst – und wie sicher du dich selbst fühlst.

Ich habe früher Bewerbungsfotos gemacht und dabei immer erst eine kleine „Haltungs-Challenge“ gestartet: Schultern zurück, Beine schulterbreit, Becken leicht nach vorne.
Ergebnis? Sofort mehr Standfestigkeit – innerlich und äußerlich und die Wirkung auf den Bildern, obwohl es Portraits waren, war beachtlich. Sofort stand dort jemand, die oder der Sicherheit, Selbstbewusstsein und Kompetenz ausstrahlte.

Versuche es einmal selbst. Stell dich vor den Spiegel (oder aktiviere den Selfie-Mode deiner Kamera) und stelle ich erst mal ganz normal hin. So wie du immer stehst. Nehme jetzt im zweiten Schritt die weiter oben beschriebene Haltung ein. Spürst du eine Veränderung? Genau das meine ich :-)

Profi-Tipps:

  • Stehe bei virtuellen Gesprächen, wenn möglich. Das gibt automatisch mehr Präsenz.

  • Im Sitzen nicht vorne auf der Stuhlkante „betteln“, sondern den ganzen Stuhl nutzen, leicht zurücklehnen und entspannt wirken.

Haltung ist etwas, dass wir unmittelbar beeinflussen können, den deinen Körper hast du immer dabei und das Gute ist, dass es sich direkt auf deine Stimmung auswirken kann.

 

Tipp 3: Gestik & Mimik – die stummen Mitspieler

Deine Hände sollten nicht in den Hosentaschen verschwinden – und auch nicht wild rumfuchteln wie ein Helikopter. Nutze sie gezielt, um deine Argumente zu unterstreichen.

Auf der Bühne gilt: Je größer der Raum, desto größer die Gesten.
Und bei der Mimik: Schau deinem Gegenüber in die Augen, lächle in den richtigen Momenten.

Ich habe mal bei einem Honorargespräch beim Nennen meiner Zahl aus dem Fenster geschaut – fataler Fehler. Das wirkte unsicher und hat meinem Gegenüber vermittelt, dass ich mir selbst in der Situation nicht sicher war, ob der Preis das Coaching wert ist - das Ende vom Lied: Sie hat nicht gebucht.

Seitdem: Blick halten, ruhig atmen, Punkt machen.

 

Tipp 4: Stimme und Stille – die unterschätzten Vertrauenssignale

Wenn du im Job etwas willst, sprich nicht mit der Stimme eines Kindes, das um ein Eis bittet.
Formuliere klar, in angemessener Lautstärke – und nutze Pausen. Pausen sind kein Schweigen aus Unsicherheit, sondern verpackte Souveränität. Sie signalisieren Ruhe, Selbstvertrauen und Kontrolle. Statt Füllwörter wie „ehm“ oder „halt“ einzustreuen, sag einfach nichts.

In meinen Coachings zu Vorstellungsgesprächen üben wir deshalb nicht nur was gesagt wird, sondern vor allem wie. Die richtige Betonung und bewusst gesetzte Pausen unterscheiden dich sofort von anderen. Kein hektisches Runterrattern, sondern klare Sätze – und danach einen kurzen Moment Stille, damit deine Worte wirken können.

Wer nach einem Satz schweigt, spricht lauter als jeder, der ihn mit "ehm" füllt.

Dieser Moment gibt deinem Gegenüber Raum, das Gesagte zu verarbeiten – und dir die Aura, die man mit Kompetenz und Selbstsicherheit verbindet.

 

Tipp 5: Bedarf klären – dann liefern

Kennst du das? Du hast jede Menge Ideen, wie man etwas besser machen kann – und platzierst sie sofort, sobald dir etwas einfällt. Das Problem: Oft bleiben sie aber wirkungslos, weil sie im falschen Moment kommen oder dein Gegenüber gar nicht danach gefragt hat.

Ein Coaching-Klient von mir war genau in dieser Situation: Er sprudelte nur so vor Vorschlägen, wie er sein Unternehmen und seine Kolleg:innen voranbringen könnte. Doch statt Dankbarkeit erntete er häufig Desinteresse – und das frustrierte ihn enorm.
Im Coaching haben wir den Ansatz geändert: Erst zuhören, gezielte Fragen stellen (z.B.: „Was sind gerade eure größten Herausforderungen?“), und dann – nur wenn es erwünscht ist – die passende Lösung präsentieren.

Das Ergebnis: Seine Ideen bekamen ein ganz anderes Gewicht. Menschen fragten aktiv nach seiner Meinung, und er wirkte nicht nur souverän, sondern auch hochkompetent.
Im Bewerbungsprozess ist das genau das Gleiche: Nicht einfach den Lebenslauf „abspulen“, sondern auf die aktuellen Herausforderungen des Unternehmens eingehen und anhand deiner relevanten Erfahrungen zeigen, dass du genau die Lösung bist.

 

Tipp 6: KZP - Komm zum Punkt

Früher war ich ein Meister im Drumherumreden. Heute nutze ich die „Drei-Sätze-Regel“: Formuliere deine Botschaft so, dass sie in drei präzisen Sätzen sitzt. Das macht dich klar, fokussiert und sorgt dafür, dass andere dir besser zuhören.

Eine Szene aus einer Krimiserie hat mich dazu inspiriert: In den Büchern von Andreas Gruber gibt es den Fallanalytiker Maarten S. Sneijder. Jedes Mal, wenn er am Tatort ankommt und mit Polizist:innen oder Gerichtsmediziner:innen spricht, fragt mit seinem niederländischen Akzent:

„Was ist hier passiert?“ – und hebt drei Finger. „In drei präzisen Sätzen.“
Maarten S. Sneijder, Figur aus den Büchern von Andreas Gruber

Genau das lässt sich perfekt ins Berufsleben übertragen: Wenn du dir vor dem Sprechen überlegst, wie du dein Anliegen in drei Sätzen sagen kannst, bist du automatisch konzentrierter, klarer und relevanter. Du wirkst kompetent und selbstbewusst, weil du dir im Vorfeld Gedanken gemacht hast – anstatt einfach drauflos zu reden.

 

Fazit

Bevor du an deiner Außenwirkung arbeitest, arbeite an deinem Selbstbild.
Erst wenn du weißt, wer du bist und was du kannst, wirken Haltung, Stimme und Gestik wirklich authentisch.

Such dir einen der sechs Tipps aus, den du als Erstes ausprobieren möchtest. Wenn er sich für dich natürlich anfühlt, nimm dir den nächsten vor. Schritt für Schritt wirst du merken, wie du nicht nur kompetent wirkst, sondern auch als souveräne Persönlichkeit wahrgenommen wirst – ganz ohne Marktschreierei :-)

Was ist dein Tipp für mehr Souveränität?

Du bist unsicher bei deinen Stärken und weißt nicht so wirklich, was du alles kannst, suchst grundsätzlich Unterstützung in deiner Karriere, weil es nicht so läuft oder hast auch nach der 100sten Bewerbung keinen neuen Job gefunden?

Dann lass uns miteinander sprechen. Wir vom Team Berufsoptimierer mit langjähriger Coaching- und Personaler:innen-Erfahrung unterstützen dich gerne!

Das war es wieder von mir.

Bis zum nächsten Mal!

Viele Grüße

Dein Bastian

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Bastian Hughes schreibt über Job & Karriere, Personalwesen

Authentisch. Erfolgreich. Sein. - Genau dabei möchte ich dich unterstützen. Als Ex-Personaler, Podcaster, Karriere Coach und Trainer für Unternehmen & Hochschulen begleite ich seit 2017 Menschen im Bewerbungsprozess und auf den Weg hin zu einer Karriere nach ihren Wünschen und Vorstellungen.

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