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Mit einem Wisch: Nachhaltigkeit im Alltagscheck

Das Putzen ist für viele Menschen unbedeutend, weil es für sie in die Kategorie von Nichtereignissen gehört, die für Gedankenlosigkeit und Zeitverlust stehen.

Doch eine solch banale und sich wiederholende Tätigkeit macht Nachhaltigkeit auch greifbar.

Die großen Fragen erscheinen hier plötzlich auf kleinstem Raum: Sind Putzlappen oder Schwämme beispielsweise nachhaltiger als Küchenrollen? Beides hat Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass sich Folgeschäden minimieren lassen und möglichst nachhaltige Produkte genutzt werden.

Putzlappen können mehrfach genutzt und gewaschen werden. Häufig sind Mikro- oder Schwammtücher allerdings aus Kunststoff hergestellt, deren Produktion Erdöl und Strom verbraucht. Im Alltag setzen sie in Spüle und Waschmaschine Mikroplastik frei. Lappen sollten jedoch frei sein von Mikroplastik. Es gibt inzwischen eine Vielzahl von umweltschonenden Produkten: Living Crafts Spültücher bestehen beispielsweise aus 100 % Bio-Baumwolle und sind besonders weich und durch die Herstellung auch gut für die Umwelt (Quelle: memolife). Im konventionellen Anbau werden umweltbelastende Kunstdünger und Pestizide eingesetzt. Das ist in der Bio-Landwirtschaft tabu, weshalb Bio-Baumwolle klar die bessere Wahl ist.

Empfehlenswert sind auch Schwammtücher aus natürlichen Rohstoffen (100 % verrottbar nach EMPA-Test). Die vom Öko-Pionier memo nach dem Vorbild der Natur entwickelten Schwammtücher werden aus natürlichen Rohstoffen wie Zellulose, Baumwollfasern und Glaubersalz hergestellt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Produkten haben sie kein Synthetikgitter und kommen ohne künstliche Feuchtmacher aus. Die veganen Schwammtücher können in der Waschmaschine gewaschen werden (bis 60 °C) und sind so mehrfach verwendbar.

Der Luffa-Naturschwamm eignet sich als Putzhilfe in Küche und Bad sowie dem kosmetischen Bereich. Gewonnen wird er aus Kürbisgewächsen und ist eine natürliche Alternative zu Kunstschwämmen.

Auch Spülschwämme sind inzwischen komplett aus recycelten Materialien erhältlich. So besteht die saugstarke Seite zu 100 % aus Postconsumer-Schaumstoff, der aus alten Sofas und Möbeln gewonnen wurde, und die extra feste Scheuerseite wurde aus recycelten PET-Flaschen gefertigt. Mit ihm lassen sich auch hartnäckiger Schmutz und Angebranntes problemlos entfernen.

Zu den Nachteilen gehört, dass ein Küchenschwamm bis zu 362 verschiedene Bakterien-Arten auf sich trägt. Eine Studie der Uni Furtwangen der Uni Gießen entdeckte in gebrauchten Küchenschwämmen 362 verschiedene Bakterien-Arten, die Hälfte gehören zu den potenziell gesundheitsgefährdenden. Durch Erhitzen der Schwämme mit heißem Wasser oder in einer Mikrowelle nahm der Anteil gesundheitsschädlicher Bakterien sogar noch zu.

Küchenrollen werden aus Zellstoff gefertigt (und dieser wiederum aus Baumfasern). Das Holz wird dafür aus Skandinavien sowie aus Entwicklungs- und Schwellenländern importiert (etwa 80 Prozent). Die Lieferkette ist also sehr lang. Damit das Papier weich wird, müssen kurze Fasern beigemischt werden (u.a. von Eukalyptusbäumen von brasilianischen Plantagen). Bei der Herstellung der Rollen werden die Fasern erhitzt und mit Wasser verdünnt (ca. 50 Liter für ein Kilo Papier). Der entstehende hauchdünne Film wird zu einer Papierlage getrocknet. Danach werden die Rollen in Folie abgepackt. Ein weiterer Nachteil: Bei Kunden landet das Produkt nach einmaliger Benutzung schnell im Müll.

Empfehlenswert sind Recycling-Küchenrollen, die bis zu zwei Drittel Energie und Wasser einsparen. Zudem schonen sie wertvolle Ressourcen, da sie zu 100 % aus Recyclingpapier hergestellt werden und tragen zur Verminderung des Abfallaufkommens bei. Für die Herstellung muss kein Baum gefällt werden. Der Wasserverbrauch und die Abwasserbelastung bei der Produktion sind niedriger als bei der Herstellung von Frischfaserpapier. Vor allem sollte auf das Umweltzeichen „Blauen Engel“ geachtet werden.

Weiterführende Informationen:

Kein Schaum: Wie die Welt im Kleinen nachhaltig sauber wird

Rolf-Herbert Peters: Putzlappen oder Küchenrolle? In: stern (26.11.2020), S. 49.

Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Gut in Mode: Wissenswertes über nachhaltige Bekleidung und Textilien. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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