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Nachhaltiges Mobilitätsmanagement: Darauf sollten Unternehmen achten

Für die meisten Unternehmen ist nachhaltiges Handeln selbstverständlich, allerdings werden die Möglichkeiten im Bereich Mitarbeitermobilität und Geschäftsreisen häufig nicht optimal ausgeschöpft. Dabei steckt gerade in diesem Bereich ein enormes Potenzial für eine bessere ökologische Unternehmensbilanz.

Die Verkehrskonzepte der Zukunft – auch von Unternehmen – stehen künftig unter dem Motto „Teile und kombiniere!". Sie sind „multimodal", bestehen also nicht aus einer Einzellösung, sondern aus einem Ideenmix in einem ganzheitlichen Konzept. Um einen nachhaltigen Wirtschaftsverkehr zu erreichen, müssten Unternehmen und Kommunen kooperieren. „Ansetzen könnten Unternehmen beim Fuhrpark, Dienstfahrten und Dienstreisen, E-Mobilität und Logistik. Kommunen haben Steuerungsmöglichkeiten bei der Stellplatzsatzung, beim ÖPNV und beim Ausbau von Share-Systemen etwa für Autos und Fahrräder“, sagt Matthias Schäpers, Leiter der Bereiche Nachhaltigkeit und Wohngesundes Bauen bei KRIEGER + SCHRAMM.

Bei SMA wurde vor einigen Jahren festgestellt, dass die Mitarbeiter*innen durchschnittlich 24 Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt wohnen. Eine interne Arbeitsgruppe erarbeitete deshalb ein Konzept für nachhaltigere Mobilität, zu dem folgende Aspekte gehörten: ein ganzheitliches Fahrradkonzept, eine Mitfahrbörse, Jobtickets, der Aufbau von Ladestationen für E-Mobilität und die Nutzung der Unternehmensflotte im Car-Sharing-Modell auch für Mitarbeiter*innen und Anwohner*innen. „Wenn viele Mitarbeiter*innen mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, muss das Unternehmen weniger Parkplätze bereitstellen, die Mitarbeiter*innen selbst sparen Fahrtkosten, tun etwas für ihre Gesundheit - alle gemeinsam leisten einen Beitrag für die Umwelt“, sagt Schäpers.

Beim Fahrradfahren wünscht er sich noch ein stärkeres Engagement der Unternehmen, denn hier lassen sich effektiv und bei guten Rahmenbedingungen seitens der Firmen viele gefahrene Kilometer und somit viele Tonnen CO2 einsparen. Auch Logistikstationen für die letzte Meile und eine Anbindung mit Lastenfahrrädern könnten nach Schäpers ein wichtiger Zukunftsansatz für Unternehmen sein. „Gerade bei der Mobilität gibt es viele Gewohnheiten, das kann man nicht einfach verändern. Aber es wird einfacher, wenn man es ökonomisch darstellt.“

Dass es auch anders geht, zeigt das Engagement vieler Unternehmen, das dazu beitragen soll, klimabedingte Kosten zu senken und Risiken für die Wertschöpfungskette zu reduzieren. Bei der memo AG, die am Unternehmensstandort Greußenheim relativ ländlich liegt und schlecht mit dem öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen ist, werden Mitarbeitende durch verschiedene Maßnahmen zu nachhaltiger Mobilität motiviert: Wer zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Bus oder mit einer Fahrgemeinschaft zur Arbeit kommt, wird über ein internes Tool erfasst. Diejenigen mit den meisten Einträgen pro Verkehrsmittel werden regelmäßig belohnt. Um Fahrgemeinschaften zur fördern, analysiert die Personalabteilung regelmäßig die Arbeitswege und unterstützt die Mitarbeitenden dann bei der Koordination derartiger Gemeinschaften.

Als Geschäftskunde der Deutschen Bahn wird durch den Einsatz von 100 % Ökostrom auch hier klimaneutral gereist. Alle Mitarbeiter, die regelmäßig geschäftlich unterwegs sind, erhalten vom Unternehmen eine BahnCard. Innerhalb Deutschlands wird grundsätzlich nicht geflogen, und auch bei Reisen in angrenzende Länder wird - wo sinnvoll und abhängig von der Zugverbindung - die Bahn gewählt. Zudem wurde ein Partnervertrag mit einem Autovermieter abgeschlossen, um Langstrecken mit der Bahn zu tätigen und anschließend bei Bedarf für die Weiterfahrt in ländliche Gegenden auf einen Mietwagen zu wechseln.

All das sind Einzelmaßnahmen – doch ihre Kommunikation kann dazu beitragen, das Thema greifbar zu machen und Impulse zu geben. Wichtig allerdings ist, all dies mit der jeweiligen Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens und anderen strategischen gesellschaftspolitischen Prozessen zu verknüpfen.

Architects for Future: Interview mit dem Nachhaltigkeitsexperten Matthias Schäpers.

Alexandra Hildebrandt und Claudia Silber: Mobilität und Logistik: Richtige Wege, die nicht aufs Abstellgleis führen. Amazon Media EU S.à r.l., Kindle Edition 2017.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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