Mader GmbH & Co. KG

Noch Luft nach oben: Warum Dienstleistungen nachhaltig sein sollten

Dienstleistungsarbeit in Deutschland

Die Studie „Unternehmenskonzentration und Lohnquote in Deutschland“ des Prognos-Instituts im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung ergab, dass die Beschäftigten der Dienstleistungsbranchen in Deutschland zwischen 2008 und 2016 rund elf Milliarden Euro mehr hätten verdienen können. Die Zunahme der Marktmacht (hier definiert als „Unternehmenskonzentration“) hochproduktiver „Superstar“-Firmen in digitalisierten Märkten wirkt sich dämpfend auf die Gehaltsentwicklung von Arbeitnehmern in Dienstleistungsbranchen aus. Mithilfe digitaler Technologie stellen sie ihre Produkte und Dienstleistungen mit vergleichsweise wenig Mitarbeitern her. So können sie ihre Unternehmensgewinne marktbeherrschend steigern. Folglich können die Löhne mit diesem Wachstum nicht Schritt halten. Andere, weniger produktive Unternehmen, geraten unter Druck und müssen (auch mit niedrigeren Löhnen) Kosten senken oder werden verdrängt.

Die Studie sollte auch im Kontext anderer Studien und Publikationen betrachtet werden, um ein Gesamtbild zu erhalten. So haben Philipp Staab und Friederike Bahl vor einigen Jahren für eine Studie des Hamburger Instituts für Sozialforschung Arbeitnehmer befragt, deren Einkommen nur wenig höher ist als das Arbeitslosengeld II. In Deutschland gehören zwölf Prozent der Arbeitnehmer zum sogenannten „Dienstleistungsproletariat“. In ihren empirischen Befragungen stehen bei Bahl neue "Lebensmodelle in der Dienstleistungsgesellschaft" im Fokus, bei denen die Einkommen kaum zum Überleben reichen. Sie verweist auf Beispiele aus den Bereichen Gebäudereinigung, Sicherheitsdienste, Altenpflege, Gesundheitswesen, Post- und Paketzustellung, Zeitungsvertrieb sowie Gastronomie.

Der politischen Strategie, der sich diese Verhältnisse verdanken, widmet sich das Buch "Macht und Herrschaft in der Servicewelt" von Philipp Staab: „Die Humanisierung des Arbeitslebens müsse demnach Ziel politischen Handelns sein, weil sie sich nicht automatisch aus der Automatisierung der Produktion ergeben.“ Beide Bücher zeigen, dass einfache Dienstleistungsarbeit heute unter einem massiven Rationalisierungsdruck steht. Wo die Rationalisierung durch Technik erfolgt (z.B. durch Selbstzahlkassen bei Ikea oder durch Selbstbedienungsautomaten) wird Arbeit, die früher Beschäftigte verrichteten, auf Maschinen oder Kunden übertragen und dadurch standardisiert. Ein wichtiges Postulat von Philipp Staab lautet: „Die Dienstleister sollen sich als ganze Personen in Beratung, Pflege oder Betreuung einbringen und machen sich dadurch auch persönlich verletzlich, da sie direkt dem Kunden gegenübertreten.“

Wo nachhaltige Dienstleistungen zu finden sind

Vor allem im deutschen Mittelstand finden sich viele Unternehmen, die auf Digitalisierung, Kundenkontakt, Service sowie kompetente und zufriedene Mitarbeiter setzen. Die Digitalisierung der Industrie birgt beispielsweise zahlreiche Chancen für den Bereich Druckluft. Hier besteht die Herausforderung darin, Dienstleistungen zu entwickeln, die Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit verbinden. So hat der schwäbische Druckluft- und Pneumatikspezialist Mader seinen Service digitalisiert. Auch für das Leckage-Management wurde eine digitale Anwendung entwickelt, die 2015 mit dem App-Award in der Kategorie Produktion ausgezeichnet wurde. Die Kunden erhalten eine wirtschaftliche und ökologische Bewertung für jede einzelne Leckage. Alle Informationen werden digital erfasst und sind live über das Leckage-Online-Portal oder per Leckage-App abrufbar. So haben sie jederzeit eine Übersicht darüber, wie viel Druckluft bzw. Energie durch jede einzelne Leckage verloren geht, aber auch über die CO2-Menge, die dadurch anfällt. Eine Priorisierung der Leckagen mit Hilfe eines leicht verständlichen „Ampel-Systems“ zeigt außerdem auf, an welcher Stelle schnell gehandelt werden müsse. Durch die Digitalisierung des Servicebereichs und Entwicklung der Leckage-App wird eine Effektivitäts- und Effizienzsteigerung der Prozesse erreicht.

Die Mader GmbH & Co KG ist in Leinfelden-Echterdingen ansässig. Zum Leistungsportfolio gehört neben einem umfangreichen Produktprogramm auch eine Reihe von Dienstleistungen - beispielsweise die Analyse, Auslegung, Planung und Installation von kompletten Druckluftanlagen sowie deren Inbetriebnahme, Wartung und Reparatur. Sämtliche vorgeschlagene Maßnahmen können auch durch eigene Fachkräfte umgesetzt werden. Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen bei der Beantragung von Fördermitteln und der Auswahl einer geeigneten Finanzierung. Zudem ist die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Kunden zum energieeffizienten Umgang mit Druckluft ein wichtiges Thema.

„Schaffe mehr Wert, als du abzapfst.“ Diese Empfehlung des Technologieberaters und Internetverlegers Tim O’Reilly ist im Buch von Tim Lebrecht „Business-Romantiker“ enthalten. Auch hier ist der Blick auf Produkte und Dienstleistungen gerichtet, „die sich nachhaltige Ökosysteme aufbauen sollen“. Es macht uns bewusst, dass es nicht nur darauf ankommt, was wir tun, sondern vor allem auch, wie wir etwas tun - und warum wir es tun.

Weiterführende Literatur:

Friederike Bahl: Lebensmodelle in der Dienstleistungsgesellschaft. Hamburger Edition, Hamburg 2014.

CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag. Berlin Heidelberg 2017.

Philipp Staab: Macht und Herrschaft in der Servicewelt. Hamburger Edition, 2014.

Tim Leberecht: Business-Romantiker. Von der Sehnsucht nach einem anderen Wirtschaftsleben. Droemer Verlag, München 2015.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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