Mark Hiller baute 2014 Sunitha Vegerla als Chefin der US-Tochter auf Foto: PRESSEFOTO
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„Meine Frau sagte ganz spontan: ‚Klar machen wir das, wir kommen mit‘“

Als sich Kunden über das Management der US-Tochter beschwerten, kümmerte sich Recaro-Chef Mark Hiller kurzerhand selbst darum – und kam an seine Grenzen.

Ich war joggen an diesem Novembertag 2013, als ich plötzlich den Gedanken hatte: Warum das Problem nicht selbst lösen, anstatt das Management auszutauschen? Ich war gerade eineinhalb Jahre Chef unserer Sparte für Flugzeugsitze, und in den USA lief es nicht gut. Kunden sprachen mich an: „Ihr seid nicht so zuverlässig wie sonst, haltet Liefertermine nicht ein. Schau dir das mal an!“ Tatsächlich waren die US-Zahlen schlecht. Nicht nur Kunden waren unzufrieden, auch Mitarbeiter. Wir hatten ein Führungsproblem, ein Mann und eine Frau mit unklaren Verantwortlichkeiten. Sie arbeiteten nicht gut zusammen. Das spaltete den Standort.

Nach dem Joggen dachte ich, die Idee, mich selbst um die USA zu kümmern, schlage ich mir lieber aus dem Kopf. Denn meine Tochter war damals erst ein Jahr alt. So ganz ließ mich der Gedanke dennoch nicht los, und ich erzählte meiner Frau von meinem Ansinnen – sie sagte ganz spontan: „Klar machen wir das, wir kommen mit.“ Gesagt, getan. Einige Wochen später saßen wir im Flieger nach Texas.

Ganz so einfach war es dann doch nicht, denn ich machte einen Fehler: In den USA übte ich gleichzeitig auch meinen deutschen CEO-Job aus. Mein Tag begann um 5 Uhr morgens mit deutschen und europäischen Themen, bis etwa 9 Uhr. Danach kümmerte ich mich ums amerikanische Geschäft, manchmal bis 18, manchmal bis 20 Uhr. Alle zwei, drei Wochen flog ich hin und her. Das war äußerst intensiv und für die Gesundheit nicht so gut.

Deshalb war ich umso glücklicher, dass wir die Unsicherheiten in der Belegschaft schnell ausräumen konnten und Strukturen schafften, in denen klar war, wer die finale Entscheidung traf, wenn nötig. Nach einem halben Jahr erfüllte sich auch meine Hoffnung, vor Ort eine Nachfolge aufzubauen. Ich motivierte eine langjährige Mitarbeiterin, meine Rolle zu übernehmen.

Die Lehre daraus: Wenn's sein muss, muss man sich reinhängen. Gleichwohl mit dem klaren Ziel einer langfristigen Lösung, die gut ohne einen selbst funktioniert. Diese Erfahrung will ich nicht missen, aber ich würde es nicht noch mal machen.

  • Geboren: 1972 in Stuttgart

  • Studium: Promotion als Wirtschaftsingenieur

  • Erster Job: Centrum für Produktionstechnik (Uni Kaiserslautern)

  • Hobbys: Radrennfahren, Laufen, Skateboarden mit seinem Sohn

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