Unternehmen können beeinflussen, wie zufrieden und widerstandsfähig Mitarbeitende sind.

Mühsam und bürokratisch? Wer gesunde und leistungsfähige Mitarbeitende will, sollte dieses Gesetz ernst nehmen

Wer den Umgang mit psychischen Belastungen in seinem Unternehmen als eine lästige Pflichtübung betrachtet, riskiert den Verlust von Fachkräften und wirtschaftlichem Erfolg.

Beim Thema Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (kurz: psychische Gefährdungsbeurteilung) verdrehen viele erst mal die Augen. Doch was ist das eigentlich? Ein bürokratischer Klotz am Bein, gesetzlich vorgeschrieben, mühsam umzusetzen? Klar, könnte man so sehen.

Was sie auch sein kann: eine Chance, um ein Umfeld zu gestalten, in dem alle langfristig zufrieden, produktiv und gesund arbeiten können.

Die Zahlen sprechen für sich: Laut dem Fehlzeitenreport der AOK sind Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen seit 2012 um 48 % gestiegen. Unternehmen stehen damit vor gewaltigen Herausforderungen. Neben dem eh schon bestehenden Fachkräftemangel birgt der Verlust von wertvollem Wissen, wenn erschöpfte Mitarbeitende langfristig ausfallen oder kündigen, eine riesige Gefahr.

Dabei bleibt oft unberücksichtigt: Führung und Unternehmenskultur spielen eine zentrale Rolle bei der Bindung und Zufriedenheit der Mitarbeitenden und damit auch bei dem Thema ganzheitliche Gesundheit.

Der Gesetzgeber schreibt Gefährdungsbeurteilungen ab einem Mitarbeitenden gesetzlich vor. Zunehmende Kontrollen wurden angesichts der Brisanz des Themas angekündigt. Doch immer noch führen nur wenige Unternehmen die psychische Gefährdungsbeurteilung tatsächlich durch. Dabei bietet sie ein enormes Potenzial, Arbeitszufriedenheit und Produktivität zu steigern und ungesunden Arbeitsbedingungen aktiv entgegenzuwirken.

Eine echte Chance für Unternehmen, um zu verhindern, dass Fachkräfte weiter durch die „Hintertür“ das Unternehmen verlassen, weil sie sich einfach nur überfordert und ungehört fühlen.

Psychische Gefährdungsbeurteilung – was müssen wir denn jetzt tun?

Ein verbreitetes Missverständnis gilt es zu beseitigen: Die psychische Gefährdungsbeurteilung beurteilt nicht die Gesundheit Einzelner. Vielmehr geht es darum, anhand verschiedener Datenquellen zu beurteilen, inwiefern die jeweiligen Arbeitsbedingungen systematisch dazu beitragen, dass Über- oder Unterforderung entstehen und damit gesundheitsschädlicher Stress wahrscheinlich wird.

Entscheidend ist auch, nicht bei der Beurteilung stehen zu bleiben, sondern datengeleitet Maßnahmen abzuleiten, die tatsächlich Veränderung anregen.

Gezielt entwickelte Fragebögen, die mögliche Gefährdungen ganzheitlich erfassen, sind oft ein guter Auftakt für den Prozess. Von Interviews über Arbeitsplatzbeobachtung bis hin zu Workshops ist dann viel Spielraum für die weitere Umsetzung. Der Prozess kann je nach Branche unterschiedlich ausfallen – entscheidend für alle Branchen sind professionelle Begleitung, Transparenz und die Chance zur aktiven Teilhabe.

Vorgeschrieben ist außerdem eine umfassende Dokumentation. (Achtung: kleiner Werbeeinschub: Unseren Ansatz für eine erfolgreiche psychische Gefährdungsbeurteilung beleuchten wir in unserem Whitepaper (kostenlos verfügbar auf unserer Webseite).

Ein Schritt zur Transformation – und warum die Zeit drängt

Psychische Gefährdungsbeurteilungen können die Grundlage sein, um Führung und Unternehmenskultur neu zu denken. Sie bieten die Chance, Gefährdungen sichtbar zu machen, anhand der abgeleiteten Maßnahmen Ressourcen zu stärken und damit Produktivität und Motivation nachhaltig zu fördern.

Der Schlüssel liegt darin, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das nicht nur Belastungen reduziert, sondern auch Potenziale aufdeckt und langfristig gesündere, zufriedenere und engagierte Teams hervorbringt.

Die Frage ist also: Bleibt die psychische Gefährdungsbeurteilung ein „lästiges Muss“ – oder nutzen wir sie, um nachhaltig die Kultur, Bindung und den Zusammenhalt im Team zu stärken?

Lassen wir diese Chance nicht ungenutzt, denn Unternehmen, die jetzt in ihre Mitarbeitenden investieren, werden die sein, die in Zukunft nicht nur überleben, sondern über sich hinauswachsen.

Wie ist es in eurem Unternehmen? Wird ausreichend auf die psychische Gesundheit geachtet?

Lasse Rheingans schreibt über Kulturwandel, New Work, Digitalisierung, Wirtschaft & Management

20 Jahre Digitalbranche, Medienwissenschaftler (M.Sc.), Agentur-Gründer, Berater, Autor, Vortragsredner. CEO von Rheingans (https://rheingans.io). 5h Tag Innovator. Preisträger vom XING New Work Award, Chefsache Award, Preis der deutschen Personalwirtschaft, ….

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