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Modell und Wirkweise der Klimawährung ECO

Die Klimakrise gehört weltweit zu den größten Herausforderungen und kann nicht mit Einzelmaßnahmen und -regelungen bekämpft werden. Vielmehr braucht es „einen skalierbaren Handlungsrahmen, der es uns erlaubt, auf ökologische Herausforderungen zügig und angemessen zu reagieren“, sagen Angela und Jens Hanson. Bislang werden meistens nur die Symptome bekämpft, „statt ‚out of the box‘ zu denken und sinnvollerweise die Ursachen zweckentsprechend zu beseitigen, indem wir das tradierte System ersetzen.“ Als im Jahr 2020 der Klimawandel vor allem durch die Fridays-for-Future-Bewegung besondere Aufmerksamkeit erlangte, und der Begriff „1,5 Grad“ zum Synonym des Klimawandels wurde, war der Auslöser für ihre Frage, warum durch die Politik nicht einfach das Naheliegendste umgesetzt wird. Mit dieser Überzeugung entwickelten sie ein System, das die schnelle, effektive und gerechte Kontingentierung des noch verbleibenden Gesamtemissionsbudgets ermöglicht. Der Markt bietet die liberale Plattform, mit Hilfe derer sich Kontingente frei handeln lassen. Aus einer anfänglichen Idee reifte ein nachhaltiges Konzept heran: das „Alternative Klimakonzept“, ein System zur Kontingentierung, Bepreisung und Abrechnung von Klimagasen. Sie gründeten auch die NGO SaveClimate.Earth, eine Organisation für nachhaltige Ökonomie.

Seit 2021 ist Angela Hanson auch von der Europäischen Union als EU-Klimapakt-Botschafterin zertifiziert. Jens Hanson ist seit 20 Jahren als Systemingenieur bei der Deutschen Flugsicherung beschäftigt. Er hinterfragt Konventionen und überlegt sich abstrakte Lösungsansätze, um lange eingefahrene Systeme gerechter und effizienter zu gestalten. So reifte auch die Idee, dass es eine zusätzliche Ressourcenwährung für Kohlenstoff und seine Äquivalente braucht. Neu ist diese Idee allerdings nicht: Erste Überlegungen für ein individuelles CO2-Budget gab es bereits in den 90er-Jahren: Im Vereinigten Königreich wurde die Einführung einer CO2-Kreditkarte in den 2000er-Jahren sogar politisch diskutiert. Doch die Umsetzung scheiterte an zu vielen Fragen, und die Idee wurde nicht weiter verfolgt.

Die neue Klimawährung ECO (Earth Carbon Obligation) beschreibt eine rein marktwirtschaftliche Lösung der Klimakrise, statt auf ökologische Planwirtschaft zu setzen und stellt eine funktionierende Alternative zur CO2-Steuer und dem Europäischen Emissionszertifikatehandel dar: Es ist ein übergeordnet wirkendes System, das sich auf alle Teilbereiche auswirkt und sogar die Entwicklung nachhaltiger städtischer Infrastrukturen beschleunigen kann (SDG 11). Durch marktwirtschaftliche Mechanismen kommen automatisch die Methoden bzw. Technologien zur Anwendung, die mit dem geringsten Aufwand und am kostengünstigsten dazu in der Lage sind, die bestmögliche Emissionsreduktion zu bewirken. Dadurch entstehen auch deutlich schneller klimafreundliche Mobilitätsalternativen als durch eine CO2-Bepreisung, die einkommensschwächere Haushalte finanziell überproportional belastet.

Bei einer Einführung könnten alle Produkte und Dienstleistungen mit einem separaten Emissionspreisschild versehen werden, sodass der menschliche Konsum einen realistischen und transparenten Klimapreis erhält. Gemeinsam mit handelbaren persönlichen Emissionsbudgets (ökologisches Grundeinkommen) für alle bewirkt der ECO den dringlichen Transformationsdruck auf die Industrie und deren Herstellungsprozesse. „Die Industrie produziert nun einmal nur entsprechend unserer Nachfrage. Die daraus resultierenden ökologischen Umweltkosten werden aktuell allerdings externalisiert. Denn sie werden kaum von den Verursachern getragen, sondern im Wesentlichen von der gesamten Gesellschaft und im Besonderen von künftigen Generationen“, bemerken Angela Hanson und Jens Hanson. Das Modell besteht aus einem CO2e-Bepreisungs- und Abrechnungssystem, das ohne Besteuerung und Zertifikatehandel für die Industrie auskommt und auf dem Prinzip persönlicher, handelbarer Emissionskontingente basiert.

So kann jeder selbst entscheiden, wie und ob er Klimaschutz ins eigene Leben integriert. „Dieses Modell definiert die erforderlichen ökologischen Leitplanken, innerhalb derer jeder Bürger autonom über seinen Konsum entscheiden kann. Es ist ein Instrument der Freiheit innerhalb klar gesteckter Grenzen für alle.“, so Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Umweltwissenschaftler, Politiker, Ehrenpräsident des Club of Rome und des World Future Council. Zum Thema haben Angela und Jens Hanson auch ein Buch veröffentlicht. Es enthält bewusst keine Zahlen und Daten zu Klimafakten: „Denn zum einen sind deren numerische Dimensionen in globalen Ausmaßen für die meisten Menschen kaum fassbar. Eine gigantische Zahl wirkt astronomischer und bedrohlicher als die nächste. Zum anderen überlassen wir deren Interpretation zum Zustand der Erde lieber den Fachleuten, die weit mehr davon verstehen und die meteorologischen Zusammenhänge kompetenter vermitteln können.“ Beide beschränken sich ausschließlich auf die Beschreibung eines Alternativen Klimakonzeptes, „welches das Potential hat, zum Masterplan für einen Systemwechsel in der Klimapolitik zu werden.“

Um dieses Konzept vielen Menschen näher zu bringen, gründeten sie 2020 die gemeinnützige NGO SaveClimate.Earth - Organisation für nachhaltige Ökonomie, die einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Natur und ihren begrenzten Ressourcen ermöglichen möchte. Es wird das Ziel verfolgt, einen grundlegenden Systemwechsel in der Klimapolitik zu bewirken. Dazu wurde das Prinzip des Personal Carbon Tradings weiterentwickelt und so konzipiert, dass es initial innerhalb der EU, und einer „Allianz der Willigen“, eingeführt werden kann.

  • Aufklärung darüber, wie eine deutliche Veränderung unseres Konsumverhaltens hin zu klimafreundlicheren Produkten umgesetzt und wie eine effektivere und sozial-gerechtere Emissionsreduktion aussehen könnte

  • Stärkung des Gefühls der Handlungsdringlichkeit

  • Erweiterung des Bewusstseins und Verständnis zur Bewältigung der Klimakrise

  • Förderung nachhaltiger Lebens- und Geschäftsmodelle

  • Anstoß einer öffentlichen und politischen Diskussion über alternative Lösungsansätze: Vermittlung, dass jeder von uns zu einem entscheidenden Teil der Lösung werden kann und das Erreichen des Klimaziels in greifbare Nähe rückt.

  • Berücksichtigung von Zielkonflikten divergierender Interessen

  • Aktives Engagement im Handlungsfeld „Politische Unterstützung“

  • Einsatz für die Verwirklichung der SDG-Ziele 10 (weniger Ungleichheiten), 12 (Nachhaltiger Konsum und Produktion) und 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz).

  • Angela Hanson, Jens Hanson: Exit-Strategie Klimawährung ECO. Mit persönlichen Emissionsbudgets das Klimaziel erreichen. oekom Verlag, München 2024.

  • Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

  • Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. SpringerGabler Verlag. Heidelberg, Berlin 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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