Je nach Expertise kann ein Nebenverdienst ganz unterschiedlich aussehen. - Unsplash Avel Chuklanov
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Nebenverdienst: Sieben Wege, mit Fachwissen neben dem Vollzeitjob zusätzliches Geld zu verdienen

Bei passivem Einkommen denken viele an ETFs und Aktien. Doch mit Fachwissen aus dem Job lässt sich auch nebenbei Geld verdienen – es braucht nur etwas mehr Herzblut.

Düsseldorf. Finanziell unabhängiger sein vom eigenen Arbeitgeber – das ist für viele ein kleiner Traum. Um neben dem Job noch etwas dazuzuverdienen, sind Aktiendepots oder ETFs beliebte Anlageformen. Der Gedanke: Einmal angelegt, wächst das eigene Investment idealerweise beständig mit den Jahren.

Doch oft lässt sich auch mit den eigenen Fähigkeiten aus dem Job nebenbei Geld verdienen. Dafür braucht es nur etwas mehr Kreativität und Zeit, aber im Gegenzug bieten eigene Projekte auch deutlich mehr Entfaltungsmöglichkeiten als das Investieren in einen Indexfond. Ob Social-Media-Marketing, Künstliche Intelligenz oder juristische Fragen: Spezialistenwissen ist in der Regel die Grundlage für viele Wege, mit denen sich ein zusätzliches Einkommen aufbauen lässt.

Eine Finanzexpertin und ein Finanzexperte geben sieben Tipps, wie sich Wissen aus dem Job clever in einige Hundert oder Tausend Euro im Monat verwandeln lässt.

Tipp 1 – Buch veröffentlichen als passives Einkommen

Marietta Babos weiß, wie man passives Einkommen generieren kann. Die Gründerin der österreichischen Finanzberatungsplattform „Damensache“, die sich speziell an Frauen richtet, hat es selbst ausprobiert: Sie hat all ihr Wissen aus der Finanzberatung in einem Buch zusammengefasst. Babos’ Rat: Das können auch andere.

Wichtig ist Fachwissen, sagt die Finanzexpertin, die früher zwölf Jahre lang bei der Unternehmensberatung Roland Berger gearbeitet hat. Babos denke zum Beispiel an Social-Media-Experten, die ihre Tipps und Tricks für einen erfolgreichen Internetauftritt zusammenschreiben.

„Für mein Buch ‚Geld ist Damensache‘ habe ich mir professionelle Unterstützung mit Lektorat und Grafiker geholt. Ich hatte einmal viel Aufwand – aber es hat sich gelohnt, das Buch verkauft sich super“, sagt Babos.

Am einfachsten ist es, das Buch selbst zu verlegen oder es über den Amazon-Service „Kindle Direct Publishing“ zu veröffentlichen. Dort ist auch die Marge für den Autor am größten, er bekommt zwischen 60 und 70 Prozent vom Verkaufspreis. Bei großen Verlagen dagegen bleiben bei einem Verkaufspreis von 20 Euro nur etwa 1,20 Euro für den Schreiber übrig. Außerdem müssen Autoren oft eine Mindestabnahme garantieren.

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Tipp 2 – Mit Webinaren online Geld verdienen

Wer nicht so gern schreibt, der kann auch mit Onlinekursen und Videotipps anfangen. „Es gibt Webinare, die nur aus einer Einheit von eineinhalb Stunden bestehen, man muss das technisch nicht super professionell machen“, erklärt Babos, die ebenfalls Kurse im Internet anbietet. Allerdings empfiehlt sich als Minimalausstattung ein externes Mikrofon und eine externe Webcam.

Wichtig hier: sich in die Zuhörerseite hineinversetzen. Nach jeder Lerneinheit gibt Babos deshalb ihren Zuhörerinnen die Chance, Fragen zu stellen.

Ob schriftlich oder mündlich, ob live oder aufgezeichnet – das eigene Wissen weiterzugeben und Geld dafür zu verlangen ist ein einfacher Weg für passives Einkommen. Für 60 bis 90 Minuten Seminar können Anfänger etwa 30 bis 40 Euro verlangen. Wer schon ein richtiges Kurskonzept mit Lerneinheiten, kleinen Tests und Workbooks erarbeitet hat, kann einen ganzen Kurs mit 30 bis 40 Lektionen à fünf Minuten auch für 100 bis 300 Euro anbieten.

Allerdings entstehen Kosten für das Hosting der Seminare. Google oder Skype bieten zwar kostenlose Lösungen – andere Anbieter verlangen Geld, wirken aber professioneller.

Die Basic-Version von Edudip beispielsweise kostet 99 Euro pro Jahr – mit bis zu 20 Teilnehmenden pro Webinar. Bei Go To kostet die günstigste Version 44 Euro im Monat für bis zu 250 User. Dazu kommt eine Provision an die Plattformen, im Basic-Tarif von Edudip bleiben zwischen 70 und 95 Prozent für den Urheber übrig.

Tipp 3 – Leistung an Start-ups verkaufen

Die Erfahrung aus dem Beruf können Arbeitnehmer nicht nur in Form von Lektionen weitergeben, sondern auch ganz konkret bezogen auf einzelne Fälle. Der gelernte Unternehmensberater Nico Hüsch hat sich früher selbst so etwas dazuverdient, bevor er sich selbstständig gemacht hat. „Ich bin auf die Idee gekommen, weil mich andere darauf angesprochen hatten“, sagt der Gründer der gleichnamigen Anlageberatung aus Hamburg.

Denn viele Start-ups und Existenzgründer brauchen Hilfe bei der Ausarbeitung ihrer Businesspläne oder bei der Beantragung von Gründerkrediten. Der Unternehmensberater kann zum Beispiel ein paar Werkstudierende anstellen und anlernen – aber von dem Verkauf der Leistung unter seiner Marke profitieren.

Webinar aufzeichnen. Für kleine Lehreinheiten im Internet braucht es kein professionelles Aufnahmestudio. - Unsplash Malte Helmhold
Webinar aufzeichnen. Für kleine Lehreinheiten im Internet braucht es kein professionelles Aufnahmestudio. - Unsplash Malte Helmhold

Eine andere Möglichkeit, die sich vor allem Softwareentwicklern und Expertinnen im IT-Bereich bietet, ist die Vergütung über kleinere Gesellschafteranteile. Gerade am Anfang hätten Start-ups oft noch nicht das Geld, um eine konkrete Dienstleistung, etwa die Programmierung einer App, nach Aufwand zu bezahlen, erklärt Hüsch.

Wenn der Programmierer offiziell an der Gründung des Start-ups beteiligt wird, besitzt er als Gesellschafter auch Anteile an der Firma. Sobald die Firma Gewinne macht, kann er passiv Einkommen aufbauen.

Tipp 4 – Design verkaufen als Nebenverdienst

Eine Designerin, die für eine Agentur Logos und Firmenunterlagen entwirft, hat sowohl Wissen über Farbenlehre als auch über relevante Design-Programme wie Adobe Illustrator, Indesign oder Photoshop.

Mit diesem Wissen kann sie in ihrer Freizeit mit derselben Software selbst Schmuck entwerfen, eine Produktion beauftragen und die einzelnen Schmuckstücke auf Instagram oder in einem kleinen Webshop verkaufen.

Anlageberater Nico Hüsch hat so eine Kundin. Bei ihr waren es Freundinnen, die sie auf den Schmuck, den sie zunächst nur selbst getragen hatte, ansprachen. „Wir sollten offen sein für Fragen aus dem Umfeld“, rät Nico Hüsch.

Tipp 5 – Affiliate Marketing betreiben

„Wenn man sich mit einem Thema gut auskennt und einen Blog dazu betreibt, kann man einzelne Beiträge mit sogenannten Affiliate-Links verknüpfen“, weiß Finanzexpertin Babos. Das sind Werbelinks, mit denen sich pro Klick Geld verdienen lässt.

Typisch seien Tipps für Produkte auf Amazon. Der Werber trifft eine Vereinbarung mit dem Verkäufer und bekommt für jedes über diesen Link verkaufte Produkt eine Provision. Die ist nicht hoch, aber auf Dauer zahlt sich das aus. Der Aufwand am Anfang sei überschaubar, so Babos, vor allem wenn man sein Wissen aus dem Job verwende.

Tipp 6 – Mit Fotolizenzen Geld verdienen

Es gibt auch Wege, Geld in der Freizeit zu verdienen und dabei Spaß zu haben. Wer zum Beispiel gern fotografiert oder das sogar beruflich gelernt hat, der kann die eigenen Bilder als Stock-Fotos auf Plattformen wie Unsplash, Shutterstock oder Adobe Stock hochladen.

Pro Foto gibt es im Schnitt nur 25 Cent. Aber auf Dauer kann sich das Modell rechnen. Wichtig: Sobald Personen involviert sind, braucht man immer deren Zustimmung, dass man das Bild veröffentlicht und kommerziell verwendet. Aber Foto-Profis wissen das ohnehin.

Tipp 7 – Musik lizensieren lassen

Nicht nur mit dem richtigen Auge, auch über das Ohr lässt sich Geld verdienen. Musikproduzentinnen wissen genau, welche Art von Musik sich gut anhört, was gerade gesucht wird und welche Tonlagen welche Stimmung vermitteln.

Wer ohnehin regelmäßig im Aufnahmestudio ist oder mit der eigenen Band probt, kann auch noch ein paar Sounds mehr aufnehmen und sie später auf Plattformen wie Premium Beat oder Artlist hochladen – und mit geltenden Lizenzen über Jahre Geld verdienen.

„Viele Firmen sind sich unsicher, welche Musik sie zum Beispiel für eigene Filme verwenden dürfen. Daher kaufen sie oft Musik oder Soundeffekte extra für diesen Zweck ein“, sagt Babos. Es hilft also, wenn man schon ein kleines Portfolio an Musik auf der eigenen Website oder beispielsweise auf Soundcloud vorstellen kann.

Passives Einkommen und Nebenverdienst: Was Sie rechtlich beachten müssen

In den meisten Jobs lässt sich nach Feierabend noch mehr Geld rausholen. Doch was ist arbeitsrechtlich überhaupt erlaubt? Schließlich lernen viele die Fähigkeiten erst durch die Arbeit in ihrer Firma.

Martin Pröpper, Anwalt für Arbeitsrecht in Köln, sagt: „Wenn im Arbeitsvertrag für eine Nebentätigkeit eine Erlaubnispflicht als Voraussetzung angegeben ist, muss der Arbeitnehmer das beim Arbeitgeber anmelden. Dann muss die Firma ihre Zustimmung für diese Nebentätigkeit erteilen.“

In der Regel werde diese Erlaubnis erteilt. „Voraussetzung ist aber, dass dadurch das Hauptarbeitsverhältnis nicht beeinträchtigt wird. Sprich: Sie dürfen nicht übermüdet zur Arbeit kommen oder die Hauptarbeit schleifen lassen.“ Wenn nichts dergleichen im Arbeitsvertrag steht, ist auch keine Anmeldung beim Arbeitgeber erforderlich.

Ein Grenzfall ist jedoch: Wenn durch die Nebentätigkeit eine Konkurrenz zum Arbeitgeber entsteht. Pröpper rät, direkt bei der Anmeldung beim Arbeitgeber mit ein paar Stichworten die Tätigkeit zu erklären. Zum Beispiel so: „Ich versichere, dass ich durch meine Tätigkeit nicht in einem Wettbewerb zu meiner Haupttätigkeit stehe.“ Manche große Arbeitgeber haben sogar eigene Formulare für diese Anmeldung.

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