Firmenich ist einer der großen europäischen Anbieter für Aromen und Duftstoffe. - Parfümflakons (Foto: Reuters)
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Milliardenfusion: Neuer Chemieriese greift Evonik und Symrise an

Zwei Schwergewichte schließen sich zu einem Anbieter mit 11,5 Milliarden Euro Umsatz zusammen. In dem Geschäft sind besonders deutsche Konzerne stark.

Düsseldorf. In der europäischen Spezialchemiebranche kommt es zu einem neuen milliardenschweren Zusammenschluss. Die niederländische DSM und die Schweizer Firmenich-Gruppe haben sich auf eine Fusion geeinigt, wie die Unternehmen am Dienstagmorgen mitteilten. Der neue Konzern mit dem Namen DSM-Firmenich kommt auf einen Umsatz von 11,5 Milliarden Euro.

Damit schließen sich zwei Schwergewichte der europäischen Chemiebranche zusammen. Es entsteht ein fokussierter Hersteller von Inhaltsstoffen für Parfüms, Nahrungsmittel, Gesundheit und Tierernährung – ein Unternehmen, das voll auf die Zulieferung und Produktentwicklung für die wachstumsstarke Konsumgüter- und Gesundheitsbranche ausgerichtet ist.

DSM-Firmenich geht das Projekt als Fusion unter Gleichen an und plant mit einem doppelten Firmensitz in Maastricht und im Schweizer Kaiseraugst. Der Zusammenschluss erfolgt über einen Aktientausch in neue DSM-Firmenich-Anteile. Danach werden die bisherigen DSM-Aktionäre mit 65 Prozent die Mehrheit am neuen Unternehmen halten. Die DSM-Aktie stieg am Dienstagmorgen um mehr als 9 Prozent.

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Firmenich ist einer der großen Anbieter für Aromen und Duftstoffe, wie sie etwa in Parfüms verwendet werden. DSM hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker zu einem Hersteller für Inhaltsstoffe für Nahrungsmittel und Gesundheitsprodukte entwickelt.

Im Zuge der Fusion trennt sich DSM von seiner Kunststoffsparte, die für 3,7 Milliarden Euro an ein Joint Venture des deutschen Chemiekonzerns Lanxess und des Finanzinvestors Advent geht.

Die Geschäftsbereiche von DSM und Firmenich sollen nun unter einem Dach weiterentwickelt werden. Die Hersteller sind mittlerweile nicht allein reine Molekül-Zulieferer für die Konsumgüter- und Pharmahersteller. Die Spezialchemiefirmen verstehen sich als deren Entwicklungspartner bei der Schaffung neuer Produkte, etwa gesundheitsfördernden Lebensmitteln, neuartiger Tiernahrung und innovativer Kosmetik.

Neuer Wettbewerber für Symrise und Evonik

In diesem Geschäft sind auch mehrere deutsche Chemiefirmen stark, für die durch die niederländisch-schweizerische Großfusion ein neuer, mächtiger Konkurrent entsteht. Das gilt vor allem für den Dax-Konzern Symrise, der Duft- und Geschmacksstoffe sowie kosmetische Grund- und Wirkstoffe herstellt. In Finanzkreisen heißt es, DSM sei zunächst auch an einem Zusammenschluss mit Symrise interessiert gewesen.

DSM-Firmenich wird auch für Evonik zu einem starken Wettbewerber. Der Essener Chemiekonzern fokussiert sein Portfolio derzeit auf mehrere Spezialsegmente. Eines davon ist „Nutrition & Care“, also die Produktion von Inhaltsstoffen für Ernährung, Kosmetik, Pharma und Tiernahrung.

Evonik stand vor einigen Jahren selbst kurz vor einem Zusammenschluss mit DSM. Das Projekt scheiterte letztlich aber unter anderem an der Frage des Konzernsitzes, wie es in Branchenkreisen heißt.

Sie soll gemeinsam mit Dimitri de Vreeze als Co-CEO den neuen Konzern DSM-Firmenich leiten. - DSM-Co-Chefin Geraldine Matchett (Foto: Bloomberg)
Sie soll gemeinsam mit Dimitri de Vreeze als Co-CEO den neuen Konzern DSM-Firmenich leiten. - DSM-Co-Chefin Geraldine Matchett (Foto: Bloomberg)

Nun ist DSM auf der Suche nach einem Fusionspartner in der Schweiz fündig geworden. Firmenich gilt als weltweite Nummer zwei bei Aroma- und Duftstoffen. Die Firma ist bisher komplett im Besitz der Familie Firmenich, deren Vertreter Patrick Firmenich dem Verwaltungsrat vorsitzt.

Auch die neue DSM-Firmenich-Gruppe wird nach dem Schweizer Modell eines steuernden Verwaltungsrates mit einer operativ verantwortlichen Geschäftsführung geführt werden. Dort werden die Niederländer die entscheidenden Positionen besetzen. Verwaltungsratschef wird der bisherige DSM-Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Leysen, sein Stellvertreter wird Patrick Firmenich. Als CEOs werden die beiden DSM-Vorstandsvorsitzenden Geraldine Matchett and Dimitri de Vreeze eingesetzt.

DSM-Firmenich erwartet von den konsum- und pharmanahen Geschäften mittelfristig ein Umsatzwachstum von fünf bis sieben Prozent pro Jahr bei einer Gewinnspanne von mehr als zwanzig Prozent. Die Synergien durch den Zusammenschluss beziffern die Firmen auf 350 Millionen Euro jährlich, dies soll im Jahre 2026 erreicht werden.

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