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Meditatives Müllsammeln

Nachhaltigkeit im Büro treibt mich natürlich jetzt schon seit einiger Zeit um. Ich finde bemerkenswert, was manche Firmen schon in dieser Hinsicht auf die Beine stellen. Genauso bemerkenswert ist aber auch, dass es Unternehmen gibt, die sich einfach überhaupt nicht mit dem Thema beschäftigen. Nicht, dass sie es ablehnten. Es scheint sie einfach nicht zu berühren. Da frage ich mich wirklich, wie das sein kann. Aber dazu in einem der nächsten Artikel.

Heute möchte ich einmal etwas Persönliches mit euch teilen. Ihr kennt mich, ich bin weder eine Eso-, noch eine Ökotante. Trotzdem oder gerade deswegen finde ich spannend, was mir am Wochenende passiert ist.

Vorauszuschicken wäre noch: Ich habe in den vergangenen Wochen sehr viele Podcasts und Berichte zum Thema Nachhaltigkeit angehört und angeschaut. Das Thema Müll, sei es Plastikmüll oder Recyclingkonzepte, ist überall vertreten, und ich bin der Meinung, dass jeder einen kleinen Beitrag leisten sollte, um noch Schlimmeres zu verhindern. Es wird wirklich, wirklich höchste Zeit. So würde es auf jeden Fall auch Prof. Bergmann sehen. Wie viele schlimme Katastrophen müssen noch kommen, um uns wach zu rütteln?

Eigene Initiative ist gefragt

Aber was kann man selbst tun? Ich fühle mich fast überschwemmt von all den Dingen, die man ja eigentlich anstoßen sollte. Soll ich wirklich nur noch im Unverpackt-Laden einkaufen, meine Ernährung auf vegan umstellen, auf mein geliebtes Reisen verzichten? Sicherlich wären das alles Dinge, die helfen. Mein Sohn, der seit eineinhalb Jahren vegan lebt, würde sich freuen, und mein Budget würde auch geschont. Aber ist das Leben dann noch so genussreich? Vor allem ohne Reisen? Ich denke nein. Aber vielleicht muss man einfach noch dazulernen. Also was tun in diesem Dilemma?

Meiner Meinung nach sind es in allem, was wir tun, die kleinen Schritte, die hier Sinn machen. Ich habe also überlegt, welchen Beitrag kann ich leisten, der nicht so groß ist, dass ich ihn gleich wieder fallen lasse. Viele von euch wissen, dass ich in Idstein direkt am Feldrand, direkt am Start vieler Wanderwege wohne und diese auch täglich nutze, um mich zu sortieren, um zu entspannen, um Telefonate zu führen, um „Walk & Talk“ zu praktizieren.

Würdest du mit mir diese Wege rund um mein Zuhause laufen, würdest du sagen: „Mein Gott, wie schön ist es hier. Ist ja wie im Urlaub. Alles so sauber und freundlich, tolle Landschaft und heile Welt. Man sieht immer mal wieder ein Reh, einen Hasen, und die Natur ist wirklich wunderschön.“ Also im Ernst, wenn Du Idstein nicht kennst, mache ich hiermit Werbung für ein wunderbares Fleckchen Erde.

Aber bleiben wir bei den Wander- oder Spazierwegen: Wenn man genauer hinschaut, sieht es nämlich ein bisschen anders aus. Mehr dazu kommt zu einem späteren Zeitpunkt.

Gesagt, getan: Müll sammeln – los geht’s

Ich habe also überlegt, wenn ich sowieso spazieren gehe, warum nicht eine Tüte mitnehmen. So kann ich unterwegs, ganz nebenbei, ein bisschen Müll sammeln. Ist ja nicht anstrengend.

An dieser Stelle gingen für mich die Fragen aber dann auch schon los: Sollte ich eine Müllzange nehmen, da ich den Müll vielleicht nicht anfassen will? Die muss ich aber tragen, die ist groß und vor allem: Ich muss sie erst beschaffen. Sollte ich Handschuhe anziehen? Plastikhandschuhe finde ich aber doof, weil sie auch aus Plastik sind und nach den wenigen Minuten dann weggeschmissen werden müssen. Wahrscheinlich alles typische Anfängerfehler. Aber, es hilft nichts, man muss einfach mal starten. Das dachte ich mir und bin an diesem einem wunderschönen Sonntagmorgen losgezogen. Plastiktüte in der Jackentasche.

Ich glaube nicht an Zufälle. Jedenfalls ist mir da was passiert, was ich Dir berichten muss. Ich bin also ungefähr eine halbe Stunde gelaufen, immer mit dem Gedanken im Kopf, dass ich beim Hinweg mir alles anschauen, mir die Stellen mit dem Müll merken und auf dem Rückweg aufsammeln sollte. Dann müsste ich nichts tragen. So weit der schlaue Plan.

Wundersame Begegnung

Etwa nach 20 Minuten treffe ich ein Wanderpärchen. Beide haben gefüllte Jutetaschen dabei und Rucksäcke. Hier auf dem Land grüßt man sich immer, aber man spricht nicht unbedingt länger miteinander. Jedenfalls hatte ich noch nie ein Wanderpärchen angesprochen und schon gar nicht auf ihre Taschen. Ich habe wirklich lange überlegt und war schon einige Meter an den beiden vorbei, als ich mir ein Herz fasste und fragte, was sie denn Schönes sammeln. Die beiden sagten: „Müll“.

Ich konnte es nicht glauben. Ich lief so gut wie jeden Tag diese Strecke, manchmal mehrmals. Und hatte noch nie jemanden gefragt was er sammelt, und gleich an dem Tag, an dem ich mit meinem Müllsammeln starten wollte, treffe ich dieses Pärchen, was Müll sammelt. Schon kurios, oder? Ich habe dann noch kurz nachgefragt und gehört, dass die beiden immer, wenn sie wandern gehen, ihre Jutetaschen dabei haben und sammeln. Dies schon seit vielen Jahren.

Ich kam mir dann ziemlich dumm vor, weil beide natürlich ihre Jutebeutel dabei hatten und ich meine Plastiktüte in der Tasche. Wie dämlich, Plastikmüll sammeln und eine Plastiktüte dabei haben. Das ist ja mal wieder der Hit. Zum Glück konnten die beiden das nicht wissen, da ich die Tüte ja noch in der Tasche hatte. Nun ja, ich durfte ein Foto von dem Beutel der Dame machen und bin dann weitergelaufen. Und ich war sehr beeindruckt ob der Tatsache, dass mir genau das an diesem Tag so etwas passiert ist. Das muss ja irgendwie einen Sinn haben.

Mein Weg zur Tasche voll Müll – nicht schlecht für den Anfang

Nach einer halben Stunde machte ich mich dann auf den Rückweg und war fest davon überzeugt, dass ich keinen Müll mehr finden würde. Die beiden Wanderer waren ja schon vor mir die gleiche Strecke gelaufen und sollten entsprechend fündig geworden sein. Weit gefehlt.

Interessanterweise weiß man natürlich als „Einheimische“, wo Bänke sind, wo eine Grillhütte ist und wo damit potenzielle Müllablageplätze liegen. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hab den Müll nicht gewogen, aber meine große Plastiktüte war halb voll, und ich hätte nie gedacht, dass man so viel findet.

Enthalten darin waren eine Bierflasche, eine uralte Bierdose, eine Glasflasche, eine Shampooflasche (was auch immer die im Wald zu suchen hat), zahlreiche Zigarettenkippen, Plastikverpackungen, Kronkorken, Plastikschnipsel, Etiketten und ein Gewusel aus Plastikseilen. Bei vielen davon habe ich mich echt gefragt, wie gefährlich das für die Natur ist. Wir haben wirklich viele Tiere im Wald, und wenn ich mir allein vorstelle, dass ein Waldbewohner oder unsere Katze über eine so scharfkantig Bierdose läuft, wie ich sie gefunden habe. Oder sich ein Tier in diesen Plastikseilen verfängt. Nicht auszudenken! Jedenfalls Wahnsinn, wie viel Müll man in 20 Minuten finden kann.

Müll kann doch nicht ernsthaft Kunst sein, oder doch?

Ich hatte gelesen, dass viele Müllsammler ihren Müll danach inszenieren und hab ihn dann einfach mal auf meinen Rasen geschüttet und fotografiert. Leider über die ganze Aktion deswegen auch vergessen zu wiegen. Nun ist der Rasen sehr schön, sodass es eher positiv aussieht und nicht erschreckend, wie viel Müll das ist. Ich hätte mir gewünscht, dass es erschreckender ist, damit mein Beispiel vielleicht ein paar Nachahmer findet.

Oben also ein Foto meiner Aktion. Ich habe mir fest vorgenommen, das jetzt mindestens einmal am Wochenende zu machen und auch verschiedene Strecken zu gehen. Es ist auch ein schönes Gefühl, zurückzukommen und etwas für unseren Planeten getan zu haben.

Ich glaube nicht, dass man von heute auf morgen die ganze Welt verändern kann, aber wir sind ganz schön viele Menschen, und wir können ganz schön viele kleine Schritte machen, die sich addieren. Es gibt viele Beispiele, die zeigen, wie man den Unterschied machen kann. Also völlig egal, was ihr macht, es muss zu euch passen und auch irgendwie umsetzbar sein.

Vielleicht sollte man der ganzen Sache auch einen Claim geben. Ich denke gerade über „Meditatives Müllsammeln“ nach. Storytelling ist heute wichtig und vielleicht kann ich DICH animieren, wenn Du ohnehin einen Spaziergang mit der Familie, mit der Freundin oder mit den Eltern machst, einmal eine Tasche mitzunehmen und Müll zu sammeln.

Man findet spannende Gesprächsthemen, trifft nette Leute und tut etwas Gutes für unsere Welt. Oder nutzt die Aktion zum Meditieren im Wald. Probiere es aus und schreib mit von Deinen Erfolgen. Das würde mich sehr motivieren.

Fröhliches Müllsammeln!

Eine gute Zeit für Dich und liebe Grüße

Deine Susanne

PS: Wer Interesse an mehr hat, findet es auf meiner Internetseite, in meinem Buch „Freiraum“, und hier ist der Zertifikatskurs, damit Du Experte für neue Arbeitsräume wirst.

PPS: Schreib mir, wenn Dir der Beitrag gefällt, gerne auch Deine Kritik, teile bitte, erzähle es weiter, halte die Diskussion in Gange!

s.busshart@sbcdigital.de

Susanne B. Busshart schreibt über Future Workplace, Wandel etablieren, Digitale Transformation, Change

Susanne ist Expertin für Future of Work und Künstliche Intelligenz, Digitale Transformation, Begleiterin zu Change, Kulturwandel und New Work mit dem Ziel, sie in die nächste Evolutionsstufe zu heben. Sie ist Speakerin, Beraterin und Autorin. Ihr Herzensthema: Neurodiversität

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