Noch nie vom One-on-One gehört? Warum es gut ist, wenn Dein Chef Dich regelmäßig zum Einzelgespräch bittet
Immer mehr Organisationen führen das „Einzelgespräch Deluxe“ ein. Warum Führungskräfte aller Branchen sich dafür Zeit nehmen sollten.
In agilen Tech-Unternehmen längst usus, zieht das so genannte One-on-One auch in klassische Unternehmen ein. Die XING News Redaktion gibt einen Überblick zu allem, was du über das One-on-One wissen solltest.
Was ist ein One-on-One?
Das One-on-One ist ein regelmäßig stattfindendes Einzelgespräch zwischen einer Führungskraft und ihren Mitarbeitenden und kommt ursprünglich aus der agilen Arbeitswelt. Inzwischen hat das meist wöchentlich stattfindende Feedbackgespräch zwischen Chefi•in und Mitarbeitenden Einzug auch in Unternehmen mit klassischen Organisationsstrukturen gehalten. Es dient dem Austausch, dem kontinuierlichen Updaten und der persönlichen Förderung und Bindung – und ist ein Format, dessen Agenda immer die Mitarbeitenden setzen sollten.
Warum sollte man das One-on-One kennen?
Zweiergespräche, Krisengespräche und persönlichen Austausch hat es immer gegeben. Und trotzdem hat das One-on-One in den letzten Jahren in Deutschland enorm an Bedeutung gewonnen.
Der Trend zu hybridem und agilem Arbeiten, eine wachsende Fluktuation der Mitarbeitenden in Unternehmen und natürlich die besonderen Abstands- und Homeoffice-Regelungen der Pandemie haben dazu geführt, dass wir seltener auf dem Büroflur, in der Kaffeeküche oder auf Zuruf zum Stand-Up-Meeting zusammenkommen können. Diese Entwicklung lässt sich auch in Zahlen messen: Eine Studie der Produktivitäts-App Reclaim.ai hat für den Zeitraum zwischen Februar 2020 und Oktober 2021 einen 500-prozentigen Anstieg von Einzelgesprächen verzeichnet. Damit ist das One-on-One eines der wichtigsten Meetings für Manager·innen und Führungskräfte geworden.
5 gute Gründe, weshalb Unternehmen One-on-Ones einführen sollten
Sie
stärken berufliche Beziehungen und fördern dadurch Bindung und Engagement
verbessern den Feedback-Prozess
erlauben Manager•innen, ein besseres Verständnis für ihre Mitarbeitenden und deren Arbeitsprozesse zu erlangen
gewähren Mitarbeitenden Zeit, Raum und Gehör für ihre Ziele und Visionen
sind gut für die mentale Gesundheit: ein geschützter Raum und offenes Ohr bieten psychologische Sicherheit
Die Zeit für die intensiven Einzelgespräche ist gut investiert und zahlt sich aus. Eine internationale Gallup-Studie hat herausgefunden, dass Mitarbeitende, die sich regelmäßig mit ihren Vorgesetzten zu One-on-Ones treffen, sich mit dreimal höherer Wahrscheinlichkeit stark für ihre Arbeit engagieren als Mitarbeitende, die das nicht tun.
Gesprächsregeln: Wie wird ein One-on-One gestaltet?
Um individuell auf Mitarbeitende einzugehen, müssen One-on-Ones regelmäßig und verbindlich stattfinden. Das Einzelgespräch ist ein Ort für ehrliche Einschätzungen, Bedenken und Sorgen und der Raum für gemeinsame Planung von Projekten, Zielen, aber auch der beruflichen Weiterentwicklung. Das One-on-One sollte als regelmäßiger Termin im Kalender stehen und nur im absoluten Notfall abgesagt werden. Wer den Termin absagt, kümmert sich sofort darum, einen neuen zu finden.
Der Fokus eines One-on-One sollte auf den Dingen liegen, die man nicht in Emails, Slack- und Team-Channels oder im Teammeeting besprechen möchte.
Mögliche Themen sind:
Individuelle Hindernisse und Schwierigkeiten beim Erreichen von Zielen
Konkrete Vereinbarungen, wie die Führungskraft beim Überwinden dieser Hindernisse helfen kann
Kontinuierliches Feedback
Wissenslücken schließen
Ausräumen von Konflikten
Weitergabe von Informationen, die noch nicht in der gesamten Organisation geteilt wurden (Wasserfall-Prinzip)
Weiterbildungen
Berufliche Weiterentwicklung
Außerdem: hier ist durchaus auch Raum für einen Austausch über das, „was zuhause passiert“ und eventuell belastet
Die hohe Kunst des One-on-One – wenn es unangenehm wird
Wie kann ich verhindern, dass meine One-on-Ones nur nette Gespräche aber im Grunde reine Zeitverschwendung sind? Mark Rabkin, Product VP (Vice President) bei Facebook hat auf diese Frage eine klare Antwort. Er findet, dass One-on-Ones nur dann wirklich ihren Zweck erfüllen, wenn sie sich – zumindest kurz – unangenehm anfühlen. Er sagt: Wachstum und Veränderung haben immer unangenehme Seiten – nimm sie an.“
Wachstum und Veränderung haben immer unangenehme Seiten – nimm sie an.“Mark Rabkin
Die wahre Kunst des Einzelgesprächs liege darin, so Rabkin weiter, unangenehme Fragen zu stellen und radikal ehrliche Einschätzungen zu hören. Nur so förderten Einzelgespräche sowohl die persönliche Entwicklung als auch fachliche und strukturelle Veränderungen. Und die seien schließlich das Ziel dieses Formats.
Rabkins One-on-One -Regeln für Mitarbeitende:
Wähle nur Themen, die du nicht öffentlich oder im Team besprechen möchtest.
Vereinbare mit deiner Gesprächspartner·in, je ein unangenehmes Thema pro Meeting zu besprechen.
Verbessere die Kommunikation auf allen anderen Kanälen (wie Slack, Teams und Team Meetings), damit im 1:1 auch Raum für die komplexen Themen bleibt.
Folgende Beispiele verdeutlichen, was die Inhalte eines One-on-one nach den obigen Regeln sein könnten:
Die Metaebene: Manchmal besprechen
Welches Gefühl wird Dir von Deinem Vorgesetzten vermittelt? Sprich es an.
Die Meta-Konversation: Über welche Themen sprecht ihr nie oder ständig? Warum ist das so?
Prüfe das Vertrauen. Wie schwer ist es für Euch, einander zu vertrauen? Wie könnte sich die Vertrauensbasis verbessern?
Die Aktionsebene: Immer besprechen
Frag nach Rat. Erzähle von einer Idee oder einem Plan und bitte um die Einschätzung deines Gegenübers.
Beurteile eine vergangene Situation und frag: Was hätte ich anders machen können/sollen?
Sprich über einen Fehler, den du gemacht hast und frag, ob es aufgefallen ist oder nicht. Bitte um Tipps für die Zukunft.
Wie gestaltet Ihr Eure Einzelgespräche? Teilt Eure Erfahrungen in den Kommentaren!
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