Meine Gedanken zum Tod von Niki Lauda
Die Nachricht von Niki Laudas Tod hat mich sehr getroffen und beschäftigt. Er ist für mich als Rennfahrerin eine Legende. Ohne ihn wäre der Rennsport nicht das, was er heute ist. Vor allem wir jungen Fahrer haben zu ihm aufgeblickt. Seine Geschichte ist Lebenswerk, Motivation und Nachlass für alle Motorsportler.
Leider hat sich für mich nicht die Möglichkeit ergeben, Herrn Niki Lauda persönlich kennen zu lernen. Es hat nicht sollen sein. In meinen Lebenszielen stand weit oben, Niki Lauda einmal von Angesicht zu Angesicht zu treffen. Ich bedauere sehr, dass es dazu nicht mehr kommen wird.
Niki Lauda war Vorbild. Für mich und für die meisten aktiven Motorsportler unter uns.
Für mich war Herr Lauda – mit allem gebotenen Respekt - mit seinem Wissen, seiner Weisheit, der Gelassenheit, der Präzision in seinen Analysen komplexer Dinge eine Art „Vaterfigur“ im Motorsport. Jemand, dessen Aussagen man – jedenfalls ich – politisch nicht hinterfragen musste. Ehrliche Statements, gerade heraus und auf den Punkt. Jemand, für den Leistung das hauptsächliche Bewertungskriterium war. Das wirkte manchmal schonungslos und hart – zugleich aber auch immer fundiert und ehrlich. Sein Anspruch an Leistung war sehr hoch. Ein Lob von Niki Lauda war deshalb wie ein Ritterschlag.
Niki Lauda ist für mich eine Persönlichkeit und Leitfigur, wie sie mir und meinen Freunden heute oft leider im öffentlichen Leben fehlt.
Niki Laudas Lebensgeschichte ist unglaublich und bietet sicher viel mehr Stoff, als es der Film „RUSH – Alles für den Sieg“ aus dem Jahr 2013 abbilden kann. Aber RUSH half mir, Niki Lauda besser zu verstehen. Es brachte mir den unglaublichen Willen eines dreimaligen F1-Weltmeisters näher. Ein scheinbar so furchtloser und mutiger Mensch, der sein PS-Monster an die physikalischen Grenzen brachte in einer Zeit, als der Tod bei jedem Kilometer Beifahrer in einem F1-Rennwagen war.
Ich glaube, sein Wille zur perfekten Analyse hing damit zusammen, dass seinem intelligenten Geist das Risiko zu verunglücken, stets sehr bewusst war, er es aber mit dem Verstand maximal reduzieren wollte. Das Risiko bewältigen, statt es zu verdrängen. Er setzte sich von Anfang an gegen Widerstände durch. Er lebte seine Leidenschaft Rennsport nach seinen eigenen, unglaublich hohen Ansprüchen an sich selbst und auch an andere aus.
Es ist allgemein bekannt, wie Niki Lauda dem Tod bei dem Feuer-Crash 1976 auf dem Nürburgring von der Schippe sprang und nur 42! Tage später wieder im F1-Rennwagen saß. Das allein macht ihn unsterblich. Lauda hat sich nach seinem erfolgreichen Berufsleben nicht wie andere zurückgezogen, sondern vermittelte sein Wissen und seine Erfahrung seinem Rennteam – und der nächsten und übernächsten Generation. So konnten viele Sportler von ihm lernen und von seinem Erfahrungsschatz profitieren. Er war kritisch gegenüber Blendern und unnötigem Brimborium. Ich glaube, Niki Lauda war sich bis zuletzt selbst treu.
Geholfen hat ihm dabei womöglich auch sein österreichischer Humor, dem ich erlegen bin. Niki Laudas Zitate waren einmalig. Ich liebe sie. Deshalb möchte ich damit enden.
„Es ist nicht einfach perfekt zu sein, aber irgendeiner muss es sein.“
„Ich kann nicht sagen was ein Freund ist. Ich weiß nur eins: oben hat man viele, in der Mitte wenige und unten – keine.“
„Der Mensch würde alles zugeben – nur nicht, dass er ein schlechter Autofahrer ist.“
R.I.P. Niki Lauda 1949-2019