Mehr Wert: Darum ist die Gestaltung und Messung der Unternehmenskultur heute unverzichtbar
Unternehmenskultur 21.0
Die Unternehmenskultur, das persönliche Paradigma einer Organisation, ist in Zeiten des demografischen Wandels von besonderer Bedeutung. Sie beinhaltet die Summe der Grundüberzeugungen, die sich in einem Unternehmen entwickelt haben und erleichtert nicht nur den Umgang mit der Zukunft und mit Überraschungen, sondern macht auch klar, wofür das Unternehmen steht, und was es kann. Die Firmenkultur zu pflegen und dafür Sorge zu tragen, dass sie mit der Kultur der Leistung, Professionalität und Effektivität der Organisation übereinstimmt und zu deren Funktionieren beiträgt, ist eine der wichtigsten Managementaufgaben der Zukunft.
Deutschland muss auf die ungünstige demografische Entwicklung und die damit verbundene Alterung der Gesellschaft die richtigen Antworten finden. Bis 2030 wird die Zahl der Schulabgänger um 25 Prozent sinken und die Zahl der „Rentenabgänger“ steigen (IHK-Magazin Regensburg 1/2016). Immer mehr Unternehmen bemühen sich um Familienfreundlichkeit, wollen gutes Personal halten und befürchten den Fachkräftemangel. All das hat Einfluss auf die Unternehmenskultur, die sich nicht vollständig steuern lässt und betriebswirtschaftlichen Entscheidungen nicht zuwiderlaufen darf. Denn jeder Mensch bringt persönliche Überzeugungen, Normen und Wertvorstellungen aus der Kultur ein, in der er aufgewachsen ist (Mikrokulturen).
Zu den zentralen Kulturbestandteilen, die nicht verordnet, sondern nur von innen gelebt werden können, gehören Wertschätzung, Offenheit, Zuverlässigkeit und Mitbestimmung. Die grundlegenden Werte schlagen sich im Führungsstil, im Umgang mit Kunden oder bei der Wahl eine Strategie nieder. Sie sind wie ein Planetensystem, das um eine Sonne kreist und tragen wesentlich zur Erneuerung der inneren Haltung und Kultur von allen Beteiligten bei. Das ist für den Business-Experten Andreas Zeuch eine „wirkliche Innovation“. Dafür braucht es eine effektive Entscheidungskultur und Rahmenbedingungen, innerhalb derer Mitarbeiter und Führungskräfte ihr Handeln als sinnvoll erachten. Fünf Prinzipien sind dafür wesentlich:
• Anfängergeist
• Fehlerfreundlichkeit
• Möglichkeitsräume
• Selbstorganisation
• Vertrauen
Hinzu kommt noch das Prinzip der Sinnkopplung.
Das Bedürfnis nach Messbarkeit
Mit wachsender Bedeutung der Unternehmenskultur wächst auch das Bedürfnis, sie zu messen. Das unabhängige Great Place to Work Institut® verfügt nach eigenen Angaben über eine der größten und aktuellsten Mitarbeiterbefragungsdatenbanken weltweit, auch steht eine Best-Practice-Datenbank zur Verfügung, um den Unternehmen weitere Impulse für eine nachhaltige Kulturarbeit zu geben. In Deutschland führen jährlich über 600 Unternehmen aller Branchen, Größen und Regionen eine umfangreiche Great-Place-to-Work-Mitarbeiterbefragung durch, welche die Arbeitsplatzqualität misst sowie Stärken und Schwächen aufdeckt. Im Fokus stehen zentrale Arbeitsplatzthemen wie Vertrauen in das Management, Qualität der Zusammenarbeit, Identifikation mit der Arbeit und dem Unternehmen insgesamt, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, Vergütung, Gesundheitsförderung und Work-Life-Balance. Zudem wird die Qualität der Maßnahmen der Personal- und Führungsarbeit in den Betrieben bewertet. Die Ermittlung basiert auf zwei Messinstrumenten: Trust-Index-Mitarbeiterbefragung und Kultur-Audit.
Der Trust-Index-Fragebogen besteht aus 58 international vergleichbaren und fünf länderspezifischen Statements, die mit einer fünfstufigen Skala bewertet werden. Die Statements lassen sich den fünf Dimensionen des so genannten Great-Place-to-Work-Modells zuordnen. Diese setzen sich aus Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness, Stolz und Teamgeist zusammen. Im Fokus der Befragung steht die Messung von Vertrauen, das die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit empfinden. Im Kultur-Audit werden zum einen demografische Personaldaten sowie allgemeine Informationen über das Unternehmen erhoben, zum anderen werden offene Fragen zu relevanten Aspekten der Personalarbeit gestellt, die eine erfolgreiche Arbeitsplatzkultur ausmachen.
Die 100 besten Unternehmen erhalten als Auszeichnung das "Great Place to Work®"-Gütesiegel. Zusätzlich vergibt das Institut Sonderpreise in fünf Kategorien. „Die Auszeichnungen stehen für eine Arbeitsplatzkultur, die in hohem Maße von Vertrauen, Stolz und Teamgeist geprägt ist und für eine nachhaltig mitarbeiterorientierte Personal- und Führungsarbeit", sagt Frank Hauser, Geschäftsführer von Great Place to Work® Deutschland.
Was die besten Arbeitgeber auszeichnet
Auch die Neumüller Unternehmungen, die zu den Gründungsmitgliedern von Ethics in Business – der Werte-Allianz des Mittelstands (seit 2012) gehören, nehmen regelmäßig erfolgreich an Benchmark-Wettbewerben wie Great Place to Work® teil und schaffen es immer wieder unter die 100 besten Arbeitgeber Deutschlands. Der Geschäftsführer ist sich bewusst, dass Veränderung nicht immer angenehm für seine Mitarbeiter ist. Sie brauchen deshalb auch Stabilität und Sicherheit. Es ist ihm deshalb ein wichtiges Anliegen, beide zusammenzuhalten: die Lust auf Neues und den Wunsch nach Geborgenheit. Für Werner Neumüller sind diese Auszeichnungen auch ein Sinnbild der Kontinuität und fortwährenden nachhaltigen Bestrebungen des Unternehmens „hinsichtlich einer werte- und mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur“. Nachhaltigkeit ist für Neumüller heute keine Option mehr, sondern ein Muss.
Kultur des Gebens
Zum Nachhaltigkeits- und Unternehmensverständnis von Neumüller gehört auch, in die Ausgestaltung der Gesellschaft, in die Märkte bzw. Standorte zu investieren, in denen seine Firma tätig ist. Es zählt zu den über 90 % aller Unternehmen in Deutschland, die sich für Gemeinwohlzwecke engagieren und persönlich erhebliche Mittel für soziale und kulturelle Zwecke zur Verfügung stellen. Seit der Firmengründung werden karitative und sozialen Projekte unterstützt sowie Ausbildung, Bildung, Wissenschaft, Kultur und Sport gefördert. Beispielsweise wird ein Teil der jährlichen Erträge zum Aufbau einer gemeinnützigen Stiftung, der Consilatio Stiftung, verwendet. Der Stiftungszweck ist der Erhalt und die Förderung der Gesundheit von Kindern und deren Ausbildung. 2015 und 2016 wurden Schulbauten in Indien und auf den Philippinen der Reiner Meutsch Stiftung FLY & HELP unterstützt. „Außergewöhnlich ist das Engagement unser Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowohl in Form von Spenden als auch in Form von zeitlichem Einsatz in regionalen Social Days (z.B. bei Obdachlosen)“, sagt Neumüller. Mitarbeiter und Führungskräfte möchten wirksam an einer sozialen Bewegung teilhaben, die über den eigenen Umkreis hinausreicht. Das betrifft seit Jahren in besonderer Weise mittlerweile auch verstärkt die jüngeren Mitarbeiter, wie schon die Ergebnisse des Greenpeace Nachhaltigkeitsbarometer 2015 bestätigen: Nachhaltige Entwicklung (soziale Aspekte und zukunftsorientiertes Wirtschaften, Schutz der Umwelt) bewegt zunehmend die jüngere Generation, die in einem sozialen System arbeiten möchte, das nicht nur der Gewinnmaximierung dient, sondern von Menschen für Menschen getragen und als sinnvoll erlebt wird.
Weiterführende Informationen:
CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. Berlin Heidelberg 2017.
Visionäre von heute – Gestalter von morgen. Inspirationen und Impulse für Unternehmer. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2018.