Wie klappt der digitale Auftritt? - GettyImages / Westend61

Mehr Erfolg mit Videokonferenzen – so gelingen Absprachen vor der Kamera

Ein Gespräch mit Yvonne de Bark, Schauspielerin und Expertin für Körpersprache

Wir kämpfen. Alle. Entweder kämpfen wir mit allen Kräften, um unsere Unternehmen durch die Krise zu retten, oder wir kämpfen gegen die Einsamkeit, die das Social Distancing bei manchen mit sich bringt. Ich versuche, den Kontakt zu mir wichtigen Menschen zu halten und habe mich mit meiner Freundin und Lions-Kollegin Yvonne de Bark getroffen (natürlich in diesen Zeiten nur virtuell). Ich persönlich bin kein großer Fan von Videokonferenzen, aber vielleicht ändert sich das ja nach dem Gespräch. Yvonne kennt sich als Schauspielerin, TV- und Medienexpertin sowie Spezialistin für Körpersprache mit dem Wirken vor der Kamera sehr gut aus und hat mir viele wertvolle Tipps und Gedanken mitgegeben, wie wir unter den aktuellen Umständen sowohl von unternehmerischer als auch privater Seite den Kontakt über Webcam und Tonspur nicht nur erträglich gestalten können, sondern auch noch Vorteile für uns dabei herausziehen.

Freundinnen: Vanessa Weber und Yvonne de Bark - Vanessa Weber
Freundinnen: Vanessa Weber und Yvonne de Bark - Vanessa Weber

Yvonne de Bark: Wenn wir uns nicht persönlich treffen dürfen oder können, sind Videokonferenzen aus meiner Sicht im Moment das beste Kommunikationsmittel, das wir haben. Man mag sie mögen oder nicht, aber es ist die ideale Möglichkeit, um Nähe herzustellen. Die Körpersprache des anderen zu sehen, vermittelt unserem Unterbewusstsein Vertrauen, weil wir zusätzliche Informationen darüber bekommen, wie es ihm geht und wie das, was wir sagen, bei ihm ankommt. Durch Videokonferenzen bleiben wir für unsere Mitarbeiter und Kunden sichtbar, wir sind präsent. Und hier spielt das Wie eine große Rolle.

**Vanessa Weber:**Woran liegt es, dass wir uns oft bei Videokonferenzen so unwohl fühlen?

Yvonne de Bark: Es gibt bei Videokonferenzen zwei Probleme. Ich setze jetzt mal voraus, dass die Technik keine Hürde mehr darstellt, sonst wäre das ein weiterer Hemmschuh für eine gelungene Videokonferenz. Zum einen mögen viele es nicht, sich selbst über die Kamera zu sehen. Und zum anderen fühlen sich viele nach einer Videokonferenz ausgelaugter als vorher und können noch nicht einmal benennen, warum. Deswegen zwei Gedanken dazu:

Erstens: Wenn du dich selber nicht gerne siehst, und zusätzlich gerne hättest, dass der andere dich positiv wahrnimmt, sollte man am Setting arbeiten, also an den Lichtverhältnissen, am Hintergrund, am Bildausschnitt, an der Körperhaltung, und so einen Rahmen schaffen, in dem man sich wohlfühlt und gut wirkt.

Zweitens: Manche fühlen sich nach einer Videokonferenz tatsächlich ausgelaugt. Das liegt daran, dass der Blickkontakt fehlt. Wir blicken nämlich den anderen nur auf dem Monitor an, weil wir ihn ja sehen wollen, und stellen dadurch keinen direkten Blickkontakt her. Das Unterbewusstsein speichert ab: „Der hat mich gar nicht angesehen, nimmt mich als Person nicht wahr, ignoriert mich.“ Kein Blickkontakt ist aus evolutionärer Sicht metaphorisch eine soziale Ohrfeige.

Das Setting sollte bei einer Videokonferenz stimmen - GettyImages
Das Setting sollte bei einer Videokonferenz stimmen - GettyImages

Vanessa Weber: Aber was kann man dagegen tun? Wir haben ja im Moment nur die Möglichkeit, über Videokonferenz Kontakt zu halten.

Yvonne de Bark: Es gibt ein paar Dinge, die wir beachten sollten, damit ein Online-Meeting positiv im Gedächtnis bleibt. Hier die wichtigsten Tipps für eine gelungene Videokonferenz:

  • Setting: Hierbei sollte das Licht unbedingt von vorne oder schräg vorne kommen, auf keinen Fall von hinten, sonst sieht dein Gegenüber nur deinen Schattenumriss. Setze dich so, dass du ein Fenster vor dir hast oder ein zusätzliches Licht neben dem Monitor.

  • Gestalte den Hintergrund so, wie du oder dein Unternehmen wahrgenommen werden soll. Du hast hier die einzigartige Möglichkeit, dem Betrachter unterschwellig klare Botschaften über dich und dein Unternehmen zu senden.

  • Achte darauf, dass du keine Bilder oder Pflanzen hinter dir hast, die dir aus dem Blickwinkel des Betrachters aus dem Kopf zu wachsen scheinen.

  • Wähle den Bildausschnitt so, dass ca. eine Hand breit über deinem Kopf bis zum Bildrand Luft ist. So bist du perfekt im Bild positioniert.

  • Blicke nicht von oben herab auf deinen Gesprächspartner. Stelle deinen Laptop auf ein paar Bücher oder einen Laptopständer.

  • Sitze gerade. Die meisten Menschen sinken am Schreibtisch in sich zusammen. Das wirkt lasch und wenig kompetent. Meine Übung für dich: Denk dir einen Faden, den du aus der Verlängerung der Wirbelsäule durch den Scheitelpunkt des Kopfes nach oben ziehst. Das richtet deine Haltung wunderbar auf und du wirkst präsent.

  • Halte Blickkontakt. Das ist das Schwerste an einer Videokonferenz, denn dafür musst du in die Linse blicken und nicht auf den Monitor. Durch den Blickkontakt wird das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet und du baust schnell Vertrauen auf.

  • Lächele nach der Verabschiedung bis zum Schluss. Sei dir dessen bewusst, dass der andere dich sieht bis das Meeting beendet ist. Es wäre doch schade, wenn der letzte Gesichtsausdruck, den er von dir im Gedächtnis hat, eine ernste, konzentrierte Miene auf der Suche nach dem „Ausknopf“ ist.

  • Etikette: Iss nicht vor der Kamera. Sage Bescheid, wenn du etwas holst oder auch nur am Computer etwas suchst. Lass dein Handy aus der Hand. Der andere sieht es, wenn du dich mit anderen Dingen beschäftigst. Sag Bescheid, wenn jemand den Raum betritt, der mithören oder zuschauen könnte. Sorge für eine ruhige Atmosphäre und vermeide Geräusche, deren Herkunft der andere nicht zuordnen kann. Wenn du auf der Tastatur mittippst, merke es kurz an.

Alle oben genannten Tipps gelten übrigens auch für die Nutzung von Handys für die Videokonferenz oder Facetime.

Vanessa Weber: Wie kann ich mich denn selber kontrollieren, ob ich alles richtig eingestellt habe und wie ich mit meiner Körpersprache auf andere wirke?

Yvonne de Bark: Ich rate jedem, sich mit einem Freund oder guten Kollegen bei einer Videokonferenz auszutauschen, wie die eigene Wirkung auf den anderen ist. In meinem Onlinekurs „Souverän vor der Webcam“ mit 22 Lektionen biete ich den Teilnehmern an, nach dem Kurs in ein 30-minütiges Online-Einzelcoaching mit mir zu gehen. Das ist so wertvoll, weil ich dann individuell mit den Leuten auf deren Bedürfnisse eingehen, das Licht optimal setzen und die körpersprachliche Wirkung überprüfen kann.

Warum nicht einfach mal mit einem Freund die eigene Wirkung testen? - GettyImages
Warum nicht einfach mal mit einem Freund die eigene Wirkung testen? - GettyImages

Vanessa Weber: Yvonne, das war ein äußerst aufschlussreiches und wertvolles Gespräch. Vielen Dank, dass du deine Wissensschätze und Inhalte mit uns geteilt hast. Ich bin sicher, dass von nun an viel mehr Menschen Videokonferenzen so gestalten, dass es ein Gewinn ist und keine Belastung. Hast du vielleicht noch einen abschließenden Tipp für die Leser?

Yvonne de Bark: Willst du meinen allerbesten Tipp hören? Mein bester Tipp, mit dem du und die Videokonferenz bei deinem Gegenüber positiv im Gedächtnis haften bleiben – das wird dir gefallen: Lache mindestens einmal während der Videokonferenz mit deinem Gesprächspartner. Denn ein Blick verbindet Menschen, aber ein Lächeln verbindet Herzen.

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Hier gibt es noch ein kleines Video von Yvonne de Bark, wie man es NICHT machen sollte.

Vanessa Weber schreibt über Unternehmertum, Marketing, Nachfolge, Führung

Vanessa Weber ist Geschäftsführerin und Unternehmerin aus Leidenschaft. Heute ist sie neben ihrer Tätigkeit für ihre Firma als Vortragsrednerin tätig und vermittelt ihr Fachwissen sowie ihren Erfahrungsschatz an andere Unternehmer. Sie ist eine Frau aus der Praxis für die Praxis.

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