Nachhaltigkeit braucht auch eine Ökonomie des Zuhörens
Hören macht die Welt zur Dreidimensionalität des Raumes und ist die Basis für Verstehen und Sprechen. Da das Gehör zum Aufbau und Festigen emotionaler Bindungen beiträgt, wird der Hörsinn, der sich beim Menschen als Erstes entwickelt, auch als sozialer Sinn bezeichnet. Zuhören bedeutet, von anderen zu lernen und sich vorbehaltlos auf sie einzulassen. Doch ein reines Ohr erfordert Feingefühl, Offenheit und ein tiefes Empfinden - eine Innigkeit, die aus der Seele geschöpft wird. Der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim bezeichnete Zuhören einmal als „Hören in Verbindung mit Denken und Konzentration“. Das bedeutet, sich nicht nur auf sich selbst einzulassen, sondern auf das, was zu hören und gedanklich nachzuvollziehen ist. Zuhören braucht das vorbehaltlose Einlassen auf Menschen und Momente.
Für den Psychologen und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun hat jede Nachricht vier Seiten – es liegt an uns, mit welchem Ohr wir sie hören (Sachohr, Selbstoffenbarungsohr, Beziehungsohr, Appellohr). Zahlreiche neurowissenschaftliche Studien belegen, dass wir in der Lage sind, rund 150 Worte in der Minute zu sprechen, aber mehr als 500 Worte hören können. Zur Nachhaltigkeit gehört auch die Ökonomie des Zuhörens. Dabei sollte idealerweise auch die entsprechende Schwingung des Gesprächspartners adäquat gespiegelt werden. Wer sich auf seine Tonalität einlassen kann, hört auch besser die Zwischentöne des Lebens.
Zuhören im Zeitalter der Hyperkommunikation
Zuhören ist eine Schlüsselkompetenz, die es wieder zu entdecken gilt. Dazu braucht es allerdings auch die richtigen Rahmenbedingungen. Unternehmen wie Häcker Küchen, für die nach eigenen Worten Nachhaltigkeit die "Grundlage" ihres Handelns ist, agieren entsprechend und integrieren das Thema auch in ihre Schulungsprogramme. Um den Küchenfachhandel zu stärken, lud das Unternehmen am 12. April zum Design & Trend Forum nach Rödinghausen ein. Gisela Rehm, die hier das Marketing und die Planungsabteilung leitet, plädierte in ihrem Vortrag für mehr Achtsamkeit, deren zentraler Punkt Gegenwärtigkeit durch Selbstbeobachtung ist und auf folgenden Grundlagen basiert: Beobachtung der Körperempfindungen, der Gefühle und Emotionen, der Gedanken und des Geisteszustandes. Mit dem Trainieren von Achtsamkeit und einfühlsamen Zuhören verändern wir auch unser Gehirn.
Sie regte deshalb an, auch Kundengespräche so zu gestalten, „dass sie dem jeweiligen Persönlichkeitstyp des Kunden entsprechen.“ Dabei verwies sie auf den visuellen, auditiven und kinästhetischen Menschentypus. Zudem stellte sie Beispiele vor, wie sämtliche Bereiche der auditiven Welt wie Geräusch, Klang, Musik und Dialog im Unternehmen genutzt werden, um den eigenen Produkten eine hörbare Wiederernennung zu geben. Es kommt jedoch noch etwas Wesentliches hinzu, denn Hören allein genügt nicht. Worauf es ankommt, ist das Motto: „Gehört, getan!“ Denn nur, wenn dem Gehörten Taten folgen, kann auch etwas nachhaltig verändert werden.
Weiterführende Informationen:
Museum der vergessenen Geräusche
Aus Tradition verantwortungsvoll. Nachhaltigkeitsbericht 2019/2020. Hg. von Häcker Küchen Rödinghausen 2019.
Wir machen Experten – So profitieren Kunden. In: WORK. kitchen. stories 16 (2019), S. 43.
Alexandra Hildebrandt: Manieren 21.0: Warum gutes Benehmen heute wieder salonfähig ist. Amazon Media EU S.à r.l. Kindle Edition 2017.