Mader GmbH & Co. KG

Nachhaltiges Lieferantenmanagement: Weichenstellung für die Zukunft

Was Unternehmen tun können, um die Arbeitsbedingungen in den internationalen Beschaffungsmärkten zu verbessern.

Durch Information sowie durch unabhängige Auditierung ihrer Lieferanten sollte der hohe Qualitätsmaßstab von Unternehmen durch die Wertschöpfungskette getragen werden. Angestrebt werden sollte ein nachhaltiger Verbesserungsprozess, in dem die Lieferanten schrittweise qualifiziert werden – allerdings sind diese Maßnahmen nur dann wirksam, wenn die Lieferanten das Angebot als Baustein ihres eigenen Konzeptes betrachten. Mithilfe von Schulungen der Zulieferer (zum Beispiel Awareness-Rising-Workshops) und Einzelgesprächen können Probleme auf Seiten der Lieferanten wie mangelnde Lieferzeiten, spezifische Beschaffungsanforderungen und mangelndes Umweltbewusstsein schrittweise beseitigt werden. Zudem steigern die Lieferanten dadurch ihre Wettbewerbsposition gegenüber Abnehmern.

Durch die nachhaltigen Prozessoptimierungen auf Seiten der Lieferanten verbessern sich nicht nur die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer/innen in den Zulieferbetrieben, sondern es zeichnen sich durch die Optimierung von Produktionsabläufen und die damit verbundene Reduktion von Arbeitszeiten sowie durch sinkende Unfall- und Krankheitszahlen auch klare (Kosten-)Vorteile in der Zusammenarbeit ab. Die Durchsetzung und Anwendung der Sozial- und Umweltstandards sollten auf der Basis von Dialog, Konsens und Kooperation unter Respektierung der Eigenverantwortung des Lieferanten erfolgen und sich an den Verhältnissen orientieren, vor allem an den Interessen der Betroffenen und dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit einschließlich eines möglichst effizienten wirtschaftlichen Einsatzes der dafür aufzuwendenden Mittel.

Tipps für die Praxis

• Bereits mit der Bezeichnung des Ausschreibungsgegenstandes können Unternehmen auf Nachhaltigkeitsgesichtspunkte Bezug nehmen und ihre Bieter auf die Bedeutung dieser Eigenschaften für die Ausschreibung hinweisen.

• Die Lieferanten sollten einen „Code of Conduct“ unterzeichnen, der ethische und moralische Kriterien beinhaltet sowie die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards fordert. Dies sollte bei Durchführung der Lieferantenaudits überprüft werden.

• Die von mehreren Lieferanten angebotenen und produzierten Produkte sollten vorzugsweise von Lieferanten mit positiver Sozialauditierung bezogen werden.

• Die Sozialauditierung sollte Bestandteil der Kaufverträge des Unternehmens mit den Lieferanten sein.

• Die Schulung und Qualifizierung der Lieferanten sollte in Zusammenarbeit mit den CSR-Ansprechpartnern im jeweiligen Land sichergestellt werden.

• Die Dokumentation und Kontrolle der CSR-Arbeit in den Regionen sollte sichergestellt sein.

• Internationale Mitgliedschaften, Verbandsarbeit und Multistakeholder-Dialoge sollten wahrgenommen werden.

Lieferanten sind wichtige und strategisch entscheidende Partner für die Mader GmbH & Co. KG mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart, die zu den erfolgreichen mittelständischen Unternehmen in Baden-Württemberg gehört. Als derzeit einziges Unternehmen deutschlandweit deckt Mader mit seinem Leistungsspektrum die gesamte „Druckluftstrecke“, von der Erzeugung der Druckluft im Kompressor über deren Aufbereitung und Verteilung bis zur Druckluftanwendung, beispielsweise mit Pneumatik-Zylindern, ab. Die Bedarfe sollen auf strategische Partner gebündelt werden mit dem Ziel, langfristig zusammenzuarbeiten. Nur gemeinsam mit seinen Lieferanten ist das Unternehmen in der Lage, dynamisch und agil zu agieren, um auf dem Markt nachhaltig zu bestehen. Das zeigt sich auch, wenn es um die Umsetzung gemeinsamer Optimierungen und Innovationen geht. Die Basis für eine partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit bildet das gemeinsame Verständnis für Themen, die dem Partner wichtig sind. Deshalb wird erwartet, dass das Verhalten der Lieferanten dem Unternehmensanspruch an nachhaltiges Handeln entspricht. Der Dialog mit ihnen ist für das Unternehmen essentiell, um zuverlässige Beziehungen zu führen. Ein persönlicher Austausch wird durch Lieferantengespräche sichergestellt.

Bei der Neuauswahl der Lieferanten wird auf die Einhaltung der vom Unternehmen gesetzten Standards im Bereich Nachhaltigkeit geachtet. Bevorzugt werden Lieferanten, die qualitativ hochwertige Produkte anbieten, welche den Vorgaben des Unternehmens entsprechen, dabei wird auch auf Sozial- und Umweltverträglichkeit geachtet. Die relevanten Werte bzw. Grundsätze sind in den Lieferantenleitlinien dokumentiert. Von den Lieferanten wird erwartet, dass sie die in den Leitlinien vereinbarten ethischen Grundsätze, Menschenrechte und Umweltstandards einhalten.

Insgesamt hat das Unternehmen weltweit mehr als 290 Lieferanten, welche sich größtenteils in der Region befinden. Durch den hohen Anteil an lokalen Partnern profitiert das Unternehmen von kurzen Beschaffungswegen, zudem können die Transportkosten optimiert werden. Bestellungen bei einem Lieferanten werden gebündelt, um effiziente Transportwege sicherzustellen. So reduziert sich die Zahl der erforderlichen Fahrten der Spedition, was wiederum zu einer Senkung der CO2-Emissionen führt. Zudem ist durch die Verringerung der Paketanzahl der interne Wareneingangsprozess deutlich effizienter. Alle Lieferanten werden jährlich durch eine Lieferantenbewertung validiert. In die Bewertung fließen messbare harte Faktoren wie zum Beispiel Reklamationsquote, Termintreue und weiche Kriterien, wie beispielsweise Erreichbarkeit und Flexibilität ein. Eine Rolle spielt dabei auch die Zertifizierung des Lieferanten. Die Auseinandersetzung mit dem Druckluft- und Pneumatikspezialisten Mader ist hier deshalb von besonderer Relevanz, weil er selbst auch Lieferant ist und sich an solchen Beispielen die weltweiten Verflechtungen des Lieferantentenmanagements sehr gut darstellen lassen.

Den größten Auftrag seiner Unternehmensgeschichte stemmte die DMN Westinghouse, Hersteller von Schüttgut-Komponenten, auch dank verlässlicher Lieferanten wie Mader. Mehr als 700 Schüttgutweichen lieferte das Unternehmen, von seinem deutschen Standort in Altshausen aus, an den größten Farbenhersteller in Indien. Zwei neue Werke zur Farbenherstellung wurden in Indien mit den deutschen Qualitätsweichen bestückt – für die richtige Weichenstellung sorgen die integrierten Pneumatik-Zylinder des mittelständischen Unternehmens aus Baden-Württemberg.

Vielen ist nicht bewusst, dass Milchpulver, Kunststoffgranulat oder Tierfutter sehr wahrscheinlich Schüttgut zu irgendeiner Zeit im Verarbeitungsprozess auch eine Weiche der Marke DMN Westinghouse passiert. Die in der oberschwäbischen Gemeinde Altshausen produzierten Komponenten für die Schüttgutindustrie werden mit dem Anspruch „Spitzenqualität aus Deutschland“ hergestellt. Dieser Qualitätsanspruch wird auch in Indien geschätzt. 2017 setzte sich die Gesra Gerätebau GmbH, die seit 2002 hundertprozentige Tochter der niederländischen DMN Westinghouse ist und seither auch ihre Produkte unter der gleichnamigen Marke verkauft, in einem aufwändigen Vergabeverfahren gegen die Großen in der Branche durch. Das Unternehmen erhielt den Millionenauftrag für die Lieferung von Schüttgutweichen an den größten indischen Farbenhersteller.

„Eigens für den Indien-Auftrag haben wir einen ‚Battleroom‘ eingerichtet, in dem wir Weiche für Weiche geplant haben – denn selbst unser ERP-System war der Auftragslage kaum gewachsen“, sagt Claus Groner, Geschäftsführer der Gesra Gerätebau GmbH. Um die vereinbarten Liefertermine halten zu können musste das Unternehmen in Vorleistung zu gehen. „Ohne die Belegschaft, die im Zwei- und Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet hat, wäre der Auftrag nicht zu bewältigen gewesen.“ Dank seiner klaren Lieferantenpolitik konnte Groner auch auf deren Kooperation setzen: „Ich will Lieferanten, die uns auf Augenhöhe begegnen, bei denen wir nicht nur eine kleine Nummer sind und auf die wir uns verlassen können“, betont er. Dass die Pneumatik-Zylinder von Mader, die in den Schüttgutweichen für die richtige Schaltstellung der Weiche sorgen, in den Planungen keinen großen Raum einnahmen, ist für Groner ein gutes Zeichen: „Was die Zylinder von Mader betrifft, lief alles so, wie ich es mir vorstelle. Die Technik und Qualität passt, der Preis ist absolut wettbewerbsfähig und Mader ist ein Lieferant, auf den man sich jederzeit verlassen kann.“ Seit 2006 beliefert der Druckluft- und Pneumatikspezialist aus Leinfelden bei Stuttgart das Altshausener Unternehmen mit verschiedenen Pneumatik-Komponenten, seit 2014 auch mit Pneumatik-Zylindern.

Das zusätzliche Volumen durch den Indien-Auftrag konnte das mittelständische Unternehmen ohne Probleme umsetzen. „Wir haben uns komplett auf den Zeitplan von Gesra eingestellt und ein Pufferlager eingerichtet, um die Zylinder pünktlich zu den vereinbarten Zeiten ausliefern zu können“, sagt Jochen Zwicker, der bei Mader den Produktbereich Pneumatik leitet. Für den Indien-Auftrag lieferte das Unternehmen KDI-Zylinder nach ISO 15552 in verschiedenen Durchmessern von 100 bis 160 Millimeter mit Sonderhüben von 115 bis 200 Millimeter und die passenden Komponenten. „Mit dem KDI haben wir einen Zylinder im Programm, der sich aufgrund des reinigungsfreundlichen Designs mit glatten Konturen und reduzierten Vertiefungen perfekt für den Einsatz im Schüttgutbereich eignet. Zudem sind die Zylinder für ATEX-Bereiche zugelassen“, so Zwicker.

Claus Groner verweist darauf, dass sich DMN Westinghouse - anders als die Großen in der Branche, die Anlagen und Komplettsysteme für die Prozessindustrie liefern - auf die Entwicklung und Produktion von Schüttgut-Komponenten spezialisiert. Bei Gesra selbst liege der Fokus auf Schüttgutweichen in unterschiedlichsten Varianten. Er ist davon überzeugt, dass es erst die Spezialisierung erlaubt, „Produkte in höchster Qualität zu liefern.“ Die Kernkomponenten der Weichen werden selbst produziert: „Wir kaufen Guss ein, fräsen, drehen und montieren alles intern.“ Diese hohe Fertigungstiefe und der enge Kontakt zu den hauptsächlich regionalen Lieferanten sieht Groner als einen klaren Qualitätsvorteil. Nur so kann das Unternehmen auch Produktionszeiten für Weichen realisieren, die im Bedarfsfall bei sechs statt der marktüblichen zwölf Wochen liegen - frei nach dem von Groner vertretenen Motto: „Wir ändern nicht die Wünsche des Kunden, sondern stellen uns darauf ein.“

Vor der Auslieferung an den Kunden durchläuft jede Weiche einen 100-Prozent-Test. Verschiedene Leckagetests und Schaltoperationen sollen sicherstellen, dass die Weichen jederzeit zuverlässig funktionieren. Wie wichtig die Prüfung der Weichen ist, erläutert Groner an einem Beispiel: „Angenommen die Weiche in einem mit Milchpulver befüllten Silo fällt aus. Dann wird nicht nur die komplette Produktion lahmgelegt, aus Hygienegründen ist auch die komplette Charge verloren. Das verursacht dann schnell mal Kosten in zweistelliger Millionenhöhe.“ Dennoch gibt er augenzwinkernd zu: „Wir produzieren Weichen, kein Rocket Science.“ Was für ihn allerdings nicht heißt, dass die Weiche der Zukunft nicht intelligenter sein wird. „Gerade weil die Weiche ein so kritisches Bauteil ist, denken wir in viele Richtungen weiter: sei es an Energieeffizienz, präventive Instandhaltung, Verbesserung der Rückverfolgbarkeit von Bauteilen und die Verknüpfung mit intelligenter Sensorik.“ Hier soll auch Mader mit an Bord, denn: „Wir arbeiten selbst intensiv an intelligenten Lösungen, die die Transparenz und Energieeffizienz in der Pneumatik erhöhen. Mit unseren Erfahrungswerten werden wir DMN Westinghouse aktiv bei einer Lösungsfindung unterstützen.“

Ich danke Ulrike Böhm von der Mader GmbH & Co. KG für die Unternehmensbeispiele und das Fotomaterial.

Weiterführende Informationen:

  • Zum Thema „Lieferanten-Management“: Mader Nachhaltigkeitsbericht 2015/16, S. 12-14.

  • Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Nachhaltige Beschaffung: Grundlagen – Management – Praxisbeispiele. Kindle Edition 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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