Mütter im Arbeitsmarkt: Muss man sich im Lebenslauf für Kinder rechtfertigen?
Ein Blick auf die Realität im Bewerbungsprozess und warum sich Mütter nicht für ihre Kinder „entschuldigen“ müssen sollten.
Es ist kaum zu fassen, aber immer häufiger stoße ich in Lebensläufen von Bewerberinnen auf einen Zusatz unter den persönlichen Angaben, der für mich wirklich nachdenklich stimmt: „Zwei Kinder (beide gut betreut)“. In Klammern wird da schnell noch festgehalten, dass die Kinder „versorgt“ sind, als ob man sich im Vorfeld für die Tatsache entschuldigen müsste, Mutter zu sein.
Warum ist es überhaupt notwendig, so eine Information in den Lebenslauf aufzunehmen? Muss eine Frau wirklich schon vorab im Bewerbungsprozess beweisen, dass ihre Kinder gut betreut sind und sie darum voll arbeitsfähig ist? Das sind Fragen, die mich persönlich sehr beschäftigen, da ich selbst Mutter einer kleinen Tochter bin und diese Realität sehr gut nachvollziehen kann.
Was sagen wir damit über uns selbst?
Muss es wirklich so weit kommen, dass Frauen, um im Arbeitsmarkt akzeptiert zu werden, nicht nur ihre beruflichen Qualifikationen, sondern auch ihre Familienverhältnisse auf eine Art und Weise darlegen, die im Grunde einer Entschuldigung gleicht? Warum wird der Hinweis auf „gut betreute Kinder“ notwendig, um zu signalisieren, dass die Familie nicht zum beruflichen Hindernis wird?
Die Tatsache, dass Mütter heutzutage dazu gezwungen sind, diese Zusatzinformation in ihren Lebenslauf aufzunehmen, zeigt eine tiefe Verunsicherung und ein klares Unverständnis der Arbeitswelt gegenüber der Realität von Eltern. Mütter müssen sich nicht nur den typischen Vorurteilen stellen, sondern müssen sich in vielen Fällen auch dafür rechtfertigen, dass sie Kinder haben.
Die doppelte Belastung
Ich erlebe das immer wieder: Als Mutter hat man im Arbeitsmarkt mit einer doppelten Belastung zu kämpfen. Einerseits die Verantwortung für die Familie, andererseits die ständige Angst, im Beruf benachteiligt zu werden, weil man als Mutter „unzuverlässiger“ oder „weniger flexibel“ wahrgenommen wird. Diese Unsicherheit führe ich direkt darauf zurück, dass Mütter gezwungen sind, ihre Lebenssituation zu „erklären“ – manchmal sogar in den Lebenslauf zu packen – um möglichen Vorurteilen entgegenzuwirken.
Doch wo bleibt der Schritt hin zu einer Arbeitswelt, die die Gleichwertigkeit von Müttern und Vätern anerkennt? Warum müssen Mütter schon im Vorfeld beweisen, dass ihre Kinder versorgt sind, wenn das bei Vätern nie zur Sprache kommt? Warum fällt es uns als Gesellschaft so schwer, Mütter und ihre Arbeitskraft zu schätzen, ohne sofort nachzuhaken, wie viele Kinder sie haben und wie sie diese betreuen?
Ein persönlicher Blick auf die Realität
Als Mutter von einer kleinen Tochter kann ich diese Sorge nur allzu gut nachvollziehen. Auch ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, wie es sich anfühlt, die Bedenken über die eigene Arbeitsfähigkeit im Hinterkopf zu haben, nur weil man Kinder hat. Doch was mich wirklich enttäuscht, ist die Tatsache, dass diese Realität nicht nur auf individueller Ebene existiert, sondern oft auch von Unternehmen und Personalabteilungen unterstützt wird. Ich sehe es immer wieder in Bewerbungsprozessen: Frauen müssen sich ständig dafür rechtfertigen, dass sie Kinder haben, während Väter einfach als selbstverständlich arbeitsfähig wahrgenommen werden.
Ich frage mich: Wo sind wir eigentlich gelandet, wenn der Lebenslauf zur Bühne für eine Entschuldigung wird, weil eine Frau Mutter ist? Warum müssen Frauen sich noch immer in dieser Form positionieren, um „ernst genommen“ zu werden?
Mütter haben das Recht, sich nicht zu entschuldigen
Es muss endlich Schluss sein mit der Idee, dass Mütter sich für ihre Kinder rechtfertigen müssen. Frauen sind genauso leistungsfähig und zuverlässig wie jeder andere auch – und oft sogar noch effizienter, weil sie gelernt haben, zu organisieren und Prioritäten zu setzen. Wir sollten als Gesellschaft nicht länger zulassen, dass Mütter sich im Lebenslauf mit einem Zusatz wie „gut betreut“ entschuldigen müssen.
Es muss endlich Schluss sein mit der Idee, dass Mütter sich für ihre Kinder rechtfertigen müssen.Rebecca Hesselbach
Die Realität ist, dass der Arbeitsmarkt dringend eine Veränderung braucht. Mütter sollten nicht mehr in die Position kommen, sich für ihre Familienplanung zu rechtfertigen. Wer Kindern etwas beibringt, Verantwortung übernimmt und dabei in der Lage ist, beruflich erfolgreich zu sein, verdient Respekt und Anerkennung. Der Lebenslauf einer Mutter sollte genauso viele Chancen und Möglichkeiten bieten wie der eines Vaters oder eines kinderlosen Bewerbers.
Wir müssen uns wirklich fragen: Ist es nicht höchste Zeit, dass die Anforderungen und die Wertschätzung für die Arbeitskraft von Müttern endlich gleichwertig mit der von anderen werden – ohne dass sie sich dafür immer wieder rechtfertigen müssen?