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Ökologisch bauen und renovieren: Die wichtigsten Tipps und Trends

Ein Schlüssel zur Gestaltung einer nachhaltigen, generationengerechten Zukunft liegt in der Art und Weise, wie wir bereits heute Bauvorhaben planen und umsetzen, unabhängig von der Größe der Maßnahme. Dabei ist das nachhaltige Bauen geprägt von einer Vielzahl von Parametern, die zu berücksichtigen sind. So spielen Themen wie Klimaschutz und Emissionsreduktion sowie der Ressourcenverbrauch vom Rohstoff bis zur Wiederverwendung eine wesentliche Rolle. Eine umweltschonende Vorgehensweise ist somit in sämtlichen Bereichen des Lebenszyklus notwendig - auch beim Aus- und Umbau. Wenn es um Innenräume geht, kommt noch ein wichtiger Nachhaltigkeitsfaktor hinzu: das Thema Gesundheit und Schadstoffreduktion.

Erst einmal ist es wichtig zu wissen, dass es bei der ökologischen Betrachtung nicht nur um die Art des Baustoffes geht, der eingesetzt wird. Wir müssen uns darüber bewusstwerden, dass wir uns immer in einem ausbalancierten Kontext zwischen Suffizienz (wir setzen so wenig wie möglich an Ressourcen ein), Effizienz (die eingesetzten Materialien und Techniken werden so effektiv wie möglich genutzt) und Konsistenz (Einsatz von natürlichen und naturverträglichen Ressourcen bis hin zum Handeln in Kreisläufen) bewegen. Mir ist es sehr wichtig, dass wir das ökologische Bauen nicht von vornherein nur auf die Naturverträglichkeit der Baustoffe reduzieren, auch wenn dies für uns und unsere Gesundheit persönlich eine sehr entscheidende Rolle spielt und direkte Auswirkungen auf unser Wohlbefinden hat.

Denn der Mensch verbringt fast 90% seiner Zeit in geschlossenen Räumen. Diese Räume sind durch energetische Optimierungen in ihrer Bauweise immer dichter geworden, so dass bei einer unzureichenden Lüftung wir den Ausdünstungen der eingebauten Materialien ausgesetzt sind. Das sogenannte Sick-building Syndrom beschreibt die Auswirkungen, die durch den Einsatz von schadstoffbelasteten Baumaterialien, Ausstattungsgegenständen aber auch unsachgemäße Nutzung und Reinigung der eigenen vier Wände entstehen. Allergien, Kopfschmerzen, Husten und Augenbrennen sind nur einige Symptome. Die Innenraumluft ist oftmals um ein Vielfaches belasteter als die Außenluft.

Ökologisch heißt dabei nicht immer gleich auch gesundheitlich unbedenklich. In der Natur gibt es auch Stoffe, die für den Menschen unverträglich oder sogar giftig sind. Daher ist es immer wichtig, genau zu wissen, was genau betrachtet wird. Eine allgemeingültige Definition für ökologische Bauprodukte gibt es nicht. Generell spricht man bei ökologischen Bauprodukten meist von natürlichen Erzeugnissen. Fasst man den Rahmen weiter, so sollen ökologische Baustoffe zur Energieeinsparung beitragen, wenig Schadstoffe enthalten und sich einfach wiederverwenden lassen.

Immer mehr Bauprodukte besitzen bereits eine Umweltdeklaration - EPD (Environmental Product Declaration). Die Umweltdeklaration bildet sämtliche umweltrelevanten Eigenschaften eines Produktes ab, welche Auswirkungen dieses betrachtet über den gesamten Lebenszyklus, auf die Umwelt hat.

Für den Laien ist es jedoch wesentlich einfacher, auf spezielle Umweltsiegel zu achten. Dabei ist es nicht immer einfach, den Überblick bei der Vielzahl von Siegeln zu behalten. Wichtig ist, dass die Siegel von unabhängigen Instituten vergeben werden.

Das bekannteste Siegel ist wohl der blaue Engel, welches auch das älteste Umweltsiegel darstellt (bereits 1977 entwickelt). Das offizielle Siegel der Bundesregierung kann als unabhängig betrachtet werden. Den Blauen Engel gibt es in unterschiedlichen Kategorien und er garantiert, dass ein Produkt die Umwelt und das Klima weniger belastet.

Das natureplus Siegel ist ebenfalls unabhängig und gilt als eines der strengsten und vertrauenswürdigsten Siegel. Die empfohlenen Produkte bestehen aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen, schonen das Klima und sind gesundheitlich unbedenklich.

Ein weiteres unabhängiges und vertrauenswürdiges Siegel stammt vom ECO-Institut. Die Anforderungen an die Umweltverträglichkeit sind ähnlich hoch wie bei dem natureplus Siegel.

Es gibt auch Siegel, die keine qualitative, sondern quantitative Einschätzung abgeben. Hier kann sich der Verbraucher ein genaues Bild davon machen, wie das Produkt innerhalb einzelner Kriterien abschneidet, es sorgt somit für mehr Transparenz. Grundlage für solche Siegel sind umweltspezifische Produktdeklarationen. Ein bekanntes Label stellt das DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) Navigator Label dar.

Manche Siegel und Zertifizierungen gehen auf speziellere Kriterien ein. So prüft das Sentinel Haus Institut vor allem die für die Gesundheit der Nutzer verantwortlichen Schadstoffe in Produkten und empfiehlt nur solche Produkte, die weit unter den empfohlenen Grenzwerten für flüchtige organische Verbindungen liegen.

Dispersionsfarben nutzen als Bindemittel zumeist Kunststoffe, somit aus ökologischer Sicht nicht ideal. Zudem werden diesen häufig Biozide als Stabilisatoren beigemischt, was zu allergischen Reaktionen führen kann. Dispersionsfarben gelten zwar als diffusionsoffen, jedoch nur wenige davon als hoch durchlässig für Feuchtigkeit. Hinzu kommt, dass diese Farbe meist auf Tapeten eingesetzt wird, was die Diffusionsoffenheit weiter heruntersetzt. Es gibt einige Alternativen, die je nach Anwendungsfall aus ökologischer und gesundheitlicher Sicht zu empfehlen sind.

Bei Leimfarbe, wird wie der Name schon sagt, Leim als Bindemittel verwendet und Wasser als Lösungsmittel. Es gibt sie fertig oder als Pulver. Da Leimfarbe ohne Kunstharze hergestellt wird, kann sie als umweltfreundlich bezeichnet werden.

Besonders gut geeignet für Feuchträume sind vor allem die umweltfreundlichen Silikat-, Kalk, und Lehmfarben. Sie verhindern durch ihre Wasserdampfdurchlässigkeit Schimmelbildung und schaffen ein angenehmes Raumklima. Kalkfarben können beispielsweise sogar Gerüche absorbieren.

Je nach Untergrund sind all diese Alternativen auch durch den Laien zu verarbeiten.

Bei Tapeten gibt es einige Alternativen, die sicherlich besser als andere sind. Generell wird bei der Herstellung von Tapeten Energie und Wasser verbraucht. Werden die Tapeten nicht aus Altpapier hergestellt, so wird Holz benötigt. Dies sollte zwar mindestens FSC-zertifiziert sein, ist aber generell aufgrund der schlechteren Umweltbilanz als weniger nachhaltig zu bewerten. Leider gibt es auch immer noch einige Tapeten, die bestimmte gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe besitzen. Vinyltapeten besitzen beispielsweise in ihrer Beschichtung PVC, dessen Weichmacher ausdünsten und in die Raumluft abgegeben und damit von uns eingeatmet werden.

Vliestapeten dagegen bestehen aus Textilfasern und Zellulose. Sofern diese nicht chemisch behandelt sind, kann man hier von einer umweltfreundlichen Alternative sprechen. Beachten muss man hierbei allerdings auch die verwendeten Bindemittel, hier sollten keine Acrylate zum Einsatz kommen. Bei Textiltapeten ist es ähnlich.

Der setzt Naturtapeten ein. Diese garantieren 100% natürliche Materialien und enthalten keine gesundheitsschädlichen Stoffe. Papiertapeten wurden früher oftmals beschichtet oder versiegelt. Die zugesetzten Farben oder Beschichtungen enthielten Schadstoffe wie Formaldehyd. Heutzutage werden die meisten Papiertapeten schadstofffrei hergestellt. Zu achten ist auf das RAL-Gütesiegel sowie den blauen Engel. Wer besonderen Wert auf schadstoffarme Materialien legt, sollte auf das natureplus Siegel oder die Prüfung des Sentinel Haus Institutes achten.

Setzt denn heutzutage noch jemand PVC als Bodenbelag ein? Zuallererst wäre Linoleum eine natürliche Alternative zu PVC und wirkt in seiner Optik auch ähnlich. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass es sich bei Linoleum um ein Material handelt, welches aus vollständig natürlichen Stoffen besteht. Der Gewebeträger besteht aus Jute und das Obermaterial aus Leinöl, Holz- oder Korkmehl und weiteren mineralischen Füllstoffen.

In vielen Fällen, gerade in Wohnräumen wird gerne einer der natürlichsten Baustoffe, nämlich Holz eingesetzt. Ist das Holz nicht verklebt, mit einer natürlichen Pflege behandelt und stammt es aus zertifizierter Forstwirtschaft, ist dies eine sehr ökologische Alternative.

Korkböden sind je nach Betrachtungsweise sogar noch nachhaltiger als Holz. Denn das Material zur Herstellung von Korkfußböden fällt bei der Herstellung von Flaschenkorken ab. Es ist sozusagen ein Abfallprodukt, dass einer zusätzlichen Nutzung zugeführt wird. Neben seinen schalldämmenden Eigenschaften ist er durch seine Elastizität und Wärmedämmfähigkeit sehr angenehm zu laufen.

Sofern bereits ein größerer Schimmelbefall entstanden und dieser bereits in Putzflächen eingedrungen ist, sollte dieser unbedingt von einem Fachmann entfernt werden. Bei kleineren Flächen empfiehlt es sich, diesen mit medizinischem Alkohol abzuwaschen. Es sollte darauf geachtet werden, dass man mit einer Atemschutzmaske arbeitet, denn Schimmelsporen verursachen eine Fülle von gesundheitlichen Schäden, vor allem aber Atemwegserkrankungen.

Entscheidender ist jedoch, die Ursache für den Schimmelbefall zu beheben. Schimmel entwickelt sich bei einem zu hohen Luftfeuchtegehalt. Bei einer relativen Luftfeuchte von 80% bestehen ideale Bedingungen für das Wachstum von Schimmel. Erhöhte Feuchte entsteht durch Baumängel (bauphysikalische Mängel), Wasserschäden oder den Raumnutzer selbst. Daneben sind die Raumtemperatur sowie der Nährstoffgehalt der Oberfläche entscheidend.

Die wichtigste Handlungsempfehlung ist daher das richtige Lüftungsverhalten. Lüften stellt das wirksamste Mittel zur Entfernung von Feuchtigkeit aus der Wohnung dar. Zusätzlich sollten vor allem in den kalten Jahreszeiten zusätzliche Feuchtequellen vermieden werden.

Eine höhere Temperatur auf der Innenseite der Außenwände vermeidet ebenfalls Schimmelbefall. Eine sachgemäße Dämmung der Außenwände spart somit nicht nur Energie, sondern reduziert das Entstehen von Schimmel. Eine Innendämmung ist ebenfalls möglich, nur passieren hier leider häufiger Fehler in der Ausführung und das Risiko von Schimmelbildung wird sogar erhöht.

Sollte der Schimmel durch einen Baumangel oder Wasserschaden entstanden sein, sollte dieser natürlich umgehend behoben werden.

Bei sachgerechter Planung und Ausführung ist die Dämmung von Innenwänden heutzutage nicht nur unproblematisch, sondern gerade in denkmalgeschützten Gebäuden dringend geboten, um den geringen Wärmedämmstandard zu verbessern. Wollen wir auch nur annähernd die nötigen Klimaschutzziele erreichen, müssen wir uns auf den Bereich der Altbauten konzentrieren.

Bisher werden für die Innendämmung häufig Polystyrol- oder Mineralwolldämmplatten eingesetzt. Dabei gibt es eine Vielzahl von ökologisch und gesundheitlich unproblematischen Varianten, die auch in ihrer Klimabilanz entscheidende Vorteile haben.

Neben dem Einsatz von Kalziumsilikat oder Vulkanstein, kommen auch Materialien wie Holzfasern, Hanf, Zellulose, Kork oder sogar Schafwolle zum Einsatz. Neben den aufgezählten Vorteilen sorgen diese Materialien zudem für ein besseres Raumklima.

Wenn es um Wandmaterialien und Putze geht, steht Lehm als eines der ältesten Baumaterialien an oberster Stelle. Neben der perfekten Ökobilanz hat Lehm den großen Vorteil, mit seiner feuchteregulierenden Eigenschaft für ein gesundes und behagliches Raumklima zu sorgen. Zudem speichert dieses Material Wärme. Dem Material Kalk werden ähnliche Eigenschaften zugesprochen. Ökologisch vorbildliche Putzträgerplatten werden vermehrt aus Holzfasern, Hanf oder Stroh hergestellt.

In unseren Bauwerken schlummert ein Schatz, eine gigantische Menge an Sekundärrohstoffen. Die Möglichkeit, diese später wieder nutzen zu können, muss bereits bei der Planung berücksichtigt werden. Denn wenn recyclefähige Materialien verklebt oder anderweitig mit anderen Materialien vermischt werden, liegt keine Sortenreinheit vor und die wertvollen Sekundärrohstoffe können nicht wiederverwendet werden.

Zuwenig betrachtet wird auch noch eine weitere Konsequenz: die der Baustellenabfälle. Denn Materialien, die nach der Nutzungsphase keine schädlichen Auswirkungen haben und sortenrein verarbeitet werden, begünstigen natürlich auch die Qualität der Abfälle auf der Baustelle, egal ob es sich um eine Großbaustelle oder eine Umbaumaßnahme in den eigenen Vier Wänden handelt. Der Verschnitt vieler ökologischer Baustoffe kann wiedergenutzt werden.

Wenn man bei der Beschaffung zudem darauf achtet, möglichst regionale Materialien einzusetzen und auf regionale Partner Wert legt, sind die entscheidenden Einflussfaktoren berücksichtigt.

Es ist nicht einfach, eine konsequent umweltschonende Baustelle in den eigenen Vier Wänden zu realisieren. Ob ein Produkt umweltschonend ist, können wir über bestimmte Siegel und Kennzeichen erkennen, auch ob es Gesundheitlich unbedenklich ist. Über Umweltdeklarationen erkennen wir die Auswirkungen bis hin zur Entsorgung.

Es kommt aber auch auf unser eigenes Verhalten an: Ist der Umbau, die Sanierung oder das Neubauprojekt wirklich erforderlich oder kann ich Vorhandenes länger nutzen? Wie und womit verarbeiten wir die Materialien? Legen wir dort die gleichen Kriterien zugrunde? Kommen die Materialien aus der Region oder wurden diese um den halben Erdball transportiert? Und womit kommen die Materialien zu uns, oder fahren wir für jedes einzelne Gebinde 50 km mit dem Auto? Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die berücksichtigt werden sollten.

Toll, wenn wir einfach anfangen und immer häufiger Entscheidungen hinterfragen und diese im Sinne einer generationengerechten Zukunft fällen. Jeder setzt dabei seine eigenen Akzente.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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