Mit einer Vier-Tage-Woche wird die deutsche Wirtschaft noch weiter zurückfallen
Immer mehr Menschen fordern eine 4-Tage-Woche, das Recht auf Homeoffice und eine bessere Work-Life-Balance … und das in Zeiten von Fachkräftemangel, einer in Schieflage geratenen deutschen Wirtschaft und der größten Herausforderung der Menschheitsgeschichte: dem Klimawandel.
Vorab: Ich bin grundsätzlich ein Freund von flexiblen Arbeitsmodellen, der Arbeitsmarkt sollte weitestgehend unreguliert mit Angebot und Nachfrage funktionieren. Aktuell haben wir zum Beispiel deutlich zu viel Nachfrage, und einige fordern schon eine Arbeitspflicht. Das Ziel muss also sein, durch verschiedene Arbeitsmodelle möglichst mehr Menschen für unsere Arbeitswelt zu begeistern.
Aber die 4-Tage-Woche als neues „Standardmodell“ vorzuschlagen ist ein Irrweg. Eingefordert wird dies und das Recht auf Homeoffice von einer kleinen glücklichen Elite, die am Notebook arbeiten kann. Für Pflegepersonal, Bäcker, Ärzte, Landwirte, Restaurants, Hotels und Co. ist Remote Work keine Option, und keiner kann „an vier Tagen die gleiche Arbeit erledigen wie an fünf“. Die Bedingungen für diese Berufsgruppen müssen besser werden, aber ob die 4-Tage-Woche hier der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln.
Deutschland braucht eine neue Arbeitsmoral und Pioniergeist
Was die sich über steigende Immobilienpreise und sinkende Rentenaussichten beschwerende Generation Z oft außer Acht lässt: Wir zehren noch immer von dem Wohlstand, den vorherige Generationen etwa mit der Autoindustrie für uns erwirtschaftet haben. Doch durch Mangel an Innovationsbereitschaft und eine träge Industriepolitik drohen wir diesen Wohlstand nun zu verlieren.
Neben neuen Arbeitsmodellen brauchen wir daher vor allem eine völlig neue Arbeitsmoral – Leute, die Drive haben, Dinge anpacken und auch mal länger im Büro bleiben oder am Wochenende die nächste Woche vorbereiten. Köpfe, die für eine große Vision brennen und damit den nächsten Weltmarktführer aus Deutschland heraus aufbauen.
Und wir brauchen politische Rahmenbedingungen, die dies ermöglichen. Wir sollten sicherstellen, dass führende Unternehmen nicht nur eine Chance haben, in Deutschland und Europa zu entstehen, sondern auch einen Anreiz, hierzubleiben. Der Inflation Reduction Act der USA ist hier ein sehr gutes Beispiel. Was ist unsere europäische Antwort?
Ich bereue keine meiner langen Nächte im BüroFrank Thelen
Ich komme aus relativ einfachen Verhältnissen, bin vom Gymnasium geflogen und habe mein Studium abgebrochen. Wenn ich damals den Karriereweg mit dem geringsten Widerstand gewählt hätte, könnte ich heute nicht mit Freigeist die nächste Generation „Macher“ finanziell unterstützen. Mein Vater hat 6 Tage pro Woche gearbeitet. Meine langjährigen Geschäftspartner Marc Sieberger, Alex Koch und ich waren viele Jahre bis 22 Uhr im Büro.
Mir ist klar, dies ist nicht der richtige Weg für alle. Nicht jeder hat die Möglichkeit, seiner Passion nachzugehen, und es gibt auch Leute, die weniger arbeiten wollen, und das ist okay. Aber bitte lasst uns diese Haltung nicht als neuen Standard etablieren.
Wir sollten stattdessen unseren Pioniergeist wiederbeleben, Heureka-Momente erleben, und wir sollten es feiern, wenn jemand am Wochenende an unserem zukünftigen Wohlstand arbeitet.
Hier sind auch unsere Medien gefragt: Auch wenn negative Headlines sich besser verkaufen und die 4-Tage-Woche gerade ein beliebtes Thema ist, wünsche ich mir mehr positive und wertschätzende Berichterstattungen über die Menschen in unserem Land, die wirklich etwas bewegen wollen und große Visionen verfolgen. Wie ein Daniel Wiegand von Lilium oder eine Heike Freund von Marvel Fusion.
Lasst uns gemeinsam anpacken und neue Innovationen im eigenen Land aufbauen, die uns zu einem nachhaltigen Leben verhelfen und gleichzeitig unsere Wirtschaft stärken und unser Land zukunftssicher machen können. Ich persönlich werde auch zukünftig lieber mehr als weniger arbeiten.
Wie seht ihr das? Ich freue mich auf den Austausch in den Kommentaren!