Made in Germany: Welche Rolle spielt die Premiummarke Nachhaltigkeit?
Made in Germany hat noch immer weltweit eine hohe Relevanz
Während früher die Kennzeichnungsvorschriften dazu dienten, Waren von Kriegsgegnern zu erkennen und zu boykottieren, gelten Herkunftsangaben wie „Made in Germany“ heute noch immer als Qualitätsmerkmal. Eine Studie der internationalen Data and Analytics Group You Gov und der britischen Cambridge University belegt, dass das Label "Made in Germany" auch vor allem international noch eine hohe Relevanz hat. Im internationalen "Globalism Project" wurden Menschen aus 23 Ländern repräsentativ befragt, wie sie Produkte wahrnehmen, wenn diese in einem bestimmten Land hergestellt werden. Zwölf Produktionsländer wurden abfragt. Die wichtigsten Ergebnisse:
• Produkte aus Deutschland stehen im Gesamtvergleich auf Platz eins der weltweiten Konsumentengunst. Auf Platz 2 des Rankings stehen Waren aus Italien gefolgt von Großbritannien und Frankreich auf Platz 3 und 4. Japanische Waren belegen als erstes nicht-europäisches Produktionsland Platz 5 und werden im Schnitt besser bewertet als die des Nachbarn und regionalen Konkurrenten Südkorea.
• Etwa die Hälfte aller Befragten hat einen positiven Eindruck von Produkten aus Deutschland, nur 6 Prozent haben einen negativen.
• Ca. 44 Prozent der Befragten haben eine negative Meinung zu Produkten, die in China produziert wurden.
• Bei der Frage nach dem Eindruck von Produkten aus dem eigenen Land sind die Chinesen selbst hingegen recht überzeugt von deren Qualität (46 Prozent), nur 11 Prozent der Chinesen sind nicht überzeugt von „Made in China“.
• Viele Befragte bewerten die Produkte aus dem eigenen Land deutlich besser als jene aus dem Ausland. Am stärksten zeigt sich dieser Effekt bei Mexiko, wo 67 Prozent der Befragten Produkte mit der Bezeichnung "Made in Mexico" als positiv wahrnehmen.
Hauptstrategien deutscher Erfolgsunternehmen
Weltweit wird Deutschland auch um seine traditionsbewussten Familienunternehmen beneidet, die fest verwurzelt sind mit der Region, aus der sie stammen. Tradition und Begriffe wie der Ehrbare Kaufmann oder das „gute Unternehmertum“ werden mit ihnen häufig in Verbindung gebracht. Sie müssen allerdings auch flexibel und schnell sein in einem sich ständig wandelnden Umfeld sowie Partner und Kunden emotional erreichen und langfristig an sich binden können. Ihre eigene Geschichte gehört zu ihren wertvollsten Ressourcen, denn Unternehmen mit einer nachhaltigen Vergangenheit können „ernten“, was in langen Zeiträumen gewachsen ist.
„Made in Germany“ ist auch eine der Hauptstrategien von Häcker Küchen – die Fertigung ist und bleibt in Deutschland. Auch künftig werden „die Arbeitsplätze hier in der Region gesichert“, sagt Markus Sander, Geschäftsführer Vertrieb, Marketing und Controlling bei Häcker Küchen. Das Familienunternehmen besteht seit 1898 und beschäftigt am Standort Rödinghausen 1738 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug 2018 einen Jahresumsatz von 602 Millionen Euro. Täglich werden hier 950 Küchen produziert. Die Exportquote liegt bei 39 Prozent. Die Küchen gehen weltweit in 60 Länder und werden größtenteils mit der eigenen Lkw-Flotte ausgeliefert. Die größten Abnehmer sind Frankreich, Großbritannien, die Benelux-Länder, Schweiz und Österreich.
Auch Wolfgang Grupp, alleiniger Inhaber und Geschäftsführer des Textilunternehmens TRIGEMA, betont immer wieder die Bedeutung „Made in Germany“. Die Investition in moderne Produktionstechnik war hier stets ein unternehmerisches Prinzip, weil es den Qualitätsstandard der Produkte sichert. „Vom Baumwollfaden bis zum fertigen T-Shirt verläuft bei TRIGEMA die gesamte Produktion mit modernsten Techniken im eigenen Haus – beste Qualität Made in Germany“, schreibt er im Buch „Visionäre von heute – Gestalter von morgen“, das vom Unternehmer, Personalexperten und Autor Werner Neumüller herausgegeben wurde. Auch er plädiert dafür, dass verstärkt in die Ausbildung und Qualifikation unserer Kinder, jungen Menschen und Qualifizierungswilligen investiert werden sollte, damit der Standort Deutschland weiter sein gutes Image: „Made in Germany“ erhalten kann. „Unternehmen müssen zukünftig über Innovationen, Grundlagenforschung und Entwicklung, über Zukunftstechnologien und deren Produktion und Service ihre Marktpositionen halten und ausbauen – unter Umständen sogar zusätzliche erarbeiten – können. Nanosensoren für den Einsatz im Körper, neue Generationen von Batterien für Elektrofahrzeuge und Blockchain als neue Internetarchitektur seien hier nur beispielhaft genannt als anstehende Herausforderungen. Ein kreatives Miteinander auf der Basis einer guten Ausbildung in Kombination mit Werten wie Fleiß und dem Streben nach weiterer stetiger Optimierung wird wesentlicher Schlüssel zur Zukunft sein.“
Premiummarke Nachhaltigkeit
In der genannten Studie zum Label „Made in Germany“ wird der Aspekt Nachhaltigkeit nicht benannt, dabei ist er untrennbar damit verbunden. Auch diese Fragen gehören dazu: Welchen Beitrag leisten die deutschen Unternehmen konkret zur nachhaltigen Gestaltung der Welt? Wofür wollen sie wahrgenommen und geachtet werden? Was tun sie, um sich der Weltgemeinschaft besser zu vermitteln? Ausgangspunkt für die Debatte um Nachhaltigkeit war der Erd-Gipfel in Rio de Janeiro im Jahr 1992. Auf der damaligen UN-Konferenz „Umwelt und Entwicklung“ wurde ein gemeinsames Entwicklungsleitbild Sustainable Development (Nachhaltige Entwicklung) formuliert, um der Erkenntnis gerecht zu werden, dass eine langfristige und dauerhafte Verbesserung der Lebensverhältnisse für eine rasch wachsende Weltbevölkerung nur möglich ist, wenn sie die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen mit einschließt. Seitdem beschäftigen sich Regierungen, Unternehmen, Kommunen und Konsumenten mit der „Vision“ der Nachhaltigkeit, die neben der ökologischen auch eine ethisch-soziale und ökonomische Dimension enthält. Unternehmen, deren Kerngeschäft mit dem Label Made in Germany verbunden ist, sind sich bewusst, dass es Nachhaltigkeit nicht von selbst zum Nulltarif gibt und schon gar nicht aus der simplen Addition der drei Säulen Wirtschaft, Ökologie und Soziales.
Weiterführende Informationen:
Aus Tradition verantwortungsvoll. Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020. Hg. von Häcker Küchen GmbH & Co. KG. Rödinghausen 2019.
future lab germany. innovationen für die welt von morgen. Hg. Günther Bachmann, Lutz Engelke. Murmann Verlag, Hamburg 2013.
Wolfgang Grupp: Gerechtigkeit, Beständigkeit und Verantwortung: Wertarbeit „Made in Germany“. In: Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018, S. 275-303.
Gisela Rehm: Nachhaltigkeit braucht Markenkraft. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.