Navigation überspringen
article cover
Pixabay

Neu bauen statt sanieren? Nicht resignieren!

Interview mit Dipl.-Ing. Matthias Krieger

Herr Krieger, welche Altersgruppen sind heute besonders „sanierungsaffin“?

Das sind vor allem Mid-Ager (35-50 Jahre), häufig in Erwerbssituation (Erben, Familiengründer, Immobilienkäufer), sowie die „Best Agers“ oder „Golden Oldies“ (60-70 Jahre), Hausbesitzer, die sanieren wollen und können, weil beispielsweise die Kinder ausgezogen sind, Kredite abbezahlt wurden und eine Sanierung zwanzig Jahre nach Ersterwerb wieder ansteht.

In Ihrem Ratgeber „Praxiswissen Eigentumswohnung“ schreiben Sie, dass die Sanierung eines Altbaus beziehungsweise einer Bestandsimmobilie ein großes Abenteuer „im negativen Sinn“ ist. Warum?

Eventuell anfallende Modernisierungskosten oder umfangreiche Sanierungen von Dach oder Heizungsanlage lassen die Rendite schnell schrumpfen oder führen im schlimmsten Fall dazu, dass der Besitzer kräftig zuschießen muss. Es gibt hier also keine Kosten-, Zeit- und Qualitätssicherheit. Hinzu kommt, dass es immer schwerer wird, gute Handwerker zu finden. Meistens gibt es mit ihnen Stress und Ärger. Wie will ein Laie die Qualität der Baumaßnahmen überwachen beziehungsweise kontrollieren?

Welche Rolle spielt der Kostenfaktor?

Viele Menschen berücksichtigen nicht, dass bei Sanierungen eine Reserve von mindestens zehn Prozent eingeplant werden sollte. Es ist wichtig, dass die eigenen finanziellen Mittel niemals vollständig aufgebraucht werden, denn solide Rücklagen schützen vor ungeplanten Ausgaben. Eine Altbau-Sanierung ist in der Regel teuer und nicht immer nachhaltig.

Ist es dann nicht generell besser, sich für das moderne Wohnen in einem Neubau zu entscheiden?

Auf jeden Fall kann hier auf den Charme poröser Abwasserleitungen oder verstopfter Abflusssysteme verzichtet werden. Auch fallen unvorhersehbare Kosten für Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten, ebenso der Austausch der Heizungsanlage oder die Erneuerung der Fenster. Ein weiterer großer Vorteil des Neubaus ist die energieeffiziente Bauweise. Dank neuester Technologien, guter Wärmedämmung und innovativer Baustoffe lassen sich starke Kosteneinsparungen erzielen. Die Energiekosten sind niedrig, und es gibt auch keine Kostenexplosionen. Sanierungen und Reparaturen fallen kurz- und mittelfristig weg, denn typische Hausbestandteile wie Fassade, Dach oder Installation halten rund vierzig Jahre. Die Wohnnebenkosten und die Instandhaltungsrücklage sind verhältnismäßig gering. Hinzu kommt eine fünfjährige Gewährleistungspflicht des Bauträgers.

Gibt es auch Nachteile gegenüber dem Altbau?

Das ist vor allem der deutlich höhere Preis. Dies liegt allerdings weniger an den hohen Neubaukosten, sondern vielmehr daran, wie teuer die Grundstücke mittlerweile geworden sind. Rechnet man jedoch die Sanierungskosten hinzu, die bei einem Altbaukauf definitiv anfallen, schneidet der Neubaukauf dennoch besser ab.

… auch in der Corona-Krise?

Ja, sie verstärkt sogar die Nachfrage nach Immobilieninvestments, denn Wohnungen sind nachhaltige Güter, die eine enorme Wertsteigerung erfahren.

Zur Person:

Matthias Krieger, 1962 in Mühlhausen in Thüringen geboren, gewann als Sportler in diversen Disziplinen vier Landesmeistertitel. Von 1984 bis 1989 studierte er Bauingenieurwesen in Weimar. Nach zwei Jahren als angestellter Diplomingenieur in Kassel gründete er 1992 das Bauunternehmen Krieger + Schramm. Seitdem ist er dort geschäftsführender Gesellschafter. Seine Erkenntnisse und Erfahrungen als Sportler, Gründer und Chef nutzt er als Hochschuldozent, Redner und Autor von Karrierebüchern wie „Die Lösung bist Du! Was uns wirklich voranbringt“ (BusinessVillage Verlag, 2011). Aktuelle Publikation: "Praxiswissen Eigentumswohnung: Was Sie vor dem Kauf einer Neubauwohnung wissen sollten" (BusinessVillage Verlag, 2020).

Kommentare

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

Artikelsammlung ansehen