Männer vs. Frauen: Warum sie schon den Job wechselt, während er noch bleibt
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten: Die Jobwechselbereitschaft am Arbeitsmarkt bleibt hoch. Doch zwischen Männern und Frauen zeigen sich deutliche Unterschiede in den Gründen, die sie antreiben – und den Erwartungen, die sie an neue Arbeitgeber haben.
Wirtschaftskrisen, Inflation und ein zunehmend unsicherer Arbeitsmarkt: Die Arbeitswelt in Deutschland steht vor Herausforderungen.
Wichtige Branchen wie die Autoindustrie, die Baubranche, die Chemiebranche und der Maschinenbau kämpfen mit der schwachen Nachfrage.
Das ifo-Beschäftigungsbarometer sank im November 2024 auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Die Konjunkturschwäche führt dazu, dass Unternehmen bei Neueinstellungen zögern.
Die Zahl der ausgeschrieben Stellen, die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet wurden, sank um im Dezember 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 59.000.
Dennoch bleiben die Beschäftigten zuversichtlich. Eine aktuelle Langzeitstudie von forsa im Auftrag von XING zeigt, dass 36 Prozent der Erwerbstätigen offen für einen Jobwechsel sind – ein nur leichter Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Doch die Wechselwilligkeitsstudie zeigt interessante geschlechterspezifische Unterschiede in den Motiven und Gründen.
Frauen: Stress und Führung als Wechselgründe
Frauen leiden häufiger unter ihrer Arbeitsbelastung. 44 Prozent der weiblichen Befragten gaben an, aufgrund eines hohen Stresslevels über einen Jobwechsel nachzudenken, im Vergleich zu nur 30 Prozent der Männer.
Auch das Verhalten von Vorgesetzten spielt eine entscheidende Rolle: 43 Prozent der Frauen nannten Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft als Grund für Wechselüberlegungen, während dies nur 30 Prozent der Männer angaben.
Die Studie zeigt auch, dass Frauen in der Arbeitswelt stärker auf die Arbeitsbedingungen achten. Flexible Arbeitszeiten sind für 66 Prozent der Frauen wichtig, bei Männern liegt dieser Wert lediglich bei 55 Prozent.
Männer: Aufstiegschancen und Abwechslung im Fokus
Während Frauen häufiger von Stress und Führungskultur sprechen, motivieren Männer andere Aspekte zur beruflichen Veränderung. 34 Prozent der männlichen Befragten wünschen sich bessere Aufstiegschancen, bei den Frauen sind es nur 25 Prozent. Auch das Bedürfnis nach Abwechslung ist bei Männern mit 31 Prozent deutlich ausgeprägter als bei Frauen (21 Prozent).
Die treibenden Faktoren: Gehalt, Stress und Führung
Obwohl viele Beschäftigte grundsätzlich zufrieden mit ihrer Arbeit sind – 85 Prozent gaben an, sehr oder eher zufrieden zu sein – dominieren einige zentrale Gründe die Wechselmotivation. Die wichtigsten Treiber sind:
Zu niedriges Gehalt (38 %)
Hohes Stresslevel (36 %)
Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft (36 %)
Keine Aufstiegschancen (30 %)
Jobsicherheit und Gehalt: Gemeinsame Wünsche, unterschiedliche Prioritäten
Einigkeit herrscht bei den Erwartungen an einen potenziellen neuen Arbeitgeber. Jobsicherheit (69 %) und ein höheres Gehalt (65 %) stehen auf der Wunschliste ganz oben. Interessant ist jedoch, wie unterschiedlich Männer und Frauen diese Aspekte priorisieren. Männer legen etwas mehr Wert auf Gehalt, während Frauen stärker nach Sicherheit und stabilen Rahmenbedingungen suchen.
Arbeitswelt im Wandel: Was Unternehmen lernen können
Thomas Kindler, Managing Director bei XING, fasst zusammen: „Die Beschäftigten in Deutschland zeigen ein hohes Maß an Resilienz gegenüber den aufeinander folgenden Krisen der letzten Jahre, auch wenn sie zu einem stärkeren Bedürfnis nach Sicherheit führen. Zu der positiven Einstellung tragen auch der Fachkräftemangel und ein solides Sozialsystem bei. Unternehmen können das für sich nutzen, indem sie ein Arbeitsumfeld schaffen, das Leistung sowohl finanziell als auch emotional wertschätzt und die vorhandene Motivation weiter fördert.“
Fazit: Optimistisch mit starkem nach Sicherheit
Die Wechselbereitschaft am deutschen Arbeitsmarkt bleibt stabil. Doch Frauen und Männer unterscheiden sich in ihren Beweggründen und Erwartungen. Während Frauen vor allem Stress und Führungsprobleme zu einem Jobwechsel bewegen, sehen Männer Chancen in neuen Herausforderungen. Unternehmen, die diese Unterschiede erkennen und gezielt adressieren, schaffen sich einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb um Talente.
Hast Du erwartet, dass die deutschen Beschäftigten so optimistisch sind? Diskutiere mit uns in den Kommentaren.
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