Pixabay

Maßnahmen und Strategien für ein klimaneutrales Gesundheitswesen

Die EU und Deutschland haben sich auf verbindliche Klimaziele in den nächsten Jahrzehnten international verpflichtet. Dazu kommen Urteile des Bundesverfassungsgerichts, das die Bundesregierung beauftragt, in diesem Bereich größere Anstrengungen zu unternehmen. Aus diesen Gründen müssen die Treibhausgas-Emissionen verbindlich und möglichst kurzfristig gesenkt werden. Auch der 128. Deutsche Ärztetag in Mainz hat 2024 konsequentere Maßnahmen für ein klimaneutrales Gesundheitswesen gefordert. Dringlich sei die Reduzierung des eigenen CO2-Fußabdrucks für alle Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialwesen sowie eine Verankerung in Unternehmenszielen und der Unternehmenskultur. Zudem werden ausreichend Ressourcen für die erforderlichen Veränderungsprozesse benötigt. Dafür braucht es auf Bundes- und Landesebene entsprechende Programme (gesetzliche Verankerung). Von der Bundesregierung wurde ein Sonderfonds gefordert, aus dem der Umbau der Krankenhäuser zu klimaschonender Infrastruktur („Green Hospitals“) unterstützt werden soll.

Die aktuelle Gesundheitsversorgung verbraucht viel Energie, Rohstoffe und Materialien mit langen Lieferketten und ist so für rund 4,4 Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich. Jede Gesundheitseinrichtung muss deshalb in Klimaschutz investieren. Die Strategie für ein klimaneutrales Gesundheitswesen soll dazu beitragen, das Ziel der Bundesregierung der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen: Gesundheitseinrichtungen sollen Energie sparen, Gebäude klimafit machen sowie nachhaltiger mit Arzneien und Medizinprodukten umgehen. Auch Transportwege und das Thema Mobilität sollen von den Gesundheitseinrichtungen mitbedacht werden. Für den Bereich der Gesundheitseinrichtungen und insbesondere für die Krankenhausbranche kann davon ausgegangen werden, dass ein erheblicher Teil der Einrichtungen unter die Berichtspflicht fallen werden.

  • Darstellung besonderer Interdependenzen zwischen Gesundheitsversorgung, Daseinsfürsorge und SDG’s

  • Darstellung des Status Quo sowie der wichtigsten Bestandteile und Chancen der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie (Ist-Analyse)

  • Systematische Erschließung und Nutzung der Verbesserungspotenziale

  • Erstellung eines Nachhaltigkeitsprogramms, das die Umsetzung der strategischen Ziele sicherstellen soll

  • Erarbeitung einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie und Etablierung eines Leitbilds

  • Formulierung eines Zielbildes Nachhaltigkeit (Soll-Konstrukt)

  • Offenlegung der qualitativen und/oder quantitativen sowie zeitlich definierten Nachhaltigkeitsziele.

In der Charité Berlin ist Nachhaltigkeit eine strategische Unternehmensausrichtung und wird in der Strategie 2030 durch die Strategiefelder „Menschen und Bildung“ sowie „Standorte, Infrastruktur und Wirtschaftlichkeit“ verankert. Umweltschutz ist hier aufgrund des Tätigkeitsspektrums der Bereiche Krankenversorgung, Forschung und Lehre sowie der gesellschaftlichen Verantwortung ein zentrales Thema. Um eine nachhaltige Unternehmensführung weiter systematisch zu etablieren, wurde im März 2021 der neue Geschäftsbereich Infrastruktur und Nachhaltigkeitsmanagement gegründet. Auch viele bayerische Krankenhäuser erfüllen inzwischen ihren akut-stationären Versorgungsauftrag unter Beachtung der Nachhaltigkeitsspekte. Die Green Hospital Initiative möchte Krankenhäuser darin unterstützen, Nachhaltigkeit im bayerischen Krankenhausalltag langfristig zu etablieren. Damit verbunden ist auch das Ziel der bayerischen Staatsregierung, bis 2040 klimaneutral zu werden.

Die Minderung des CO2-Fußabdrucks - in der eigenen Praxis und gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen – ist ein wichtiges Ziel. Ein großer CO2-Hotspot ist die Anfahrt von Patient:innen und Personal in die Praxis. Der Umstieg auf ÖPNV, Fahrrad und E-Bike „führt neben der CO2-Reduktion auch zu positiven Effekten auf die Gesundheit“, bemerkt die Unternehmerin Christine Bergmair, Gründerin, Geschäftsführerin des Gesundhaus i-Tüpferl in Steindorf, die Klimaneutralität mit kommunaler Daseinsvorsorge verbindet und gut erreichbar (ÖPNV/Fahrrad) ist. Regionale Ansätze wie dieser ermöglichen zugleich eine maßgeschneiderte kommunale Sozialplanung, die spezifisch auf die Bedürfnisse, Herausforderungen und Ressourcen in der Region zugeschnitten sind. Das ermöglicht Nachhaltigkeit und die dauerhafte Verfügbarkeit von Gesundheitsdienstleistungen. Durch den Fokus auf konkrete, regionale Maßnahmen – auch im Bereich der Klimaneutralität - können Ressourcen gezielter und effizienter eingesetzt werden.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen