Meilen Sammeln: So werden Sie Meilenmillionär bei der Lufthansa, ohne viel zu fliegen
Es lohnt sich, auch kleine Meilenwerte zu sammeln – und das jeden Tag, nicht nur beim Fliegen. So lassen sich beim Einlösen Hunderte bis Tausende Euro sparen.
Rom Seit ich in Italien lebe, fliege ich kaum noch. Die Bahn hier ist so schnell, modern und günstig, dass sich Fliegen nur lohnt, wenn man nach Sizilien und Sardinien muss. Habe ich deshalb aufgehört mit dem Meilensammeln? Auf gar keinen Fall! Ich sammle weiter jeden Tag – und das ganz nebenbei.
Beispiele gefällig? Vor Kurzem habe ich in einem Melia-Hotel übernachtet. Gutschrift bei Lufthansas Programm Miles & More: 773 Prämienmeilen. Oder der letzte Trip nach Florenz, eine Automiete bei Sixt: 500 Meilen. Es funktioniert aber nicht nur beim Reisen, sondern auch beim Eisessen, im Supermarkt oder im Restaurant: Ich zahle fast alle Ausgaben per Kreditkarte, die mir bei jedem Umsatz Meilen bringt – und mich damit näher an den nächsten Freiflug.
Das Meilensammeln begleitet mich jetzt schon seit mehr als zwölf Jahren. Angefangen hat es mit der Liebe: Als ich für Praktika eine Zeit lang in Berlin gelebt habe, wohnte meine Freundin noch in München. Damals gab es keine schnelle Bahnverbindung, also sind wir durch die Luft gependelt. Freitagabend hin, Montagmorgen zurück. Air Berlin zu fliegen, mittlerweile ein Stück deutsche Insolvenzgeschichte, fühlte sich für mich damals an wie Busfahren.
Miles & More: So einfach geht Meilen sammeln, ohne Vielflieger zu sein
Klar, dass ich schnell ins Meilenprogramm eintrat, mir durch die vielen Flüge bald den Gold-Status erflogen hatte, der mir Annehmlichkeiten wie Loungezugang, Freigepäck und die Fast Lane an der Sicherheitskontrolle brachte. Vorteile, die Geld sparen – und vor allem Zeit, die noch wichtigere Währung, wenn man viel unterwegs ist.
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Seit der Air-Berlin-Pleite sammle ich vor allem bei der Lufthansa-Gruppe. Rechne ich meine Meilen in den diversen Programmen der Airlines und Kreditkartenanbieter zusammen, habe ich es heute fast bis zum Meilenmillionär geschafft – und das, ohne Tausende von Euro für First-Class-Flüge auszugeben oder täglich in der Luft zu sein. Wie das auch Ihnen gelingt? Das sind meine fünf Tipps, um all die Meilen zu sammeln, die ohnehin auf der Straße liegen:
1. Niemals fliegen ohne Meilengutschrift
Nicht immer waren die Air-Berlin-Flüge damals die günstigsten. Ich bin auch hin und wieder mit Lufthansa geflogen. Klar, dass ich mir auch dort ein Meilenkonto angelegt habe. Wenn ich eines gelernt habe: Nimm jede Meile mit, fliege niemals ohne Gutschrift. Über die Zeit läppert sich das zusammen. Ich habe bei jeder der drei großen Airline-Allianzen ein Programm, bei dem ich sammele. Meist versuche ich dort, Flüge zu buchen, wo ich dank meines Status auch die größten Vorteile habe – aber ich würde dafür nicht zwingend mehr Geld ausgeben.
„Natürlich lohnt es sich, bei jeder Allianz angemeldet zu sein, um keine Meilen zu verschwenden“, sagt Moritz Lindner, Gründer und CEO des Reise- und Luxushotelportals Reisetopia. „Allerdings sollte man sich überlegen, ob man sich beim Meilensammeln nicht lieber auf eine Allianz konzentriert und auch die Flüge entsprechend bucht – sofern die Aufpreise nicht zu hoch sind.“ Meilensammeln sei immer dann attraktiv, wenn man es schaffe, eine kritische Anzahl bei einem oder mehreren Programmen zu erreichen. Nur so könne man sie später sinnvoll einlösen.
2. Meilen sammeln mit Kreditkarte
Seit ich die Meilen-Kreditkarten für mich entdeckt habe, wächst das Meilenkonto täglich an. Zwei Karten besitze ich: eine American Express (Amex) und die Miles-&-More-Kreditkarte der Lufthansa, die von der DKB als Mastercard herausgegeben wird. Ich zahle alle möglichen Ausgaben mit der Amex. Dort, wo sie nicht akzeptiert wird, nehme ich die Lufthansa-Karte.
Bei der Amex werden mir für jeden Euro Umsatz 1,5 Membership Rewards (MR) gutgeschrieben. Diese lassen sich in elf verschiedenen Programmen bei diversen Fluggesellschaften in Meilen umwandeln – meist im Verhältnis 5:4. Bedeutet: Für 10.000 MR bekomme ich 8000 Prämienmeilen, etwa bei Air France/KLM, Qatar oder Emirates. Der Vorteil: Man bleibt flexibel mit seinen Einlösungen für Freiflüge und Upgrades. Mit 9000 Prämienmeilen bei British Airways lässt sich etwa schon ein einfacher Freiflug von Berlin nach London buchen, zuzüglich Steuern und Gebühren von 27 Euro.
Mit der Lufthansa-Kreditkarte bekomme ich alternativ für zwei Euro Umsatz eine Meile bei Miles & More. Wenn das Meilenkonto gut gefüllt ist, sind für Einlösungen die monatlichen „Meilenschnäppchen“ in höheren Buchungsklassen besonders attraktiv: Für 55.000 Lufthansa-Meilen lässt sich oftmals ein Hin- und Rückflug in die USA buchen – in der Business Class.
Allerdings kommen dort noch mehrere Hundert Euro an Steuern und Gebühren dazu. „Meilen sammeln mit Kreditkarten ist einer der einfachsten Wege, um mit Alltagsausgaben an Business- und First-Class-Flüge zu kommen“, sagt Experte Lindner.
Für Geschäftsleute sei eine Business-Kreditkarte ohnehin ein Muss: „Allein Firmenausgaben können Selbstständigen und Geschäftsführern von GmbHs oft innerhalb weniger Monate viele hunderttausend Meilen bringen – ohne zusätzliche Kosten.“
3. Shopping, Hotels, Payback oder Mietwagen: Kleine Ausgaben zahlen sich aus
Meilen lassen sich im Schlaf verdienen – bei fast allen großen Hotelketten. Oder am Steuer, bei nahezu allen Mietwagenfirmen. Es gibt aber auch viele Alltagssituationen, etwa das Payback-Programm: Ich habe noch nie meine bei dm oder Rewe gesammelten Punkte für einen WMF-Messerblock oder einen Ikea-Gutschein eingelöst. Stattdessen ist in meinem Payback-Konto ein automatischer Transfer hinterlegt – der zweimal im Jahr die Punkte im 1:1-Wert aufs Meilenkonto bei Lufthansa überweist.
Es gibt auch immer wieder Aktionen, bei denen sich sehr günstig Meilen sammeln lassen. „Ein gutes Beispiel sind etwa Bewertungen bei Portalen wie HolidayCheck“, sagt Lindner. Auch durch Sonderaktionen bei Zeitschriften-Abonnements, dem Abschluss von Finanzprodukten oder Versicherungen komme man „schnell an mehrere zehntausend Meilen, ohne allzu große Kosten“. Das könne sich vor allem dann lohnen, wenn man zeitnah einen Prämienflug buchen möchte.
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4. Meilen sammeln mit Überweisungen
Seit Jahren überweise ich meine Miete nicht mehr von meinem klassischen Girokonto – sondern von einer Banking-App, die ich per Kreditkarte aufladen kann. Und ja, natürlich funktionieren da auch die Meilen-Kreditkarten. So sehr ich mich über die teuren Mieten in Rom ärgere: Jeder Monat bringt mich näher an den nächsten Freiflug. Gleiches gilt für alle anderen Rechnungen, seien sie von Versicherungen oder Arztbesuchen.
„Die Möglichkeit, mit Überweisungen Meilen zu sammeln, wird oft übersehen, weil sie so kompliziert wirkt“, sagt Lindner. Dabei könne man mittlerweile über verschiedene Apps mit Kreditkarten Geld einzahlen – und von dort weiter überweisen. „Zwar gibt es hier teilweise Fälle, in denen Konten wegen Missbrauch gesperrt werden“, mahnt der Experte. Doch wer etwa sein Konto bei der Banking-App Revolut auflade und damit regulär seine Miete und andere Rechnungen bezahle, müsse sich gewöhnlich keine Sorgen machen. „Gerade mit der Miete oder dem Stromvertrag kann man so jedes Jahr eine fünfstellige Anzahl an Meilen sammeln – ohne jegliche Zusatzkosten.“
5. Gold-Status: Alle Status-Matches mitnehmen
Irgendwann hatte ich mal für zwei Jahre eine goldene Statuskarte von Turkish Airlines im Portemonnaie – obwohl ich in meinem Leben erst zweimal mit der Fluggesellschaft geflogen bin. Turkish wollte damals neue Kunden gewinnen und gab Vielfliegern von anderen Programmen die Chance auf die gleichen Vorteile. Seitdem habe ich schon diverse sogenannte Status-Matches hinter mir. Die Aktionen tauchen oft aus dem Nichts auf und dauern nicht lange – aber sie können sich extrem lohnen.
Reisetopia-Chef Lindner hat in diesem Jahr gleich zwei solcher Aktionen mitgemacht: einmal bei der Oneworld-Fluggesellschaft Royal Air Maroc und einmal bei der italienischen Staatsairline ITA Airways, die zum Bündnis Skyteam gehört. Dadurch hat er nun in allen drei Flug-Allianzen einen Status mit Loungezugang. Gerade mit einem Gold-Status der Star Alliance, also etwa dem Senator-Status der Lufthansa, ergäben sich jedes Jahr neue Match-Optionen.
Meilen einlösen: Ist das jetzt sinnvoll?
Eines gibt Lindner allerdings bei all der Meileneuphorie zu bedenken: Momentan sei das Umfeld zum Einlösen nicht ideal. „Viele Flüge sind ausgebucht und es ist entsprechend schwierig, an Plätze mit Meilen zu kommen.“ Allerdings sei das eher ein temporäres Problem, das er auch nach der Finanzkrise beobachtet habe. „Momentan ist daher ein perfekter Zeitpunkt, um mit dem Sammeln anzufangen oder einen hohen Punktestand aufzubauen“, empfiehlt er. Schon im kommenden Jahr dürften die Verfügbarkeiten von Prämienflügen wieder deutlich besser werden.
Dazu kommt, dass die Preise für viele Flüge enorm gestiegen sind. Damit ergeben laut Lindner nun auch Einlösungen Sinn, die vorher „total unsinnig“ waren. Als Beispiel nennt er Prämienflüge innerhalb Europas, die bei der Lufthansa Group trotz hoher Steuern und Gebühren „auf einmal ein attraktiver Deal geworden sind“.
Fleißige Sammler dürfen aber eines nicht vergessen: So schön der Blick aufs Meilenkonto und den steigenden Punktestand auch ist – dann und wann sollte man seine Meilen auch einlösen. Ich habe das schmerzlich erfahren, als Air Berlin in die Pleite rutschte: Auf meinem Konto lagen damals noch gut 240.000 Meilen. Gesehen habe ich von ihnen nie wieder etwas.
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